Positive Zukunft für Land und Leute.

NEW BUSINESS Bundeslandspecial - VORARLBERG 2020
IV-Vorarlberg-Präsident Martin Ohneberg (links) und WKV-Industriespartenobmann Markus Comploj © IV

Während sich Vorarlbergs Industrie gegen die Krise stemmt, sorgt eine gemeinsame Initiative von Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer für Optimismus und Perspektive.

Wir sind noch nicht über den Berg. Die Industrie kämpft nach wie vor massiv mit den Folgen der Corona-Krise. Aber auch wenn die Unsicherheit aktuell groß ist, gilt es mit voller Kraft am Aufschwung zu arbeiten und der großen Verantwortung der Industrie für Arbeitsplätze und Wohlstand im Land gerecht zu werden. Unsere Industrie ist für die Menschen da“, fasst Martin Ohneberg, Präsident der Industriellenvereinigung (IV) Vorarlberg, die aktuelle Lage in der Vorarlberger Industrie zusammen.
Der Geschäftsklimaindex der Vorarlberger Industrie – also der Mittelwert der Einschätzung zur aktuellen Geschäftslage und jener in sechs Monaten – ist nach dem drastischen Absturz um 45 Prozentpunkte im ersten Quartal nochmals leicht von –13,30 auf –14,50 zurückgegangen. Der historische Tiefststand der letzten Jahrzehnte von –24,20 während der Finanzkrise 2008 ist damit zwar noch nicht erreicht, aber spürbar nahe. Die aktuelle Geschäftslage beurteilen nur 9 Prozent als gut, 43 Prozent als schlecht. Die Erwartung der Geschäftslage in sechs Monaten ist dagegen leicht positiv (15 Prozent „gut“ und 11 Prozent „schlecht“) und verleiht Hoffnung.

Die Branchenergebnisse im Detail
„Die in Vorarlberg dominante Maschinen- und Metallindustrie hält sich vergleichsweise robust, wenngleich auch hier nahezu alle Indikatoren in Summe negativ bewertet werden“, sagt Mathias Burtscher, Geschäftsführer der IV-Vorarlberg. Die derzeitige Geschäftslage wird von fast jedem dritten Betrieb schlecht eingeschätzt, ebenso die derzeitige Ertragslage. Dass trotzdem fast 80 Prozent den Beschäftigtenstand in den nächsten drei Monaten halten möchten, ist ein positives Indiz. Es zeigt aber auch, dass die Erholung am Arbeitsmarkt noch länger andauern wird.
„Die Nahrungs- und Genussmittelindustrie hat seit Beginn der Krise die Versorgung der Bevölkerung sichergestellt und sie bisher am besten überstanden. Mittlerweile sind aber auch hier negative Effekte deutlich erkennbar“, fasst Burtscher eine bisher weniger betroffene Branche zusammen. Fast 60 Prozent der Betriebe sprechen von einer schlechten Geschäftslage und einem schlechten Auftragsbestand. Mit einem Mitarbeiterabbau ist aber trotzdem kaum zu rechnen, da die Aussichten für die nächsten Monate wieder besser scheinen. Fast jeder dritte Betrieb geht von einer günstigeren Geschäftslage in sechs Monaten aus.
„Anhaltend schwierig ist die Lage in der Textilindustrie. Viele ausländische Absatzmärkte sind sehr stark betroffen, die derzeitige Ertragssituation sehr belastet“, so Michael Amann, Geschäftsführer der Sparte Industrie in der Wirtschaftskammer Vorarlberg. Fast drei Viertel der Betriebe sprechen von schlechten Auslandsaufträgen, über die Hälfte bewertet die Geschäftslage derzeit als schlecht. Trotzdem behält die Textilbranche ihren Optimismus, fast jeder zweite Betrieb rechnet mit einer besseren Ertragslage in sechs Monaten. „Zwar haben wir im Modebereich praktisch überall durch Covid-19 eine ganze Kollektion verloren, gleichzeitig geben – etwas überraschend – exotische Märkte wie zum Beispiel Westafrika für unsere Textiler auch weiterhin interessante Perspektiven“, betont Michael Amann.
„Die Elektro- und Elektronikindustrie war zu Beginn der Krise noch weniger betroffen, als sie es heute ist“. Das hängt laut Amann nicht zuletzt mit den fehlenden Aufträgen primär aus dem Bau- und Automotivebereich sowie den internationalen Absatzmärkten zusammen. 86 Prozent der Betriebe sprechen von einer schlechten Geschäfts- und Auftragslage. Eine Besserung der Geschäftslage in sechs Monaten sehen zwar 15 Prozent der Betriebe, allerdings sehen die restlichen 85 Prozent eine gleichbleibende Entwicklung. „Auch hier zeigt sich, dass wir noch einen langen Atem zur Überwindung der Wirtschaftskrise brauchen“, betont Amann.

