Wolfgang Pribyl, Geschäftsführer von JOANNEUM RESEARCH im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 11, DEZEMBER 2014/JÄNNER 2015
Wolfgang Pribyl, Geschäftsführer JOANNEUM RESEARCH © JOANNEUM RESEARCH/Bernhard Bergmann

Gute Ideen für ein besseres Leben.

Die JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH entwickelt Lösungen und Technologien für Wirtschaft und Industrie in einem breiten Branchenspektrum und betreibt Spitzenforschung auf internationalem Niveau. Mit dem Fokus auf angewandte Forschung und Technologieentwicklung nimmt die INNOVATION COMPANY eine Schlüsselfunktion im Technologie- und Wissenstransfer in der Steiermark ein.

Initiator für Veränderung
Unter der Leitung von Wolfgang Pribyl bekam die Forschungsinstitution einen neuen (Außen-)Anstrich: ein neues Logo, einen neuen Auftritt, eine komplett neue Bildsprache, die Wissenschaft & Forschung mit der wirtschaftsnahen praktischen Umsetzung der Ergebnisse verbindet. Das Erscheinungsbild wurde aufgefrischt, zugleich menschlicher und zeitgemäßer. Auch hinter der Fassade hat sich viel getan: „Ich bevorzuge neue Kommunikationstechnologien und schätze die vielseitigen Möglichkeiten, schnell zu kommunizieren. Eine meiner Visionen ist das papierlose Büro. Ich bearbeite alles, was möglich ist, digital. Damit wurden wir als Unternehmen wesentlich schneller und flexibler.“ Seit zwei Monaten erscheint die steirische Forschungsgesellschaft auf Facebook und Twitter in neuem Design. „Forschung & Entwicklung sind keine verstaubten Themen. Es ist genau umgekehrt: F&E ist Zukunft und Innovation. Über die Social-Media-Kanäle versuchen wir ein anderes, ­vielleicht nicht täglich mit Forschung konfrontiertes Publikum und die Jugend zu erreichen.“
Die JOANNEUM RESEARCH nimmt innerhalb der außeruniversitären Forschungs­einrichtungen in Österreich eine wesentliche Rolle in Fragen der Ethik in Forschung und Technik ein und ist sich ihrer Vorbildwirkung und Verantwortung gegenüber der Gesellschaft bewusst.
Die Öffnung der Forschungsgesellschaft nach außen zeigt sich ebenfalls im Veranstaltungskonzept. Die Zukunftskonferenz, die seit 2011 jährlich abgehalten wird, wird zunehmend zum Fixpunkt der heimischen Scientific Community. Pribyl selbst hat Kontakt zu hochkarätigen Keynote-Speakern und bringt diese zur JOANNEUM RESEARCH. 2015 wird das zum Beispiel Prof. Brian C. Williams vom MIT sein. Unter der Veranstaltungsreihe Forum JOANNEUM RESEARCH werden vier- bis sechsmal im Jahr ak­tuelle Forschungsthemen bespielt. Diese Foren sind Drehscheibe und Kommu­nikationsplattform, im Rahmen derer immer ein reger Gedankenaustausch unter den Expertinnen und Experten stattfindet.
Inhaltlich ist die JOANNEUM RESEARCH derzeit in fünf Institute gegliedert: MATERIALS, HEALTH, DIGITAL, RESOURCES und POLICIES. In den letzten drei Jahren wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Institute räumlich zusammengeführt. Den Prozess der Standortkonzentration auf Graz, Wien, Leoben, Niklasdorf, Hartberg und Weiz brachte Pribyl zum Abschluss, zuletzt bezogen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von HEALTH neue Büro- und Laborgebäude im Zentrum Wissens- und Technologietransfer in der Medizin in Graz. 2013 wurde W.E.I.Z. IV eröffnet, ein topausgestattetes Laborgebäude für MATERIALS. Die High-End-Infrastruktur des Weizer Instituts beinhaltet Österreichs einzige Rolle-zu-Rolle-Druckanlage im Nanometerbereich, Österreichs einzige Aerosol-Jet-Druckanlage und eine eigens konzipierte Laserlithografieanlage für Masterstrukturen.

