Alexander Weiß, Vorstandsvorsitzender der Hypo Tirol Bank © APA - Austria Presse Agentur
Der Vorstandsvorsitzende der Hypo Tirol Bank, Alexander Weiß, hat sich optimistisch gezeigt, dass sich in der heiß diskutierten Zinsen-Frage die heimischen Bankenvertreter mit der Politik auf "gute Lösungen" einigen werden. Er gehe davon aus - und trete auch dafür ein - dass es "kundenindividuelle Lösungen "gebe, um "wirkliche Härtefälle" abfedern zu können, sagte Weiß im APA-Interview. Ein "neues Instrumentarium" wie staatliche Eingriffe bzw. Gesetze brauche es nicht.
Schließlich sei der Bankensektor bereits gut reguliert, betonte Weiß. Dass der Obmann der Bankensparte in der Wirtschaftskammer (WKÖ) und Erste-Group-Chef Willibald Cernko zuletzt angekündigt hatte, dass die heimischen Banken Kreditnehmern mit variabel verzinsten Krediten, die in Probleme geraten, entgegenkommen wollen und für die nächsten Tage Details ankündigte, geht für Weiß - ohne unmittelbar in die Gespräche involviert zu sein - in die von ihm befürwortete Richtung ebenjener "kundenindividuellen Lösungen". Es gehe wohl darum, bestimmten "Gruppen von Kunden" Sicherheit zu geben, so der seit Anfang Mai amtierende Vorstandsvorsitzende der Landesbank, der in diesem Zusammenhang an die Corona-Zeit erinnerte, in der die Banken unkompliziert geholfen hätten.
Konkret zählte der Spitzenbanker die Möglichkeit von Stundungen sowie jene der Neustrukturierung von Krediten sowie kurzfristigen Kontenüberziehungen auf. "Es ist alles vorhanden, um das Ganze kundenindividuell lösen zu können", zeigte sich Weiß überzeugt. All dies könne durch die bestmögliche Beratung der Kundinnen und Kunden aufgesetzt und in gemeinsamen Gesprächen mit dem jeweiligen Bank- bzw. Kundenberater erarbeitet werden. "Jede Bank hat eine breite Bandbreite an Produkten - vom Girokonto bis zum Sparbuch und Depot. Der Kunde hat die freie Wahl. Es gibt Produkte, die das Geld kurzfristig verfügbar machen und einen anderen Zinsertrag bringen als Produkte, die dafür geeignet sind, Geld längerfristig zu binden. Das kann und muss mit den Kunden individuell besprochen werden", erklärte der Vorstandsvorsitzende.
Den "wirklichen Härtefällen", die es "immer geben wird", könne nur geraten werden: "Gehen Sie rechtzeitig zum Kundenbetreuer und erarbeiten Sie mit ihm eine Lösung." Die Mitarbeiter seien auch "angehalten, sich verstärkt um die Kunden zu bemühen." "Ein ehrliches, zeitnahes Widmen und ein ebensolches Kümmern ist notwendig - wie wir das immer machen", betonte Weiß.
Dass das Sozialministerium den Verein für Konsumenteninformation (VKI) mit einer Verbandsklage gegen den Bankensektor beauftragt hatte, wollte Weiß nicht kommentieren. Dazu kenne er das Verfahren zu wenig und gebe es auch Berufenere als ihn, als "Vertreter einer Regionalbank." Er wolle keine Zurufe erteilen, sondern nur auf das bereits vorhandene Instrumentarium hinweisen. "Ich bin guter Dinge, dass in den Gesprächen jetzt gute Lösungen entstehen. Alle Themen und Argumente liegen am Tisch", so der Hypo Tirol-Chef.
Hinsichtlich der Diskussion über steigende Zinsüberschüsse der Banken, also hohe Kredit- und niedrige Sparzinsen, betonte Weiß, dass man von einem "langjährigen Negativzinsniveau" in ein "normaleres Zinsumfeld" gekommen sei. Mit immer wieder aufgebrachten Forderungen nach gesetzlichen Eingriffen wie einer Bankensteuer oder Übergewinnsteuer bzw. zusätzlichen Regulierungen kann der Bankmanager wenig anfangen: "Wir haben einen gut funktionierenden und zu Recht stark regulierten Bankensektor in Österreich. Da ist kein Bankenbashing angesagt."
Bezüglich der stetigen Debatte um die ursprünglich verschärften Vergaberegeln für Immobilienkredite, die von Politik und Bankenseite in den vergangenen Monaten stark kritisiert worden waren, zeigte sich Weiß recht zurückhaltend und gelassen. Er verwies etwa auf erzielte Lösungen für Zwischenfinanzierungen, die viel besser geregelt worden seien, sowie auf den Ratschlag der Aufsichtsbehörde, "den Fixzins nicht außer Acht zu lassen." Die Finanzmarktaufsicht (FMA) habe sich entschlossen, "stärker regulierend einzugreifen". "Die Regelungen sind wie sie sind, sie sind für alle gleich, wir haben uns alle an die Regeln zu halten. Aber sie werden gemonitort. Und die KIM-Verordnung (Verordnung zu den verschärften Vergaberegeln, Anm.) hat ein Ablaufdatum", betonte Weiß.
Die Hypo Tirol Bank sah der Vorstandschef unterdessen derzeit sehr gut aufgestellt und fit für die Zukunft. Im Geschäftsjahr 2022 hatte man einen Gewinn von 44,5 Mio. Euro vor Steuern erzielt und damit im Vergleich zum Geschäftsjahr zuvor beim Ergebnis deutlich zugelegt (2021: 29,9 Mio. Euro vor Steuern). Das laufende Geschäftsjahr verlaufe ebenfalls "positiv", verlautete Weiß. Zum Halbjahr - der Bericht werde demnächst vorgelegt - gehe man von einem "leicht über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres" liegenden Ergebnis in puncto Gewinn aus, so der Hypo-Chef, der von einem "moderat positiven Ergebnis" sprach.
Weiß bekräftigte, dass der Fokus der Bank weiter auf dem Kernmarkt Österreich bzw. Tirol und Wien liegen werde. Das Kapitel Italien - im Jahr 2011 hatte man dort mit beträchtlichen Kreditausfällen zu kämpfen und war auf 220 Mio. Euro an zugeschossenem Landesgeld angewiesen - sei fast zur Gänze "abgeschlossen" und gehe gegen Null. Der Mitarbeiterstand von rund 500 Beschäftigten soll auch in den kommenden Jahren gehalten werden. Auch das Filial- bzw. Geschäftsstellennetz soll bestehen bleiben - sehr wohl werde es aber in den Geschäftsstellen in den Bezirken zu verstärkten "Spezialisierungen" kommen. "Es macht keinen Sinn, dass in jeder Geschäftsstelle alles angeboten wird. Es ist daher vorgesehen, dass es in jeder Filiale Spezialgebiete geben wird und der Spezialist zum Kunden geht", gab der Vorstandsvorsitzende die Marschrichtung vor. Einher gehe damit eine Offensive im Bereich der Digitalisierung.
Für die Zukunft von Infrastruktur bzw. Filialen in der österreichischen Bankenlandschaft allgemein, sah Weiß alles andere als schwarz. Österreich habe nach wie vor ein, im internationalen Vergleich, relativ dichtes Filialnetz. Er glaube, dass dieses auch in Zukunft nicht signifikant ausgedünnt werde. Die Zukunft der Filialen und Bankstellen liege vor allem im Bereich der weitergehenden Kundenbetreuung, die "analog" nach wie vor stark nachgefragt sei.