Das Land Kärnten setzt beim Breitbandausbau auf Glasfaserverbindungen. © Klaus Prange/Pixabay
Nach einer EU-weiten Ausschreibung starten das Land Kärnten und die Kelag ein Private Public Partnership zur Realisierung eines zukunftsweisenden Breitbandprojektes.
Sie ist das schnellste Medium der Welt und wird im Zuge der Digitalisierung zu einer Infrastruktur, die in ihrer Bedeutung dem Strom-, Wasser- und Telefonnetz gleichkommt: die Glasfaser. Das Land Kärnten setzt beim Breitbandausbau voll auf Glasfaserverbindungen und damit auf eine stabile und sichere Infrastruktur mit einer Lebensdauer von 100 Jahren.
Für den breitflächigen Ausbau in ländlichen Regionen sucht die Landesgesellschaft BIK (Breitbandinitiative Kärnten) via EU-weiter Ausschreibung Partner aus der Privatwirtschaft. „Für unser nächstes großes Ausbauprojekt ging die Kelag als Bestbieter hervor. Ich freue mich sehr, dass unser Partnerschaftsmodell so viele Interessenten auf den Plan rief und letztendlich eine Kärntner Lösung zustande kam“, sagte Technologiereferentin LH-Stv.in Gaby Schaunig.
Private Public Partnership investiert 45 Millionen Euro
Sieben Gemeinden umfasst das Ausbauprojekt, und zwar Bad Bleiberg, Nötsch, Hermagor, Kötschach-Mauthen, Oberdrauburg, Irschen und Lavamünd. Über 14.000 Endkunden werden erreicht, mehr als 500 Kilometer Trasse verlegt. „Glasfaser wird zur neuen Lebensader für den ländlichen Raum. Schnelles Internet braucht man zum Arbeiten, zum Kommunizieren und zum Lernen, und zwar Jahr für Jahr in immer höherem Ausmaß“, erklärte Schaunig.
Kärnten setzt öffentliche Breitbandmittel nur dort ein, wo kooperative Projekte umgesetzt werden und Glasfaser verlegt wird. Konkret baut im gegenständlichen Private-Public-Partnership-Modell die BIK als öffentlicher Part die beihilfenrechtlich erlaubten „weißen Flecken“ aus und die Kelag jene Gebiete, die nicht förderfähig sind. 45 Millionen Euro werden investiert: Landesmittel in der Höhe von 11,4 Millionen Euro, dazu 16,1 Millionen Euro aus der Breitbandmilliarde des Bundes und 17,5 Millionen Euro seitens der Kelag.
Flächendeckende Glasfaseranschlüsse auf Open-Access-Basis
„Die Kelag investiert seit Jahren konsequent in den Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur in Kärnten“, erklärte Manfred Freitag, Vorstandssprecher der Kelag. „Neben dem Geschäftskundensegment, in dem wir schon mehr als 400 Businesskunden erfolgreich mit individuellen Lösungen bedienen, investieren wir seit 2019 in den flächendeckenden Glasfaserausbau in zahlreichen Kärntner Gemeinden. In diesen Projekten werden Gemeindegebiete flächendeckend mit Glasfaseranschlüssen auf Basis Open-Access errichtet, das bedeutet, dass wir die Telekom-Infrastruktur errichten und betreiben, die von allen Anbietern genutzt werden kann.
Es freut uns, dass wir den Zuschlag für den Glasfaserausbau in sieben Kärntner Gemeinden bekommen haben und dass wir nun gemeinsam mit der BIK mehr als 500 Kilometer Glasfasertrasse verlegen werden. Wir werden in den nächsten Tagen auf die Bürgermeister in den sieben Gemeinden zugehen, damit wir möglichst rasch mit der Vorvermarktung beginnen können, um schnell vom Reden ins Tun zu kommen. Unser Ziel ist ein hoher Ausbaugrad und der Betrieb der Glasfaser-Infrastruktur in Kärnten“, so Freitag.
Bewertung durch hochkarätig besetzte Kommission
Bewertet wurden die Angebote, die nach der EU-weiten Ausschreibung des Projekts eintrafen, von einer hochkarätig besetzten Bewertungskommission. Alexander Bouvier, Sprecher der Kommission, erläuterte die Kriterien: „Bewertet wurden neben quantitativen Kriterien insbesondere die Schnelligkeit des Ausbaus, also wie viele Endkundenanschlüsse in welcher Zeit realisiert werden, die Qualität des Vermarktungskonzeptes, die Qualität und der Fortschritt der Baumaßnahmen sowie die Endkundenparameter, also mit welcher Qualität und zu welchen Preisen Endkunden bedient werden. Die eingereichten Konzepte waren allesamt sehr hochwertig und professionell, der Bestbieter konnte letztlich mit seiner bereits bestehenden Präsenz in Kärnten sowie einer ausgeprägten Expertise bei Infrastrukturprojekten punkten.“
Flächendeckung von rund 86 Prozent bis Ende 2024
„Der Baustart erfolgt im Frühjahr 2022, die Fertigstellung des Gesamtnetzes ist bis längstens Ende 2024 geplant“, berichtete BIK-Geschäftsführer Peter Schark. Mit 14.125 anschließbaren Nutzungseinheiten (Wohnhäuser, Wohnungen, Betriebe, öffentliche Einrichtungen) erreicht der Ausbau eine Flächendeckung von rund 86 Prozent.
„Durch das Engagement der BIK mit öffentlichen Mitteln wird die Investition des privaten Partners so gehebelt, dass eine nahezu flächendeckende Versorgung mit Breitband in diesen ländlich geprägten Gebieten erreicht wird“, erklärte Schark. Wichtiger Bestandteil jedes Kooperationsprojekts ist die Leistbarkeit für die Endkunden. So beträgt die einmalige Anschlussgebühr 300 Euro. Die monatlichen Kosten für einen Glasfaser-Internetanschluss hängen von der gewählten Bandbreite ab und starten bei ca. 35 Euro. (BO)