Neue Initiative: „Optimismus und Perspektive braucht das Land“
„Die Vorarlberger Industrie erbringt nahezu 40 Prozent der Bruttowertschöpfung in Vorarlberg und hat damit den mit Abstand größten Anteil aller Wirtschaftszweige. Diese hohe Wertschöpfung, die dadurch generierten Arbeitsplätze und Einkommen sowie die Beiträge in die öffentlichen Systeme sind für den Wohlstand in Vorarlberg entscheidend – vor, während und nach Corona“, so fassen Ohneberg und der Industriespartenobmann in der Wirtschaftskammer Vorarlberg (WKV), Markus Comploj, ihre gemeinsame Initiative unter dem Titel „Optimismus und Perspektive braucht das Land – Mit der Vorarlberger Industrie in eine positive Zukunft“ zusammen.
Die Sparte Industrie in der WKV und die IV-Vorarlberg publizieren dazu gemeinsam zum zweiten Mal den Folder „Unsere Vorarlberger Industrie – Die wichtigsten Daten und Fakten“. Die einfach aufgearbeiteten Informationen aus der Welt der Vorarlberger Industrie sollen einen Überblick geben und die Leistungen der Betriebe und ihrer Mitarbeiter darstellen. „Für die Menschen im Land ist die Industrie nicht nur Motor für Arbeitsplätze, Wohlstand und Wachstum“, ist der IV-Präsident überzeugt. „Erfolgreiche und verantwortungsbewusste Betriebe sind für die Stabilität und für ein gutes Zusammenleben in Vorarlberg weit darüber hinaus entscheidend.“

Marke Vorarlberg: „Die Zeit für den ‚Restart‘ ist jetzt!“
Entscheidend für Ohneberg ist unter anderem, was künftig aus der ‚Marke Vorarlberg‘ wird. „Die Marke Vorarlberg und die Positionierung ‚2035 ist Vorarlberg der chancenreichste Lebensraum für Kinder‘ dürfen nicht zum PR-Instrument werden. Die Marke Vorarlberg muss jetzt die nächste Stufe schaffen und zum Steuerungsinstrument werden. Wir alle – die Landespolitik, die Gemeinden, die Betriebe, Institutionen und Organisationen aus unterschiedlichen Bereichen des Lebens – sollten gemeinsam auf die Marke Vorarlberg einzahlen. Dazu gehört es auch, manchmal Nein zu sagen, wenn es nur um Klein-Klein und nicht das große Ganze geht. Etwa bei Förderungen an die Gemeinden, hier muss das Land mehr Verantwortung übernehmen. Diese Chance bietet uns Corona – die Zeit für den ‚Restart‘ ist jetzt.“
Auf die Marke Vorarlberg müsse man laut Markus Comploj auch durch eine Weiterentwicklung und Verbesserung im Ausbildungssystem einzahlen: „Wir in der Vorarlberger Industrie sind uns der Verantwortung gegenüber allen Generationen und unseren Mitarbeitern sehr bewusst. Einen besonderen Fokus legen wir seit jeher auf die jüngere Generation, mit unserer vorbildlichen und international anerkannten Lehrlingsausbildung. Darüber hinaus ist es in unserem größten Interesse, wenn sich das öffentliche Bildungssystem insgesamt, an allen Vorarlberger Schulen und Hochschulen, zukunftsfähig weiterentwickelt.“ Für die Menschen in Vorarlberg habe die Industrie dies gerade in Corona-Zeiten durch neue beeindruckende Lehrlingsinitiativen, die Unterstützung der Schulen bei der Digitalisierung, die Anschaffungen von Unterrichtsmitteln und viele weitere Aktivitäten unter Beweis gestellt. Besonders wichtig ist Markus Comploj aktuell, auf die zunehmende Vernetzung der Wirtschaft und der Gesellschaft hinzuweisen. „Die zuliefernden Partnerbetriebe im Gewerbe, in der IT- und auch der Kreativbranche sind für uns ebenso wichtig wie unsere über den gesamten Globus verteilten Kunden und Netzwerkpartner.“

Nachhaltigkeit – ein zentrales ­Anliegen
Zudem übernimmt die Industrie ihre Verantwortung in sozialer, gesellschaftlicher und ökologischer Hinsicht. „Nachhaltigkeit ist in der Vorarlberger Industrie seit vielen Jahren ein zentrales Anliegen. Wir leben ja auch in diesem schönen Land, in dem wir arbeiten. Daher nehmen wir das sehr ernst und möchten in Zukunft vermehrt transparent machen, welchen großen Beitrag wir in diesen Bereichen tagtäglich leisten.“ Der Klima- und Umweltschutz werde unter anderem durch kontinuierliche Verbesserungen der Energieeffizienz eindrücklich unter Beweis gestellt. Ein guter Indikator dafür ist das Wirtschaftswachstum und damit der Wohlstand in Vorarlberg, der in den letzten Jahren deutlich stärker gestiegen ist als der Energieverbrauch. (BO)