eCopter statt Auto: Endlich nie mehr im Stau stecken. Dabei haben die Entwicklungen von FlyNow noch viel mehr zu bieten. © FlyNow Aviation GmbH
Ein Start-up zu gründen, ist eine Sache. Es erfolgreich am internationalen Markt zu positionieren, ist eine andere:
Diese drei Unternehmen haben den Sprung geschafft – wenig überraschend sind auch in diesen Fällen innovatives Denken und der geschärfte Blick auf die Zukunft die Schlüssel zum Erfolg.
Klingt wie aus einem Sci-Fi-Film: ein Helikopter, klein und leise, der über die Stadt fliegt und dabei auch noch null CO₂ ausstößt. Zukunftsmusik? Nein, denn das österreichisches Start-up FlyNow Aviation hat so einen eCopter entwickelt und damit nicht nur international Aufmerksamkeit erregt, sondern auch ein handfestes wirtschaftliches Netzwerk entwickelt, das sich etwa auf Bahrain, Singapur und Jordanien erstreckt. Die zündende Idee lag für die Firma aus Salzburg auf der Hand.
Von der Drohne zum E-Copter
FlyNow entwickelt seit 2019 Drohnen für den Transport von Gütern und Personen. Die Motivation des Unternehmens basierte auf der Erkenntnis, dass herkömmliche Transportmittel einen hohen Ressourcen- und Energieverbrauch aufweisen – eine nachhaltige Lösung für das Dilemma zwischen ökonomischer, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit sollte gefunden werden. Potenzielle Nutzer der Drohnen sind Städte, Unternehmen, Krankenhäuser, Hotels, Logistik- und Taxiunternehmen sowie Behörden. Das Team verfügt über jahrzehntelange Erfahrung in der Industrialisierung von Fahrzeugprojekten.
Mit der Philosophie „Einfach ist kompliziert genug“ hat FlyNow eine Produktfamilie entwickelt, die CO₂ reduziert und die Verkehrssicherheit erhöht. Das Unternehmen unterstützt sechs der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, darunter „Gute Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum“ sowie „Klimaschutz“ – und strebt die weltweite Technologieführerschaft im Bereich Urban Air Mobility an: Man will die globale Mobilität nachhaltig positiv verändern.
Das (Lasten-)Taxi der Zukunft
Genannt werden diese Fortbewegungsmittel „eVTOL“ – das steht für „Electric Vertical Take-off and Landing“. Yvonne Winter, Co-Founder von FlyNow, erklärt, was ihr Produkt von anderen unterscheidet: „Kennen Sie den Ingenuity-Helikopter der NASA, der als erstes Fluggerät einen motorisierten Flug auf dem Mars geschafft hat? Das Besondere an seiner Bauweise ist das koaxiale Rotorsystem mit einem kippbaren Kopfmechanismus. Das ist die effizienteste Konfiguration, die es aktuell gibt – und genau dieses Prinzip nutzen wir auch bei unserem eCopter. Wir brauchen außerdem keinen Heckrotor, wie herkömmliche Helikopter ihn haben. Der zieht normalerweise rund 30 Prozent der Effizienz ab – das fällt bei uns komplett weg.“
Nimmt man sich den einfach als Taxi, oder wie? „Das wird auf jeden Fall einer der Hauptanwendungsfälle sein. Preislich bewegen wir uns dann auf dem Niveau einer Uber-Fahrt, zum Beispiel in München. Die Reichweite liegt bei 50 Kilometern, mit einer Flugzeit von rund 30 Minuten – dazu kommen noch 25 Kilometer als Sicherheitsreserve“, erklärt Yvonne Winter. „Die Standfläche des Fahrzeugs beträgt nur sieben Quadratmeter, was bedeutet: Wir können fast überall landen – auf Hausdächern, Bergen oder auch in Katastrophengebieten. Unser erster Einsatzbereich wird der Frachttransport sein. Durch automatisches Laden, Entladen, Aufladen und Fliegen bieten wir einen echten Mehrwert für die Logistikbranche und eine nahtlose Integration in bestehende Lieferketten. Ein weiterer Vorteil: Die Lärmentwicklung liegt in 150 Metern Höhe bei nur 55 dB(A) – das entspricht in etwa dem Geräuschpegel einer Spülmaschine.“
Wie auf unsichtbaren Schienen
Geflogen wird ohne Pilot:innen. „Der eCopter fliegt vollautomatisch auf vorprogrammierten Routen, sogenannten SkyRoads. Die Flugaufsicht, also der Staat, stellt dafür einen speziellen Luftkorridor zur Verfügung, in dem sich das Fluggerät bewegen darf. Sobald es abhebt, wird der Flug überwacht – zum einen durch die Flugaufsicht und zum anderen durch unsere Bodenstation, das sogenannte Air Traffic Management. Zusätzlich ist der Flugweg im System des eCopters gespeichert. Selbst wenn die Verbindung zur Bodenstation abbricht, fliegt das Fahrzeug sicher auf seiner vorgesehenen Route weiter“, erläutert Winter.
