Papierverarbeitende Industrie 2024 mit weniger Produktionswert © APA - Austria Presse Agentur
Die im Verband Propak organisierte papierverarbeitende Industrie hat ein schwieriges Jahr 2024 hinter sich. Der Umsatz der 87 Mitgliedsbetriebe fiel um ein Prozent, die Exporte brachten sogar fünf Prozent weniger Einnahmen. Die erzeugte Menge legte zwar um 4,8 Prozent zu, das sei aber vor allem auf Hygienepapiere, die von einem sehr niedrigen Niveau gestartet seien und Zigarettenerzeugnisse zurückzuführen, sagte Propak-Obmann Georg Dieter Fischer am Freitag vor Journalisten.
Für das laufende Jahr ist Fischer "leicht optimistisch", das heißt er erwarte "mindestens eine schwarze Null" bei der Entwicklung des Produktionswertes. Die schwierigen Rahmenbedingungen würden sich aber "nicht substanziell ändern", insbesondere kämen von der früheren Konjunkturlokomotive Deutschland "nicht die rosigsten Informationen".
Arbeitskosten belasten Wettbewerbsfähigkeit
Die papierverarbeitende Industrie exportiert 80 Prozent ihrer Erzeugnisse, insbesondere nach Deutschland. Nicht nur, aber insbesondere gegenüber dem großen Nachbarland habe die Wettbewerbsfähigkeit stark abgenommen, rechnete der stellvertretende Propak-Obmann Marko Bill Schuster in der gemeinsamen Pressekonferenz vor. Das liege ganz stark an den Arbeitskosten, die von 2021 bis 2025 in Österreich um 25 Prozent stiegen, in Deutschland hingegen nur um 14,5 Prozent.
Auch in Österreich gibt es aber wenig Rückenwind für die Branche. Die gesamte heimische Industrieproduktion sei um 9,5 Prozent geschrumpft, gibt Schuster zu bedenken - und "was nicht produziert wird, wird auch nicht verpackt".
Abschlüsse unter Inflation nötig
Diese Trends halten an, so Schuster. Neue Absatzmärkte könne die Branche aber nur schaffen, wenn die Gewerkschaft künftig auch bereit sei, über Lohnabschlüsse unter der Inflationsrate zu diskutieren. "Ich weiß, das ist in Österreich eine heilige Kuh, die man nicht über's Eis bewegen darf", so Schuster, aber ohne "mehr Kreativität" bei den KV-Abschlüssen werde man die Arbeitskosten nicht in den Griff bekommen. Auch durch Senkung der Abgaben- oder Sozialquoten müsse der Standort Österreich fitter gemacht werden.
Zuletzt sei es in der Papierindustrie und der chemischen Industrie gelungen, unter der Inflationsrate abzuschließen. "Ich bin sehr froh, dass jetzt der Bann gebrochen ist", so Fischer, das sollte sich auch fortsetzen. Es könne nicht auf Dauer Reallohnsteigerungen zu Lasten der Konkurrenzfähigkeit und der Arbeitsplatzsicherung geben.
Schuster wies darauf hin, dass Lohnkostensteigerungen - inklusive Lohnnebenkosten - nicht mehr über die Preise oder über Produktivitätssteigerungen weitergegeben werden könnten. Die Sozialpartner müssten Maßnahmen beschließen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, "sonst wird es zum Ausscheiden von manchen Betrieben kommen".
Erleichterungen durch EU-Entbürokratisierung erhofft
Eine kleine Erleichterung erwartet die Branche durch die Entbürokratisierungsinitiativen in Brüssel. Die Mitgliedsbetriebe haben im Schnitt 100 Mitarbeiter, fallen also in die Kategorie der KMU, für die die EU-Kommission Entlastungen vorgeschlagen hat, erinnerte Propak-Geschäftsführer Martin Widermann. Die sogenannte "Omnibus"-Initiative wolle eine "Bürokratieentschlackung" herbeiführen. "Das geht unserer Ansicht nach in die richtige Richtung, wir hoffen, dass die Entlastung der Betriebe so kommt, wie wir es uns davon versprechen", so Widermann. Die Regelungen würden auch nicht komplett verschwinden, was die Branche mittrage, solange man das richtige Augenmaß zwischen Vollziehbarkeit und Umsetzbarkeit in den Betrieben finde.
Auch Regeln, die nur für die ganz großen Unternehmen gelten, würden die Propak-Mitglieder treffen, erinnert Widermann. Denn als Zulieferer würden sie von den großen Produzenten mit detaillierten und aufwendig auszufüllenden Informationsanfragen konfrontiert. "Wir hoffen, sehr, dass im Zuge der Omnibus-Initiative darauf auch Rücksicht genommen wird".
Genaue Zahlen
Der Produktionswert der 87 Propak-Mitglieder fiel 2024 im Jahresvergleich um 1 Prozent auf 2,73 Mrd. Euro. Die produzierte Menge stieg zugleich um 4,8 Prozent auf 1,15 Mio. Tonnen. Der Exportwert ging um 5 Prozent auf 2,12 Mrd. Euro zurück, die exportierte Menge um 0,5 Prozent auf 729.000 Tonnen. Zugleich sanken die Importe nach Wert um 2,7 Prozent auf 1,54 Mrd. Euro, nach Menge um 1,9 Prozent auf 542.000 Tonnen. Die Zahl der Beschäftigten fiel um 1,9 Prozent auf 8.511, während die Zahl der Lehrlinge um 5,9 Prozent auf 232 zulegte.