Das Blockpit-Core-Team (v. l.): Lukas Krainz, Gerd Karlhuber, Florian Wimmer, Mathias Maier © Blockpit
Mit einer revolutionären Geschäftsidee hat es Florian Wimmer in die Liste der Forbes 30 Under 30 geschafft. Die nächste Wachstumsfinanzierung folgt einem nicht minder revolutionären Prinzip.
Im September 2017 präsentierten Mathias Maier und Florian Wimmer ihr Projekt Blockpit bei „Startup Live“ in Linz zum ersten Mal der Öffentlichkeit. Ihre Vision, einen Standard für das Steuerreporting von Digitalen Assets zu setzen, überzeugte, und die beiden Visionäre beendeten ein unvergessliches Wochenende als stolze Sieger des internationalen Start-up-Wettbewerbformats. Von da an ging es Schlag auf Schlag.
Steuererklärung auf Knopfdruck
Seinen Erfolgskurs startete Blockpit mit einer offenen Beta-Plattform und konnte schon in der Testphase seiner Softwarelösung zu Anfang 2018 auf über 1.000 Beta-Nutzer zurückblicken. Bis zum Ende des Jahres hatte sich diese Zahl bereits vervierfacht. Mittlerweile avancierte die junge Firma zum Experten für Compliance-Lösungen in Österreich und spezialisierte sich auf die Entwicklung von Finanzlösungen für digitale Finanzprodukte auf Blockchain-Basis, wie beispielsweise Bitcoin. Die Nutzer der mobilen App oder des Web-Dashboards können mit der angebotenen Lösung die eigenen Kryptotrades im Überblick behalten sowie die möglicherweise anfallende Steuerlast berechnen lassen. Die Plattform importiert sicher und anonym alle Transaktionen und Aktivitäten der benutzten Trading-Börsen oder Wallets, bereitet die Daten für den User in Echtzeit auf und exportiert Steuererklärungen und Herkunftsnachweise bei Bedarf auf Knopfdruck. Das eigens entwickelte und von der KPMG geprüfte Verfahren berechnet zudem alle Einkünfte aus dem Handel mit Digitalen Assets automatisch nach der jeweils zulässigen Methode (z. B. FIFO, LIFO, HIFO oder optimiert). Für die eigene Steuererklärung kann anschließend ein PDF-Dokument mit allen hierfür relevanten Informationen exportiert und als Beilage zur Steuererklärung beim Finanzamt eingereicht werden. „Was oft als juristisch nicht abschließend geklärter Graubereich erscheint, ist in Wahrheit in vielen Ländern und auch in Österreich klar vorgegeben. Wir empfehlen, sämtliche Einkünfte aus Kryptowährungen sauber und transparent zu dokumentieren, da das Finanzamt die Nachweise über diese Vermögenswerte einfordern kann und dies in vielen Fällen auch machen wird“, sagt Blockpit-CEO und Co-Founder Florian Wimmer.
Als Compliance-Partner bildet Blockpit die Schnittstelle zwischen Tradern, Steuerberatern, Dienstleistern und Institutionen aus der Finanzbranche. Der Firma ist es als international agierendes Reg-Tech ein großes Anliegen, den neu entstandenen Herausforderungen entgegenzutreten und Institutionen, wie zum Beispiel Aufsichtsbehörden, mit allen anderen Marktteilnehmern zu verbinden, um für Vertrauen und Sicherheit beim Umgang mit Digitalen Assets zu sorgen.
Erster Security Token in Österreich ausgegeben
Mit der Ausgabe des ersten Security Tokens in Österreich setzte Blockpit im April 2019 den nächsten Meilenstein seiner rasanten Erfolgsgeschichte. Dafür wurde eine Kooperation mit CONDA, dem österreichischen Pionier für alternative Finanzierungen, eingegangen. „Wir haben uns aus mehreren Gründen für dieses neue Finanzinstrument im Rahmen der Unternehmensfinanzierung entschieden. Gegenüber einer traditionellen Investitionsrunde, über beispielsweise die Ausgabe von Unternehmensanteilen über Venture Capital, kann man mit einem Security Token als Unternehmer ähnlich wie beim Crowdfunding eine breite Masse ansprechen und das Angebot flexibel gestalten“, erklärt Florian Wimmer.