Vernetzung und Wissenstransfer
Die internationalen Aktivitäten der ­JOANNEUM RESEARCH sind eng verbunden mit der langfristigen Entwicklung Europas hin zu den „Vereinigten Staaten von Europa“. Dieses gemeinsame Europa ist notwendig, um im globalen Wettbewerb langfristig bestehen zu können. Die Nationalstaaten Europas mit ihren über 500 Millionen Einwohnern sind gefordert, auf den verschiedensten Ebenen, so auch im Bereich Wissenschaft, Forschung und Entwicklung, intensiv zusammenzuarbeiten. Letztlich gilt es, innovative Produkte, Dienstleistungen und Prozesse zu entwickeln. Innovation ist daher auch Kern der Europa-2020-­Strategie.
Pribyl ist weltweit bestens vernetzt und etablierte die JOANNEUM RESEARCH verstärkt am internationalen Forschungsparkett. Die Forschungsaufträge aus dem Ausland sind steigend, und der Erlös aus Auslandsprojekten macht bereits ein Drittel der gesamten Betriebsleistung aus. Der letzte Wurf Pribyls ist die Einführung des neuen Themenbereichs ROBOTICS, der im Laufe der nächsten Jahre zu einem Institut mit bis zu 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausgebaut werden soll. Die Forschungstätigkeit des neuen Teams wird sich im Wesentlichen auf die Themenfelder Collaborative Robotics, Robot-Safety und Service-Robotics konzentrieren. Die JOANNEUM RESEARCH greift damit den aktuellen Bedarf der Wirtschaft an anwendungsorientierter Forschung in diesem zukunftsträchtigen Technologiebereich auf, der eng mit dem Bereich Industrie 4.0 beziehungsweise Smart Production verbunden ist.

