Die komplexe Steuerlandschaft bremst Österreichs Wirtschaftsstandort unnötig aus. © Rawpixel.com/Freepik
Das österreichische Steuersystem gilt als Hemmschuh für die heimische Wirtschaft. Wie der aktuelle Deloitte Tax Survey zeigt, hat sich daran auch im vergangenen Jahr nichts geändert.
Die komplexe Steuerlandschaft bremst den Wirtschaftsstandort Österreich unnötig aus. Das besagt eine aktuelle Deloitte-Umfrage unter 250 heimischen Führungskräften. So bewerten mehr als drei Viertel der Befragten das österreichische Steuersystem als herausfordernd. Vor allem häufige Gesetzesänderungen, unklare, doppeldeutige und widersprüchliche Interpretationen der Regelungen durch die Finanzverwaltung sowie lange Verfahrensdauern bei Abgabeverfahren machen den Unternehmen das Leben schwer. Hinzu kommen die krisenhaften globalen Entwicklungen, die negative Auswirkungen auf den Steuerstandort Österreich haben.
„Neben der fortschreitenden Klimakrise und geopolitischen Spannungen in und um Europa ist es vor allem die hohe Kosten- und Abgabenlast, die Unternehmen das Wirtschaften erschwert. In Zeiten von Rezession und sinkender Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Österreich ist das besonders prekär“, erklärt Herbert Kovar, Managing Partner Tax & Legal bei Deloitte Österreich. „Um ein Vorankommen des Wirtschaftsstandorts zu gewährleisten, braucht es dringend eine Reform des Steuersystems – nur so können wir die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen.“
Entlastung des Faktors Arbeit ist zentraler Hebel
Wie eine solche Reform aussehen könnte, davon haben die befragten Führungskräfte eine klare Vorstellung. Zwei Maßnahmen sind aus ihrer Sicht zentral: Neben der Reduktion der Lohnnebenkosten wird vor allem der Senkung des Einkommensteuersatzes große Bedeutung beigemessen.
„Die Forderungen sind nicht neu, doch gerade vor dem Hintergrund der stagnierenden Wirtschaft in Österreich und des anhaltenden Fachkräftemangels wird die Entlastung des Faktors Arbeit zunehmend wichtiger“, betont Herbert Kovar. „Daneben wird in nächster Zeit auch massiv Kapital notwendig sein, damit Geschäftsmodelle hierzulande adäquat verändert werden können. Dafür müssen die Abgabenmaßnahmen endlich so gestaltet werden, dass sie keine abschreckende Wirkung auf Investoren haben.“
Unsicherheit bei KI-Einsatz hält an
Veränderungen im Steuersystem sind auch angesichts des fortschreitenden Einsatzes von künstlicher Intelligenz (KI) unabdingbar. Mehr als die Hälfte der Steuerverantwortlichen schreibt der neuen Technologie große Relevanz zu. Angesichts des tatsächlichen Einsatzes sind viele Befragte aber noch unsicher, mehr als ein Viertel spricht sich sogar dagegen aus.
Ökologisierung des Systems rückt in den Hintergrund
„KI hält auch für Steuerabteilungen großes Potenzial bereit, bei vielen scheint dies aber noch nicht in der vollen Tragweite angekommen zu sein. Obwohl die Steuerverantwortlichen die Relevanz der neuen Technologie erkennen, sind viele hinsichtlich des tatsächlichen Einsatzes zurückhaltend“, so Herbert Kovar. „Dieser Unsicherheit gilt es nun mit entsprechenden Maßnahmen entgegenzuwirken. Denn Fakt ist: KI ist gekommen, um zu bleiben.“
Angesichts dieser neuen Entwicklung drohen anhaltende Probleme wie die Klimakrise im Bewusstsein der Steuerverantwortlichen in den Hintergrund zu rücken. Haben sich im vergangenen Jahr noch 56 Prozent für die Einführung von Maßnahmen zur Ökologisierung des Steuersystems ausgesprochen, sind es aktuell nur mehr 48 Prozent. Ein weiteres Viertel ist sich diesbezüglich unsicher.
„Die Umfrage zeigt, dass Steuerverantwortliche vor mehr Herausforderungen denn je stehen. Das sollte jedoch nicht dazu führen, dass Zukunftsthemen vernachlässigt werden. Gerade mithilfe von Steuern kann der Gesetzgeber eine Richtung hin zu einer besseren Zukunft vorgeben. Vor dem Hintergrund des Klimawandels ist das ein nicht zu unterschätzendes Instrument“, erklärt Herbert Kovar abschließend. (BS)