Perfekt verpackt
Auf einem ganz anderen Betätigungsfeld wiederum reüssiert die steirische Supaso GmbH aus Hartberg: Die Firma hat sich auf Sustainable Packing Solutions spezialisiert. Das klingt auf den ersten Blick vielleicht weniger spektakulär als ein Hubschrauber-Taxi, ist bei näherer Betrachtung aber ebenso innovativ und spannend. Denn mit den rasant steigenden Versandzahlen steigt naturgemäß auch der Verpackungsaufwand – wer hier die Nase vorn hat, hat den richtigen Riecher für ein weltweit nachgefragtes Produkt.
So wie eben Supaso, die eine nachhaltige Verpackung für den Versand von temperaturempfindlichen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch, Joghurt oder Milch entwickelt haben: Ein Umkarton wird mit einem Einlagesystem auf Basis von Zellulosefasern aus 100 Prozent Altpapier isoliert. Nach Gebrauch kann er als Ganzes dem Altpapier zugeführt werden. Durch die spezielle Konstruktion kann das Transportgut über 48 Stunden kühl gehalten werden. Das ist besser als mit einer Styroporbox.
Ziel ist es, styropor zu ersetzen
Supaso steht für Sustainable Packaging Solutions. Fragt man CEO Fabian Gems, was sein Unternehmen genau macht, kommt prompt ein Satz: „Wir ersetzen Styropor.“ Und das hat einen Grund: Der oft zum Einsatz kommende Dämmstoff wird aus Erdöl gewonnen – unter hohem Energieaufwand. Winzige Styroporkügelchen können in den Nahrungskreislauf gelangen, und auch recyceln lässt sich das Material nur sehr eingeschränkt. Alles Probleme, die bei Zellulose nicht auftreten. Den entscheidenden Impuls gab Mitgründer Georg Lackner, der zuvor in der Zellulosedämmung tätig war.
„Ein Haus ist im Grunde nichts anderes als ein großer Karton“, erklärt Fabian Gems. „Da dachten wir: Was beim Hausbau funktioniert, müsste auch bei Verpackungen klappen.“ Mit dem Boom im Versand von Kühlware – vor allem Lebensmitteln – steigt auch der Bedarf an Styropor, und genau diesen Teufelskreis will das Team von Supaso mit Zellulosedämmung durchbrechen.