Im Gegensatz zu einem klassischen Wertpapier ist der Security Token ein flexibel gestaltbarer „Smart Contract“, der vom Ausgeber aufgrund seiner technologischen Natur in seiner Art und seinem Umfang frei und flexibel definiert werden kann. Generell spricht man jedoch von einem klassischen Finanzprodukt, welches auf einer Blockchain transparent verbrieft wird. Es kann sich hierbei wie bei einer Aktie um tatsächliche Anteile an einer Firma handeln, aber auch um Umsatzbeteiligungen, Schuldverschreibungen oder vieles mehr. Die Vorteile, die solch eine Tokenisierung mit sich bringt, sind sowohl für Herausgeber als auch für Käufer vielzählig. Der herausgegebene Security Token (TAX Token) von Blockpit garantiert in diesem Fall eine Umsatzbeteiligung in Form eines Genussrechts und stellt ein durchaus außergewöhnliches Finanzinstrument dar. „Security Token Offerings verbinden die Vorteile der herkömmlichen Unternehmensfinanzierung über die Ausgabe von Wertpapieren mit der Blockchain-Technologie und stellen gerade für Start-ups und KMUs eine innovative und günstige Art der Projekt-und Unternehmensfinanzierung dar“, so Rechtsanwalt Oliver Stauber, Partner bei Stadler Völkel Rechtsanwälte, welcher die Emission der TAX Token im Rahmen des STO (Security Token Offering) von Blockpit rechtlich begleitet.
Erst vor Kurzem gab Blockpit bekannt, mit dem Security Token über 2,5 Millionen Euro eingenommen zu haben. Mitglieder des in Österreich ansässigen Investoren-Clubs European Super Angels Club investierten in das Blockchain-RegTech über den „EXF Alpha“-Fonds des Clubs sowie über den Kauf von Security Token.
Security Token könnten die Finanzwelt revolutionieren
Gerade im letzten Jahr boomten sogenannte ICOs (Initial Coin Offerings) als alternative Finanzierungsmöglichkeit unter Einsatz der Blockchain-Technologie. Doch das Konzept hatte Schwächen im Bereich der Sicherheit. Security Token Offerings (STO) wirken diesen Schwächen entgegen, indem umfassende Regulierungen geschaffen wurden und echte Vermögenswerte rechtlich gedeckt auf der Blockchain verbrieft werden. „Während 2017 das Jahr der ICOs war und 2018 der Bärenmarkt die überhitzten Erwartungen unter Schmerzen wieder auf den Boden der Realität geholt hat, zeichnet sich 2019 als das Jahr des STOs ab“, sagt Christoph Kletzer, Senior Lecturer am King’s College London und Beirat der Digital Asset Association Austria (DAAA). Mit den STOs sind die großen Erwartungen, die von ICOs oft enttäuscht wurden, gereift und in rechtlich gesicherter Form realisiert worden. Unter den vielen Vorteilen lassen sich laut Kletzer drei hervorheben: Die gesteigerte Liquidität auch für kleinere Unternehmen, die Interoperabilität der Vermögensklassen und eine mögliche Innovation der Struktur der verbrieften Rechte. Prominente Beispiele für erfolgreiche STOs sind etwa Aspen Digital, die 18 Millionen US-Dollar für Immobilienanteile an einem Luxus Ressort in Aspen aufgestellt haben, oder der Technologie-Wachstumsfond ANDRA Capital, der 1 Milliarde US-Dollar im Auge hat. Während die USA bei der Gesamtzahl der STOs noch führen, ist die Schweiz bereits an zweiter Stelle. In Österreich und anderen europäischen Ländern gibt es laut Christoph Kletzer eine sichtbar gesteigerte Aktivität. Asien, bei ICOs führend, muss bei STOs jedoch noch aufholen.
Blockpit und CONDA in der Vorreiterrolle
„Die eigentliche Innovation an dem Security Token ist die Einfachheit der Gestaltung, die hohe Sicherheit und die schnelle technologische Umsetzung für beide Seiten“, sagt Paul Pöltner von der CONDA AG. CONDA ist für die technologische Infrastruktur zuständig und will mittelfristig einen Standard für STOs etablieren. Das österreichische Fintech-Unternehmen nutzte dabei gemeinsam mit Blockpit die Infrastruktur des hauseigenen CRWD Networks um den STO durchzuführen. Blockpit und CONDA haben somit eine Vorreiterrolle in Österreich und haben durch den Einsatz der Blockchain-Technologie die Möglichkeiten der Unternehmensfinanzierung auf das nächste Level gehoben. Das große Ziel von CONDA: Anbieter für STO-as-a-Service werden. „Die harte Arbeit sowie die zahlreichen Abstimmungsrunden mit spezialisierten Rechtsanwälten und europäischen Regulatoren haben sich gelohnt, denn CONDA hat letztes Jahr die weltweit erste technische Lösung für die einfache und mühelose Herausgabe von Security Token gelauncht“, zeigt sich Paul Pöltner über die Erfolge erfreut.
