US-Waren im Wert von 72 Mrd. Euro wären von Gegenzöllen betroffen © APA - Austria Presse Agentur
Im Zollkonflikt mit den USA drängt die EU auf zügige Fortschritte in den Verhandlungen. Nach Angaben der zuständigen Europäischen Kommission wurde nun ein Team von Handelsexperten für technische Gespräche nach Washington geschickt. Zudem sollte es noch am Dienstag ein Telefonat zwischen EU-Handelskommissar Maros Sefcovic und dem US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer geben.
Am Montag hatte Sefcovic nach Angaben eines Sprechers bereits mit US-Handelsminister Howard Lutnick gesprochen. Über den Verlauf und die genauen Themen des Austausches wurde allerdings nichts bekannt. Die EU äußert sich aus taktischen Gründen nicht zum Stand der Verhandlungen. Ziel der EU ist es, die USA davon abzuhalten, ab dem 1. August Einfuhren aus der EU mit einem Zoll in Höhe von 30 Prozent zu belegen.
EU plant Gegenzölle auf Flugzeuge und Autos aus den USA
Die EU verständigte sich bereits auf Details für mögliche Gegenmaßnahmen. Diese sollen aber nur greifen, wenn die Gespräche mit der US-Regierung in den nächsten Wochen kein Ergebnis bringen. Die Europäische Union würde dann unter anderem Flugzeuge, Maschinen, Autos, Chemikalien und medizinische Geräte aus den USA ins Visier nehmen - im Wert von insgesamt 72 Mrd. Euro. Das geht aus einer Liste hervor, die an die 27 EU-Mitgliedstaaten versendet wurde und die der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag vorlag. Auf der Liste stehen auch Elektro- und Präzisionsgeräte sowie landwirtschaftliche Erzeugnisse von Obst und Gemüse bis Wein, Bier und Spirituosen.
EU setzt vorerst auf Verhandlungen
Bis Ende des Monats soll eine Eskalation im Handelsstreit mit Verhandlungen abgewendet werden. Sowohl die USA als auch die EU hatten zuletzt von Annäherungen in den Gesprächen berichtet. Trotzdem hatte US-Präsident Donald Trump am Wochenende mit hohen Sonderzöllen von pauschal 30 Prozent gedroht. Die EU-Kommission, die die Handelspolitik in Europa koordiniert, hatte darauf besonnen reagiert und mögliche Gegenmaßnahmen noch nicht in Kraft gesetzt.
Das 72-Milliarden-Paket wäre die zweite Vergeltungsrunde gegen US-Zölle. Es würde US-Zölle auf Autos, Autoteile und pauschale Zölle von derzeit noch 10 Prozent beantworten. Größenordnungen von 30 Prozent würden nach Einschätzung von Experten den gegenseitigen Handel nachhaltig beeinträchtigen und massive Folgen für die Wirtschaft haben. Ein erstes Paket mit Gegenmaßnahmen umfasste US-Waren im Wert von 21 Mrd. Euro. Es wurde im April genehmigt, dann aber wieder ausgesetzt, um die Verhandlungen nicht zu torpedieren. Die Aussetzung gilt bis zum 6. August.