Die Zukunft scheint hybriden und flexiblen Arbeitsplatzmodellen zu gehören. © Gerd Altmann/Pixabay
Die Arbeitswelt im Wandel der Corona-Pandemie: Das IT-Security-Unternehmen ESET untersuchte in einer Trendstudie die Stimmung in den letzten Monaten ...
... hinsichtlich Produktivität, Investitionen, Outsourcing und Digitalisierung.
Selten hat so eine winzige Ursache solch gigantische Auswirkungen verursacht: Schon seit mehr als einem halben Jahr hat sich für viele Unternehmen und deren Mitarbeiter die Arbeits- und Geschäftswelt komplett verändert – mit gravierenden Folgen. So planen beispielsweise fast 80 Prozent der Firmen und Behörden in Deutschland Homeoffice als dauerhaftes Arbeitsmodell und auch in Österreich sollen bis spätestens März gesetzliche Rahmenbedingungen für die Arbeit in den eigenen vier Wänden geschaffen werden. Datenschutz und IT-Sicherheit bleiben dabei aber vielerorts auf der Strecke. Doch was hat sich noch verändert? Welche Auswirkung hat die Corona-Pandemie auf die Investitionsbereitschaft der Unternehmen? Welche IT-Segmente werden vom Digitalisierungs- und Homeoffice-Schub profitieren? Und wie sieht es in puncto Datensicherheit wirklich aus? Um diese Fragen zu beantworten, hat der europäische IT-Sicherheitshersteller ESET über einen Zeitraum von vier Monaten mehr als 620 Unternehmen und mehr als 2.000 Mitarbeiter in Deutschland und der Schweiz befragt. Die Ergebnisse der repräsentativen Langzeitstudie, die sich in einem gewissen Ausmaß sicherlich auch auf Österreich übertragen lassen, wurden jetzt im Rahmen der ESET-Wirtschaftsstudie „Quo Vadis, Unternehmen?“ veröffentlicht.
Unternehmen setzen auf flexibles Arbeiten
Vor Ausbruch der Corona-Pandemie war „Distance Working“ zwar in vielen Unternehmen auf der To-do-Liste, aber kein weit verbreitetes Modell und eher die Ausnahme als der Regelfall. 78 Prozent der Unternehmen in Deutschland und sogar 90 Prozent der Firmen in der Schweiz planen, nach Ende der Corona-Krise das Arbeiten im Homeoffice weiter zu ermöglichen. Die Umfrageergebnisse verdeutlichen, dass die aktuelle Situation hier zu einem starken Umdenken innerhalb der befragten Organisationen geführt hat. Was gestern noch außerhalb der Vorstellung lag, scheint sich heute als machbares Arbeitsmodell bewährt zu haben.
Dass die Produktivität nicht zwangsläufig mit der körperlichen Anwesenheit im Büro einhergeht, zeigt die Studie ebenfalls deutlich: Bei 57 Prozent der Unternehmen ist trotz der schnellen Umsetzung von Mobile Working die Produktivität der Mitarbeiter gleich geblieben. 10 Prozent der Betriebe verzeichneten sogar einen Produktivitätsschub. Die Zukunft scheint somit hybriden und flexiblen Arbeitsplatzmodellen zu gehören.
Aber es gibt auch hier nicht nur Gewinner: 31 Prozent der befragten Unternehmen und 28 Prozent der Behörden gaben einen deutlichen Produktivitätsverlust an. Auch im Ländervergleich gab es in Deutschland starke Unterschiede: Thüringer Unternehmen verzeichneten mit 58 Prozent den größten Produktivitätsabfall, gefolgt von Bremen und Schleswig-Holstein (56 und 54 Prozent). Hamburg ist mit Abstand das einzige Bundesland, das kaum Einbrüche bei der Effizienz feststellte (7 Prozent).
IT-Sicherheit am Home-Office-Arbeitsplatz
ESET deckt aber auch Erschreckendes auf: IT-Sicherheit ist im Zuge der Corona-Krise bei vielen Unternehmen und im öffentlichen Dienst auf der Strecke geblieben. DSGVO-konforme Homeoffice-Arbeitsplätze sind eher die Ausnahme als die Regel. Nicht einmal die Hälfte der befragten Firmen in Deutschland lassen ihre Mitarbeiter über eine sichere VPN-Verbindung auf Firmenserver zugreifen (44 Prozent). Im öffentlichen Dienst waren es sogar nur 42 Prozent. In der Schweiz setzen im Privatsektor immerhin noch 50 Prozent der befragten Unternehmen VPN-Lösungen ein. Ein ähnlich erschreckendes Bild war bei der Art des Zugangs zu verzeichnen: 30 Prozent der befragten Organisationen setzten ausschließlich auf Passwörter, um den Zugang zum Firmennetzwerk zu schützen. Bei lediglich 29 Prozent kommen Zwei-Faktor-Authentifizierungs-Lösungen für eine zusätzliche Absicherung zum Einsatz.
Trotz der immensen wirtschaftlichen Herausforderungen zeigen die Umfrageergebnisse, dass das Investitionsklima im Bereich Informationstechnologie positiv ist: Über 53 Prozent der befragten Unternehmen planen keine Investitionsabstriche. Die Corona-Krise hat sogar dazu geführt, dass viele Firmen ihre finanziellen Mittel für die Digitalisierung in ihren Organisationen im laufenden Jahr aufgestockt haben. Wie die Umfrage zudem zeigt, ist nach Ansicht der Befragten die sichere Nutzung der dezentralen Arbeitsplätze von essenzieller Bedeutung. Investitionen in IT-Sicherheitslösungen haben hier im Vergleich zu anderen Anschaffungen klar Vorrang.
In den Marktsegmenten Managed Security Services (MSP), Zwei-Faktor-Authentifizierung, VPN und Datenverschlüsselung ist daher noch in diesem Jahr mit wachsenden Budgets zu rechnen. Die Bereitschaft, in diese IT-Security-Bereiche noch mehr Geld als geplant fließen zu lassen, liegt in Deutschland bei gut 17 Prozent und in der Schweiz sogar bei 25 Prozent. Hersteller, Fachhandel und Systemhäuser können daher in diesen Bereichen bis Ende 2020 mit höheren Wachstumsraten rechnen. (RNF)
INFO-BOX
Über die ESET-Langzeitstudie
Für die repräsentative ESET-Studie wurde eine Onlineumfrage durchgeführt, an der im April 2020 2.045 Arbeitnehmer teilnahmen. In den Monaten April bis Juli 2020 erfolgte die Erhebung und Auswertung der zweiten im Auftrag von ESET durchgeführten Befragung, die sich an 520 deutsche und 106 Schweizer Unternehmen, Behörden und Non-Profit-Organisationen richtete. Beide Umfrageergebnisse wurden in der ESET-Wirtschaftsstudie 2020 „Quo Vadis, Unternehmen?“ zusammengeführt.
www.eset.com/at