Die Standortverlagerung eines Großkonzerns von Vorarlberg nach Wien hat 2023 nach Berechnungen der Statistik Austria einen Einbruch des realen Vorarlberger Bruttoregionalprodukts (BRP) ausgelöst und ist maßgeblich für das Wachstum in der Bundeshauptstadt verantwortlich gewesen. Laut Medienberichten handelt es sich um den brasilianischen Zellstoffkonzern Suzano, der seine Europazentrale verlagerte. Seit heuer hält Suzano 15 Prozent am heimischen Zellstoffkonzern Lenzing.
Das gesamtösterreichische Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im abgelaufenen Jahr um 1,0 Prozent. Die Entwicklung des realen Bruttoregionalprodukts lag je nach Bundesland zwischen plus 2,5 Prozent in Wien und minus 14,1 Prozent in Vorarlberg. "In Wien und Vorarlberg haben wenige Unternehmen die Ergebnisse stark beeinflusst. Ohne diese Sondereffekte wäre die Wiener Wirtschaft geschrumpft und der Rückgang der Vorarlberger Wirtschaft wäre deutlich geringer ausgefallen", so Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas am Dienstag in einer Aussendung. "Im Jahr 2023 hat die Rezession in Handel, Bau und Industrie die Wirtschaftsentwicklung in den meisten Bundesländern geprägt." Gleichzeitig sei der Tourismus weiter gewachsen.
Neben Wien war Salzburg (plus/minus 0,0 Prozent) das einzige Bundesland, in dem das reale Bruttoregionalprodukt 2023 nicht sank. Der Tourismus war erneut eine wichtige Stütze für die Salzburger Wirtschaft. Auch die Getränkeherstellung lieferte einen positiven Beitrag zur Wirtschaftsentwicklung. Red Bull und Stiegl haben ihren Firmensitz in Salzburg. Tirols Wirtschaft schrumpfte um 0,8 Prozent und damit etwas weniger als der Österreich-Durchschnitt. Auch in Tirol erwies sich der Tourismus als Konjunkturmotor. Etwas schlechter entwickelte sich die reale Wirtschaft in der Steiermark (minus 1,1 Prozent), im Burgenland und in Kärnten (jeweils minus 1,2 Prozent) sowie in Niederösterreich (minus 1,3 Prozent). Für diese Bundesländer seien die Rückgänge im Bau und im Handel "prägend" gewesen, so die Statistik Austria. Im Industriebundesland Oberösterreich schrumpfte das BRP um 1,7 Prozent, was neben Handel und Bau besonders an der Warenherstellung lag.
Auch im laufenden Jahr gibt es laut Österreichischem Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) "starke regionale Unterschiede" bei der Wirtschaftsentwicklung in Österreich. "Während Wien durch positive Entwicklungen im Tourismus und auf dem Arbeitsmarkt hervorsticht, leidet Oberösterreich aufgrund seiner industriellen Ausrichtung besonders unter der Rezession", schreiben die Ökonomen in einer aktuellen Analyse. Die Tourismus-Bundesländer Salzburg und Tirol würden heuer nur "moderate Rückgänge" der Wirtschaft verzeichnen, während Niederösterreich und Kärnten "stärker betroffen" seien.
(APA)