Durch eine Kooperation mit der Staatsdruckerei-Tochter youniqx Identity AG geht CONDA sogar noch einen Schritt weiter und integriert eine hochsichere Private-Key-Lösung. „Chainlock“ eröffnet eine Vielzahl von Anwendungen; beginnend beim Schutz von Identitäten vor Hackern bis hin zum Schutz vor Kunstfälschern. CONDA bietet somit eine einzigartige Lösung zur Tokenisierung von bereits existierenden und gut etablierten Finanzinstrumenten, die es sämtlichen europäischen Unternehmen erlaubt ihre eigenen, 100 Prozent rechtskonformen Security oder Equity Token herauszugeben.
Börsenfreigabe lässt auf sich warten
Für den Kauf eines Security Tokens ist allem voran kein klassisches Depot bei einer zentralisierten Entität nötig – die Assets können selbst gehalten werden und bringen eine gewisse Kontrolle zurück zum Besitzer. Dazu ist nur ein Smartphone oder PC notwendig. Ab hier ist der Weg derselbe wie bei bereits bekannten Finanzprodukten. Während aktuell noch lizenzierte Börsen für den Handel mit Security Token auf sich warten lassen, wird es voraussichtlich erste Handelsplätze mit Ende des Jahres geben. Für die Vorläufer bei solch einem neuen Thema ist der Prozess natürlich noch mit vielen Hürden sowie hohen finanziellen und zeitlichen Ressourcen verbunden.
Die perfekte Finanzierung für innovative Unternehmen
Warum sich junge RegTech-Unternehmen wie Blockpit trotzdem für ein Security Token entschieden haben? Für Florian Wimmer liegt es auf der Hand: „Dieses Instrument passt perfekt zu uns als RegTech im Bereich von digitalen Assets auf Blockchain Basis. Es war von Anfang an klar, dass für uns als innovative Firma im Tech-Bereich eine klassische Finanzierung weniger interessant ist.“ Schon früh wurde laut Wimmer mit dem Gedanken eines Utility Token in Form eines ICOs gespielt, aber aufgrund der rechtlichen Unsicherheiten wurde die Idee schnell wieder verworfen. Der Security Token hat mit seinen zahlreichen Vorteilen alle Bedenken eliminiert. „Aus unserer Sicht wird der Security Token den Finanzmarkt der Zukunft stark prägen – hier wollen wir von Anfang an dabei sein!“, zeigt sich Florian Wimmer überzeugt.
Blockpits Vision für die Zukunft
Während die zukünftige Entwicklung der Security-Token-Börsenkurse noch nicht ganz klar prognostiziert werden kann, haben Florian Wimmer und sein Gründungsteam ihre eigene Zukunft ziemlich deutlich vor Augen. Bis 2023 plant Blockpit, einen Marktanteil von 5,5 Prozent in Europa zu erreichen sowie in die USA und nach Asien zu expandieren. Mittelfristig will die Firma über Österreich und Deutschland hinaus ihre Lösungen auch in Großbritannien, der Schweiz, Frankreich sowie in kryptoaffinen- und umsatzstarken Märkten wie Polen, Rumänien und den Niederlanden anbieten.
Die Vision von Blockpit ist es, einen Reporting-Standard für Digitale Assets im europäischen Markt zu etablieren und seine Software in (Krypto-)Börsen und Steuerberatungskanzleien direkt zu integrieren. Eine Zusammenarbeit mit Banken auf nationaler und internationaler Ebene und die erste Integration in eBanking-Plattformen soll in den nächsten drei Jahren passieren. (BO)
INFO-BOX
Kryptosteuerguide 2019
Im Mai 2019 veröffentlichte Blockpit als eine Reaktion auf die vielen bestehenden Unsicherheiten für den gesamten DACH-Raum den „Kryptosteuerguide 2019“. In knapp 50 Seiten und drei informativen Abschnitten beleuchtet der Kryptosteuerguide alles Wissenswerte rund um die Besteuerung von Gewinnen aus digitalen Währungen oder sonstigen digitalen Assets. Das PDF-Dokument steht kostenfrei zum Download zur Verfügung und veranschaulicht anhand mehrerer Praxisbeispiele die korrekte Vorgehensweise vom ersten Trade bis zur Steuererklärung.
www.kryptosteuerguide.com