„Light for Change – Licht für Wandel.“
Unter dem Motto „Light for Change – Licht für Wandel“ setzt die UNESCO das ganze Jahr 2015 auf das Thema Licht. Dabei soll an die Bedeutung von Licht als elementarer Lebensvoraussetzung für Menschen, Tiere und Pflanzen und daher auch als zentraler Bestandteil von Wissenschaft und Kultur erinnert werden. Wissenschaftliche Erkenntnisse über Licht erlauben ein besseres Verständnis des Kosmos, führen zu besseren Behandlungsmöglichkeiten in der Medizin und zu neuen Kommunikationsmitteln. Auch die steirische Forschungsgesellschaft JOANNEUM RESEARCH, im Speziellen das Institut MATERIALS, beschäftigt sich intensiv mit dem zukunftsträchtigen Thema „Licht“. Mit dem Research Studio Austria (RSA) „Green Photonics“ wurde zum Beispiel Mitte dieses Jahres von der Forschungsgruppe Licht- und Optotechnologien ein Programm gestartet, dessen Schwerpunkt auf die Erarbeitung neuer, innovativer Lichtlösungen ausgerichtet ist und das sich als zentrales Ziel setzt, den Einsatz des „Werkzeugs Licht“ für neuartige energie- und ressourceneffiziente Technologien zu fördern und deren Überführung in die industrielle Fertigung zu unterstützen.
„,Green Photonics‘ bündelt Anwendungen zur Erzeugung und Einsparung von Energie und der Reduktion von Treibhausgasen. Die zugehörigen Technologien reichen von der Fotovoltaik über LED-Beleuchtung, also Leuchtdioden, die optische Sensorik, energieeffiziente Kommunikationstechnologien bis zu energie- und ressourcenschonenden Laser-Produktionsverfahren“, so DI Dr. Christian Sommer, Leiter des Research ­Studios. Damit spiegelt das RSA „Green Photonics“ die Mannigfaltigkeit des Themas Licht wider, die auch im nun beginnenden internationalen Jahr des Lichts, das von der UNESCO am 19. Jänner in Paris offiziell eröffnet wird, gewürdigt werden wird. Und viele der Möglichkeiten des Themas Licht werden sich uns erst in den kommenden Jahren erschließen. „Das letzte Jahrhundert wurde von Entwicklungen im Bereich der Elektronik dominiert. In diesem Jahrhundert stehen vor allem die Photonik, also Lichttechnologien, im Vordergrund“, so Sommer weiter.
Konkret widmet sich das RSA „Green Photonics“ dem computerunterstützten Design und der Simulation von optischen Komponenten und Strukturen für die Optimierung von LED-Lichtquellen, Systemen zur Licht-Energieumwandlung und der optischen Sensorik. Im Rahmen der Forschungstätigkeiten sollen neue und innovative Lösungsansätze erforscht werden, die es ermöglichen, derartige Systeme noch effizienter und qualitativ hochwertiger zu machen. Neben dem Design dieser Systeme stehen auch neuartige Ansätze für deren ressourcenschonende und ­kostengünstige Fertigung im Zentrum der Forschung. Ein Beispiel dafür ist der Aerosol-Jet-Druck mit dem Beschichtungen für Leuchtkörper ­gefertigt werden können, die das Licht optimal lenken und somit die Effizienz steigern.
Ein weiteres mit MATERIALS durchgeführtes Projekt, welches sich ebenso mit dem Thema Licht beschäftigt, ist „Light Life“. Dabei wird untersucht, wie sich Anforderungen an LED-basierte Lichttechnologien aufgrund des Geschlechts, Alters oder anderer persönlicher Merkmale unterscheiden. In weiterer Folge geht es darum, wie diese Anforderungen bei der Produktentwicklung von LED-Technologie berücksichtigt werden können. Das heißt, es sollen dementsprechende Designparameter erarbeitet werden, die neben der reinen Beleuchtungsfunktion Funktionen wie Aktivierung, Konzentrationssteigerung, Wohl­befinden oder Beruhigung berücksichtigen. Die besondere Herausforderung sieht die Gender-Spezialistin der JOANNEUM RESEARCH, Mag.a Sibylle Reidl, im Teamwork: „In diesen Technologieentwicklungsprojekten treffen Leute aus ganz unterschiedlichen Disziplinen aufeinander. Es dauert eine Zeit, bis man eine gemeinsame Sprache und Arbeitsweise entwickelt hat, um erfolgreich zusammenarbeiten zu können. Das macht diese Projekte aber auch umso spannender.“

Zur Person
Univ.-Prof. Dr. DI Wolfgang Pribyl, MBA , der nach erfolgreicher Tätigkeit als Geschäftsführer und Vorstandsmitglied in ­Mikroelektronikfirmen seit 2005 das Institut für Elektronik an der Technischen Univer­sität Graz leitete, ist seit Sommer 2011 ­alleiniger Geschäftsführer der JOANNEUM ­RESEARCH GmbH. „Mit JOANNEUM RESEARCH darf ich eine gut aufgestellte, sehr innovative Forschungseinrichtung über­nehmen und möchte sie, teilweise auch mit zusätzlichen neuen Forschungsthemen, in eine erfolgreiche Zukunft führen. Denn Forschung von heute sichert die Lebensqualität von morgen“, so Pribyl. Mit seinem geschäftlichen Gespür, stets am Zahn der Zeit, unterzog er das Traditionsunternehmen ­gekonnt einem Facelifting. Die Besetzung durch den neuen Geschäftsführer erfolgte mitten in der Umsetzungsphase des „Strategischen Rahmenplans“, einer Umstrukturierungsmaßnahme der Eigentümer, die im Juni 2013 erfolgreich abgeschlossen wurde.

(BO)