Kocher: "Stärken müssen ausgebaut werden." © APA - Austria Presse Agentur

Eine neue Studie des Lieferketteninstituts ASCII zeigt Chancen und Stärken der österreichischen Halbleiterindustrie auf. Demnach liegt die Stärke des österreichischen Chip-Ökosystems im Detail und in der Vernetzung. Chancen ergeben sich laut Studie in der industriellen Anwendung. Es gelte nun die identifizierten Stärken zu nützen und weiter auszubauen, sagte Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) bei der Studienpräsentation am Donnerstag.

Als Wachstumsfeld identifiziert die Studie etwa den Automobilbereich. Der Wandel hin zur Elektromobilität steigert die Nachfrage nach Chips. Während ein Verbrennermotor etwa 1.500 Chips verbaut hat, benötigen Elektroautos rund 3.000 Chips, sagte ASCII-Leiter Peter Klimek. Somit ergebe sich durch die Transformation der Mobilität auch ein großes Potenzial für heimische Chipzulieferer. Als Stärke der österreichischen Halbleiterindustrie nennt die Studie etwa die Equipment- und Ausrüstungsherstellung für die Halbleiterproduktion. Stark sei die Branche auch bei der Erzeugung von Vor- und Zwischenprodukten. Darunter fallen etwa Anlagen für die Halbleiterproduktion, Smartcards oder Mikroskope.

Österreich mischt bereits kräftig in der Halbleiterindustrie mit. Derzeit gibt es in der Branche in Österreich rund 280 Firmen. Dort arbeiten gut 72.000 Menschen. "Gemessen an der Größe des Landes sind Österreichs Unternehmen Nummer 1 beim Beitrag zu Wertschöpfung, Beschäftigung und bei Investitionen in Forschung und Entwicklung", sagte ASCII-Beirätin und Infineon Austria-Chefin Sabine Herlitschka mit Verweis auf eine Studie des Fachverbands der Elektro- und Elektronikindustrie. "In absoluten Zahlen liegen wir unter den Top 3 bzw. 4 in Europa."

Auf die Frage nach möglichen geopolitischen Risiken in den Lieferketten betonte Kocher, dass die internationalen Lieferketten extrem vernetzt seien. "Das heißt, es gibt gegenseitige Abhängigkeiten." Während andere Länder etwa von österreichischen Halbleiterausrüstern abhängig seien, seien die Österreicher wiederum in anderen Bereichen von anderen Ländern abhängig. Diese Abhängigkeiten zu beseitigen, "das wäre illusorisch zu versprechen". Es sei wichtig, seine Abhängigkeiten und Stärken zu kennen, aber "ich warne davor, das zu geopolitisch-strategisch einzusetzen, weil das tatsächlich gefährlich ist".

Aktuell kommen nach Angaben des Wirtschaftsministeriums rund 20 Prozent aller Chips in Europa zur Anwendung, jedoch werden nur rund 10 Prozent auch hier produziert. Bis 2030 soll sich die Halbleiterproduktion in Europa daher von 10 auf 20 Prozent am Weltmarkt verdoppeln, so das Ziel des EU-"Chips Act". Daran anknüpfend will die österreichische Bundesregierung die Halbleiterbranche hierzulande weiter stärken. Von 2024 bis 2031 sollen daher knapp 3 Mrd. Euro investiert werden, die wiederum mehr als 7 Mrd. Euro an Investitionen auslösen sollen.