Doppelgänger in digital

NEW BUSINESS Innovations - NR.11, DEZEMBER 2017/JÄNNER 2018
Im Bereich der Smart Homes bzw. Gebäudeplanung werden digitale Zwillinge erheblichen Mehrwert schaffen. © Pexels

Digitale Zwillinge von Produkten, Prozessen oder Diensten werden die reale und die virtuelle Welt künftig viel stärker miteinander verbinden ...

... Bis 2020 wird die Zahl der Internet-of-Things-Endpunkte weltweit auf über 20 Milliarden steigen.

Digitale Zwillinge finden sich heute überwiegend nur in Produktion, Anlagenbau oder bei „High Value Assets“. Aufgrund der Digitalisierung aller Lebensbereiche werden sie aber auch im Alltagsleben der Verbraucher eine immer größere Rolle spielen. „Digital Twins können in vielen Bereichen einen erheblichen Mehrwert schaffen. Sie sorgen für größere Effizienz, Transparenz und Flexibilität. Außerdem mindern sie wirksam Risiken und sichern Qualität“, erklärt Werner Kolarik, Partner bei Deloitte Digital in Österreich.
Derzeit wird in das Internet of Things viel investiert. Laut einer Befragung von Deloitte sehen die österreichischen CIOs mit 88 Prozent im IoT das Investitionsziel Nummer eins. Bis 2020 wird es nach Schätzungen des Beratungsunternehmens weltweit mindestens 20 Milliarden IoT-Endpunkte geben. Etwa 4,5 Milliarden davon werden sich in Europa finden, 80 Millionen in Österreich. Über diese Endpunkte können Digital Twins mit Daten versorgt werden. Das macht sie zu Bausteinen der intelligenten Digitalisierung.

Digital Twins im Alltag
Konkret werden digitale Zwillinge schon bei Smart Homes, Connected Cars oder im Gesundheitswesen angewandt. Es mangelt aber noch an anschaulichen Beispielen für den Verbraucher. „Den Nutzen eines digitalen Zwillings kann man zum Beispiel bei einer virtuellen Probefahrt erleben. Mit dem Digital Twin werden realistische Fahrmanöver im Grenzbereich simuliert oder über Virtual Reality visualisiert“, so Kolarik.
Der Digital Twin braucht vier Dinge: Sensoren, Konnektivität, definierte Datenstrukturen und ein User Interface für die Datenvisualisierung. Digitale Zwillinge können überall dort eingesetzt werden, wo es vernetzte Objekte wie zum Beispiel Produktionsroboter, Windkraftanlagen oder Flugzeugtriebwerke gibt.

Neue Chancen am Markt
Zukünftig werden verstärkt Consumer-Anwendungen relevant. Beispiele sind laut Deloitte-Report die intelligente Verkehrssteuerung in der Smart City oder vernetzte Messgeräte für Diabetespatienten. „Aus der Digitalisierung ergeben sich völlig neue Nutzungsszenarien und Geschäftsmodelle, die wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftlichen Mehrwert möglich machen“, analysiert Mikhail Arshinskiy, Director bei Deloitte Digital.
Eine Hürde für die Etablierung der Digital Twins stellt das noch stark fragmentierte IoT-Ökosystem mit den vielen Einzelanwendungen sowie geschlossenen Plattformen und Datensilos dar. Laut Deloitte braucht es eine offene Plattform, mit der echter digitaler Nutzen geschaffen werden kann. Kundenerfahrungen lassen sich dann nahtlos über die Schnittstellen hinweg optimieren. „Die Implementierung einer übergreifenden Plattform ist eine globale Mammutaufgabe. Diese kann nur im Zusammenspiel der großen Player aus Wirtschaft, Technik und Politik bewältigt werden“, so Werner Kolarik abschließend. (MW)