Johann Marihart, Vorstandsvorsitzender AGRANA Beteiligungs-AG © AGRANA
Herausforderung als Innovationstreiber.
Mit der Gründung der AGRANA Beteiligungs-Aktiengesellschaft im Jahr 1988 wurde der Grundstein für eine österreichische Erfolgsgeschichte gelegt, die bis heute ihresgleichen sucht. Neben der Weltmarktführerschaft bei Fruchtzubereitungen ist die AGRANA mittlerweile auf dem besten Weg, Qualitätsführer in der Veredelung landwirtschaftlicher Rohstoffe zu Zucker- und Stärkeprodukten sowie in der Verarbeitung von Früchten zu werden. Mit einem Konzernumsatz von rund 2,5 Milliarden Euro und ca. 9.000 Mitarbeitern weltweit ist AGRANA eines der größten börsennotierten Industrieunternehmen Österreichs.
Eine besondere Führungspersönlichkeit begleitet die Erfolgsgeschichte dieses österreichischen Aushängeschilds bereits seit rund vierzig Jahren.
Wegbegleiter der ersten Stunde
Johann Marihart startete seine Karriere 1976 und gestaltete AGRANA vor allem als Mitglied des Vorstands seit 1988 und ab 1992 als dessen Vorsitzender entscheidend mit. Von der Bündelung der Aktivitäten der österreichischen Zucker- und Stärkeindustrie und Gründung der AGRANA Beteiligungs-AG, der Expansion nach Osteuropa als eines der ersten österreichischen Unternehmen, hin zur Diversifikation in den Bereich Frucht und damit zu einem auf allen Kontinenten tätigen Veredler agrarischer Rohstoffe in den Geschäftssegmenten Zucker, Stärke und Frucht.
Dass diese Entwicklung nicht ohne Hürden zu bewältigen war, ist Johann Marihart noch in bester Erinnerung: „Die Gründung der AGRANA 1988 und die Erweiterung von Zucker und Stärke auf das dritte Segment Frucht waren der Erfolg eines starken Wollens, denn es gab auch Skepsis. Wir haben aber die Aktionäre von der Richtigkeit dreier Standbeine überzeugen können.“
Wirtschaften im Wandel der Zeit
Veränderungen stehen für Unternehmen heute an der Tagesordnung. Nach rund 40 Jahren im Geschäft blickt Johann Marihart auf eine Vielzahl solcher Veränderungsprozesse zurück, die ihn aber stets motiviert haben: „Gestalten und verändern dürfen ist immer faszinierend. Wir sind durch wirtschaftlich interessante Zeiten, von der Ostöffnung über den EU-Beitritt bis zur Diversifizierung mit dem dritten Segment Frucht, gegangen. Herausfordernde Aufgaben waren für mich immer eine treibende Kraft. Ich bin mein Berufsleben lang bei AGRANA. Diese AGRANA ist aber heute zehnmal größer und ganz anders als vor 25 Jahren.“
Intuitiv zum Geschäftserfolg
Die wirtschaftliche Zukunft des Unternehmens orientiert sich nicht mehr allein an messbaren Leistungen. Für den versierten Unternehmergeist geht es heute vor allem darum, Veränderungen zu antizipieren, lange bevor sie sichtbar werden, ausreichende Alternativen zu entwickeln und sein Geschäftsumfeld mit Veränderungsmut und Zukunftsgewissheit zu prägen.