Kein Trend, sondern Voraussetzung
„Der Verpackungsmarkt befindet sich im Wandel. Steigende Umweltanforderungen, veränderte Konsument:innen-Bedürfnisse und gesetzliche Vorgaben verlangen nach neuen Lösungen. 2025 steht ganz im Zeichen nachhaltiger Materialien, durchdachter Logistikprozesse und smarter Verpackungskonzepte, die mehr können, als nur schützen“, formuliert es Supaso auf der Firmenwebsite. „Zero Waste, Kreislaufwirtschaft und CO₂-Reduktion sind keine Trendbegriffe mehr, sondern harte Anforderungen an Unternehmen, die zukunftsfähig bleiben wollen. Wer im Versand langfristig erfolgreich sein will, braucht Verpackungssysteme, die nicht nur die Umwelt schonen, sondern auch im Arbeitsalltag funktionieren.“
Verwendet werden dafür verstärkt recyceltes Papier, Zellulosewolle, Schafwolle, Hanf und Grasfasern. Verpackungslösungen von Supaso bestehen zu über 99 Prozent aus recyceltem Altpapier und sind vollständig im Altpapierkreislauf entsorgbar sowie klimaneutral zertifiziert. Sie sind recyclingfähig, effizient in Lagerung, Versand und Handling – und eignen sich besonders gut für Branchen wie Food, Pharma, Tiernahrung sowie für diverse Spezialanwendungen. Erfreulich ist auch der Umstand, dass trotz internationaler Auszeichnungen und wirtschaftlicher Erfolge weiterhin in Hartberg produziert wird.
Strom – unabhängig und dezentral
Neoom ist ein Unternehmen, das sich auf innovative, saubere und integrierte dezentrale Energielösungen spezialisiert hat. Gemeinsam mit Partnern arbeitet das Unternehmen an der Entwicklung vollständig integrierter elektrischer und digitaler Systeme, die einen nachhaltigen Wert schaffen und die Erwartungen der Kunden übertreffen. Angeboten werden Solarsysteme für verschiedene Dachtypen, mit denen man eigenen Strom produzieren kann – egal ob Flach- oder Schrägdach.
Mit einem Stromspeicher kann der selbst produzierte grüne Strom gespeichert und bei Bedarf genutzt werden; die Batteriespeicherserie „Kjube Nea“ ermöglicht einen netzunabhängigen Betrieb und versorgt auch Drehstromgeräte. Die Energiemanagement-Software neoom IoE (Internet of Energy) wiederum vernetzt die Anlage, visualisiert und optimiert die Energieflüsse und steuert die Geräte – sie bildet die Grundlage für die Sicherheit der lokalen Energieinfrastruktur und die Energieoptimierung.
Hoch spezialisierte Produktpalette
Erreicht wird das mit genau aufeinander abgestimmten, hochtechnologischen Produkten: Mit Stromspeichern kann selbst erzeugter Strom gespeichert werden; man schützt sich damit vor Blackouts und maximiert die Leistung, da man flexibler auf Gegebenheiten eingehen kann. Das „Internet of Energy“ wiederum sorgt für Energiemanagement und Vernetzung. Damit werden Energieinfrastrukturgeräre optimiert, gesteuert und kontrolliert.
Nicht zuletzt sorgt die Neoom-App für den Überblick und den Zugriff auf Energiegemeinschaften, Energieflüsse und Abrechnungen. Smarte und gut aussehende Ladestationen gibt es auch im Sortiment: Damit lädt man sein Elektroauto einfach und kostengünstig. All das gibt es für Privathaushalte, für Gewerbekunden werden komplette 360-Grad-Lösungen angeboten, um Unternehmen energieunabhängig zu machen. Dabei sind alle Komponenten perfekt aufeinander abgestimmt: von der Photovoltaikanlage über Stromspeicher bis hin zu Ladestationen, inklusive Support und Service.
Klar, dass diese Spezialisierung auf ein großes Thema der nahen Zukunft sowohl in technischer als auch inhaltlicher Hinsicht für Kunden weltweit eine starke Anziehungskraft besitzt. Eine Eigenschaft, die alle drei vorgestellten Start-ups vereint. So wie auch ihr Ideenreichtum und eine ausgeprägte Vision davon, wie sich unser Planet demnächst entwickeln könnte. (PZ)
INFO-BOX
Visionär und international erfolgreich
FlyNow Aviation: Hauptsitz Salzburg, gegründet 2019, Spezialgebiete Urban Air Mobility, Sustainability, Air Taxi, Logistic
Supaso: Hauptsitz Steiermark, gegründet 2021, Spezialgebiet nachhaltige Verpackungslösungen
Neoom: Hauptsitz Oberösterreich, gegründet 2014, Spezialgebiet innovative und integrierte dezentrale Energielösungen
www.flynow-aviation.com
www.supaso.eu
www.neoom.com