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Kluge Klima-Architektur.

NEW BUSINESS - NR. 10, OKTOBER 2023
Vertreter des Projektentwicklers, des Architekturbüros und des Ziegelherstellers besichtigten die Baustelle und überzeugten sich vom Baufortschritt. Mit dabei waren unter anderem (v. l. n. r.): Peter Steurer, CFO Soravia, Stefan Corona, Geschäftsführer 2226 GmbH, Dietmar Eberle, Architekt, 2226-Initiator und Entwickler, und Johann Marchner, Geschäftsführer Wienerberger Österreich. © Julian Eisenkirchner

Das Bürogebäude Robin wird ohne Heizung, Kühlung und Lüftung auskommen.

Das soll mithilfe des 2226-Prinzips und der Ziegel von Wienerberger gelingen.

Zehn Jahre ist es her, dass im vorarlbergischen Lustenau der Firmensitz von Baumschlager Eberle Architekten errichtet wurde und in puncto Nachhaltigkeit schon damals seiner Zeit voraus war. Grund ist das angewendete 2226- Prinzip, das ganz entgegen der herrschenden Meinung, Energieeffizienz sei nur mit hochkomplexer Haustechnik möglich, die elementaren Mittel der Baukunst anwendet.

Denn hier sorgt ein Mix aus architektonischen Maßnahmen und cleverer Gebäudesteuerung dafür, dass die Temperaturen im Bürogebäude stets zwischen den namensgebenden 22 und 26 Grad Celsius liegen. Heizung, Lüftung und Kühlung gibt es nicht, sondern massive Wienerberger-Ziegelwände, die als Dämm- und Speichermasse dienen, und ein ausgefeiltes Zusammenspiel von Fassaden- und Fensterflächen, von Proportionen, Materialien und Licht.

Johann Marchner, Geschäftsführer Wienerberger Österreich, erklärt warum der Ziegel der perfekte Baustoff für das 2226-Prinzip ist: „Der Ziegel ist der Zehnkämpfer unter den Baustoffen und eignet sich hervorragend für das 2226-Prinzip. Die massiven Ziegel dienen als Dämm- und Speichermasse. Man kann sich den Ziegel wie eine natürliche Klimaanlage vorstellen: Im Winter ist es in Ziegelgebäuden angenehm warm und im Sommer hält der Ziegel die Hitze ab. Für 2226 sind diese Eigenschaften natürlich perfekt. Zudem sind die Ziegel regional verfügbar und erfüllen auch alle Kriterien punkto moderner Nachhaltigkeit.“

Elementar für das 2226-Prinzip ist auch die smarte Gebäudesteuerung, die von der 2226 GmbH entwickelt wurde. Sie misst äußere und innere Bedingungen und nutzt sie intelligent zur Temperaturregelung. Das spart nachhaltig Kosten, da durch den Verzicht auf gängige Haustechnik der Aufwand für deren Planung, Beschaffung und Wartung entfällt. Geheizt wird durch die Abwärme der anwesenden Menschen, der technischen Geräte und der Beleuchtung. Sensorisch gesteuerte Lüftungsflügel regulieren die Temperatur und den CO2-Anteil und sorgen so für ein immer angenehmes Klima.

Dietmar Eberle, Architekt, 2226-Initiator und Entwickler, über die Entstehung des 2226-Prinzips: „Seit Ende der 70er-Jahre habe ich mich sehr intensiv mit energie- und kosten­optimiertem Bauen auseinandergesetzt. Während meiner Tätigkeit an der ETH in Zürich, konnten die ersten aufwendigen bauphysikalischen Simulationen und deren Umsetzung in Software erfolgreich realisiert werden. Dies war nur möglich, da hier das dazu erforderliche Umfeld aus hochqualifizierten Physikern und Softwareentwicklern zur Verfügung stand. Diese Faktoren, das unermüdliche Beschäftigen mit energie- und kosten­optimiertem Bauen und das ständige Bestreben nach Verbesserung sind maßgeblich für die Realisierung, Internationalisierung und das kontinuierliche Wachstum der Firma verantwortlich.“

Stefan Corona, Geschäftsführer der 2226 GmbH, ergänzt: „2226 ist eine Strategie, um den Komfort zu erhöhen, den Energieverbrauch zu reduzieren und eine lange Lebensdauer zu erreichen. Die Investitionskosten wie auch die Lebenszykluskosten können niedrig gehalten werden. Dabei verwenden wir Ressourcen, die vorhanden sind: Frischluft, Materialien, Menschen, und stimmen diese sinnvoll aufeinander ab. Die üblicherweise erforderliche aufwendige Hardware wird durch die intelligente 2226 Steuerungssoftware ersetzt. Diese sorgt dafür, dass die Messdaten der Sensoren die Lüftungsflügel der Fenster zum optimalen Zeitpunkt betätigen, damit die Raumtemperatur immer im Wohlfühlbereich zwischen 22 und 26 Grad Celsius liegt.“

Seestadt bekommt 2226-Gebäude 
Baumschlager Eberle Architekten und die 2226 GmbH haben bereits zahlreiche Gebäude nach dem 2226-Prinzip realisiert bzw. sind dabei, diese fertigzustellen und weitere zu planen. Nun kommt es auch in der Seestadt Aspern in Wien zum Einsatz. Seit Oktober 2022 baut Projektentwickler Soravia ein Gebäudeensemble mit dem Namen Robin, das der nachhaltigste Workspace der Stadt werden soll. Soravia realisiert das Gebäudeprinzip 2226 erstmals und wird es auch künftig bei anderen Standorten anwenden. Insgesamt drei separate Low-Tech-Häuser zu je fünf Geschossen sollen höchsten Raumkomfort bei minimalem Energiebedarf bieten. 

Die Fertigstellung ist für 2024 geplant. Peter Steurer, CFO Soravia, schildert, warum man sich beim Bau von Robin für das 2226-Prinzip entschieden hat: „Unser Ziel ist es, mit Robin den nachhaltigsten Workspace der Stadt Wien zu errichten. Und jetzt stehen wir vor der Baustelle in der Seestadt Aspern und hinter mir wird das Projekt, das ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit sowie hohe architektonische Ansprüche vereint, Stock für Stock gebaut. Das macht mich sehr stolz. 

Das 2226-Prinzip hat uns vor allem aufgrund des smarten und innovativen Ansatzes und des Zusammenspiels von Technik mit dem natürlichen Baustoff Ziegel begeistert. Robin ist ein Vorzeigeprojekt, das Soravia zukünftig österreichweit sowie in Deutschland weiterverfolgen wird.“ (BS)