Unternehmen haben für ihren nachhaltigen Erfolg daher nur mehr eine wirkliche Chance: Sie müssen die Eigenkomplexität der Organisation ebenso schnell erhöhen, um auf die Anforderungen des dynamischen Marktes angemessen reagieren zu können. Die Antwort liegt in den menschlichen Qualitäten, die heute zu Wettbewerbsfaktoren geworden sind. Für Johann Marihart ist eine gesunde Portion Intuition der Schlüssel zu diesen nachhaltigen Unternehmenserfolgen: „Vieles kann man vorhersehen und antizipieren – nicht im Detail, aber in der Tendenz. ‚Diese Intuition‘ muss ein erfahrener CEO haben.“
Nachhaltige Zukunftsaussichten
Durch den bedrohlichen Preisverfall am Zuckermarkt stehen die AGRANA und ihre Entscheidungsträger derzeit vor einer weiteren großen Herausforderung. Innovative Lösungsansätze und die nachhaltige Unternehmensausrichtung stimmen Johann Marihart trotz allem positiv: „Die derzeit unerfreuliche Zuckerpreissituation hat zum einen das Halbjahresergebnis wie angekündigt stark geprägt, zum anderen beeinflussen insbesondere die zur Zeit hohen Ethanolpreise das Ergebnis im Segment Stärke und damit der Gruppe positiv. Aufgrund der verbesserten Margenerwartung im Ethanolgeschäft konnten wir auch unsere Ergebnisprognose für das Gesamtjahr anheben. Einmal mehr erweist sich unsere Strategie der Diversifizierung in drei Standbeine Zucker, Stärke und Frucht, mit der wir Ergebnisschwankungen besser auffangen können, als richtig. Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen blicke ich mit Zuversicht in die Zukunft. Dieser Optimismus stützt sich auf die Überzeugung, dass AGRANA mit ihrem diversifizierten Geschäftsmodell, ihrem Know-how sowie mit ihrer Innovationskraft sich bietende Marktchancen weiterhin erfolgreich antizipieren und nutzen wird.“
AGRANA geht für das Geschäftsjahr 2015/16 weiterhin von einer stabilen Entwicklung beim Konzernumsatz aus. „Es sollte uns gelingen, mit über dem Vorjahr liegenden Ergebnissen in den Segmenten Stärke und Frucht das erwartet schwache Ergebnis im Segment Zucker weitestgehend zu kompensieren. Zur Verbesserung unserer Gesamtjahresprognose werden auch andere Faktoren, wie geringere Kosten in den Kampagnen und Energieeinsparungen, beitragen“ (BO)
Zwölf Fragen an Johann Marihart.
Was wollten Sie als Kind werden?
Arzt oder Pilot.
Was bedeutet Glück für Sie?
Zeit zu haben.
Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
„Leonardo da Vinci: Eine Biographie“ von Serge Bramly.
Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Der Papst.
Gibt es etwas, was Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Immer weniger.
Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Über meine Enkelin im Stück „Die schlimmen Buben in der Schule“ im Wiener Kindertheater.
Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Ja. „90 % Transpiration, 10 % Inspiration.“
Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Mit niemandem.
Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Die Entwicklung der AGRANA.
Was ist das Verrückteste, das Sie je in Ihrem Leben getan haben?
Einkaufen mit meiner Frau.
Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Mein begrenztes Schlafbedürfnis und Post-its mit einer „To-do-Liste“.
Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie und warum?
Ein Elefant – sie sind sozial, familiär, klug und, wenn es sein muss, auch gefährlich.
ZUR PERSON
Nach dem Studium der Technischen Chemie mit dem Schwerpunkt Biotechnologie an der TU Wien startete Johann Marihart seinen beruflichen Werdegang im Jahr 1975 in der Zuckerfabrik Leopoldsdorf. Ein Jahr später wechselte er zur AGRANA Stärke GmbH in Gmünd, wo er bald zum Werksleiter aufstieg. Mit Gründung der AGRANA Beteiligungs-Aktiengesellschaft, als Dachgesellschaft der fusionierten österreichischen Zucker- und Stärkeindustrie, im Jahr 1988 wird Johann Marihart in den Vorstand berufen und übernimmt 1992 den Vorsitz. Darüber hinaus bekleidet Johann Marihart weitere ehrenvolle Ämter und ist unter anderem Präsident der Industriellenvereinigung Niederösterreich, Generalrat der Österreichischen Nationalbank und Aufsichtsratsmitglied der Ottakringer Getränke AG.