V. l.: Harald Kainz (TU-Austria-Präsident & Rektor TU Graz), Sabine Seidler (Rektorin TU Wien) und Christian Helmenstein (Leiter Economica Institut für Wirtschaftsforschung) © TU Wien/Matthias Heisler
Eine aktuelle Studie belegt die volkswirtschaftliche Bedeutung der TU Austria für den Wohlstand Österreichs und deren Rolle als konjunktureller Stabilitätsanker in Krisenzeiten.
Die TU-Austria-Universitäten haben eine besondere Bedeutung für den Innovations- und Forschungsstandort Österreich und sind starke Partnerinnen der heimischen Industrie und Wirtschaft. Als zukunftsorientierte Forschungs- und Bildungseinrichtungen sind die drei technischen Universitäten Österreichs – TU Wien, TU Graz und Montanuniversität Leoben – Treiberinnen von Innovation und Kooperation ebenso wie zentrale Ausbildungsinstitutionen für den zukunftsrelevanten technisch-naturwissenschaftlichen Nachwuchs Österreichs.
„Den Forschungs- und Innovationsstandort Österreich nachhaltig zu stärken und die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Universitäten im Allgemeinen und der technischen Universitäten im Besonderen zu erhöhen, erfordert klare Maßnahmen, aber auch eine ausreichende budgetäre Ausstattung durch die Universitätsfinanzierung des Bundes,“ so die drei Rektoren der TU Austria, TU-Wien-Rektorin Sabine Seidler, TU-Austria-Präsident und TU-Graz-Rektor Harald Kainz und Wilfried Eichlseder, Rektor der Montanuniversität Leoben, unisono. Mit Hinblick auf die bevorstehenden Budgetverhandlungen im Bund schließen die Rektor/innen an: „Wir appellieren an die Bundesregierung, die Universitätsfinanzierung NEU konsequent weiterzuführen.“ Nicht nur, aber gerade auch in Krisenzeiten zeige sich die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung für die Wettbewerbsfähigkeit und den allgemeinen Wohlstand des Landes.
Volkswirtschaftlicher Mehrwert in zehn Jahren deutlich ausgebaut
Welche bedeutsamen volkswirtschaftlichen Effekte die Aktivitäten der drei TU-Austria-Universitäten am Standort Österreich haben, belegt eine aktuelle Studie des Economica Instituts für Wirtschaftsforschung aus Wien, beauftragt anlässlich des 10-jährigen Bestehens der TU Austria. „Unsere Analyse zeigt, dass der volkswirtschaftliche Mehrwert der technischen Universitäten in den zehn Jahren des Bestehens der TU Austria weiter ausgebaut werden konnte“, sagt Christian Helmenstein, Studienautor und Leiter des Economica Instituts, dessen Befund auf einer ersten Studie kurz nach der Gründung der TU Austria im Jahr 2010 aufbaut. Schon damals bescheinigte Helmenstein den drei Institutionen eine herausragende Stellung im tertiären Bildungssystem Österreichs und einen hohen volkswirtschaftlichen Nutzen durch überdurchschnittliche Beiträge zur wissensintensiven Wertschöpfung.
Direkte Wertschöpfung der TU Austria höher als die der Luftfahrt
In der nun veröffentlichten Studie wurden mittels eines TU-Austria-Satellitenkontos die direkten und die multiplikativen volkswirtschaftlichen Effekte der TU-Austria-Universitäten berechnet. Demnach wurde von den drei technischen Universitäten im Jahr 2019 ein Bruttoproduktionswert in Höhe von 1,2 Milliarden Euro generiert, was in einem direkten Wertschöpfungsbeitrag von 493,8 Millionen Euro resultiert. Dies übersteigt die jährlich österreichweit durch den Luftverkehr (482 Millionen Euro) oder in Tankstellen (466 Millionen Euro) erwirtschaftete Wertschöpfung.
Inklusive der multiplikativen Effekte belief sich der totale heimische Wertschöpfungseffekt durch die TU-Austria-Universitäten auf 814 Millionen Euro. Jeder innerhalb der technischen Universitäten generierte Euro korrespondiert folglich mit weiteren 65 Cent an Wertschöpfung außerhalb der drei Institutionen. Gegenüber dem Gründungsjahr 2010 entspricht dies einem realen Plus von 4,5 Prozent.
Jeder 300. Arbeitsplatz in Österreich geht auf das Konto der TU Austria
Vor allem aber erweisen sich die technischen Universitäten als inzwischen erheblich stärker spezialisiert und vernetzt: Der Wertschöpfungsmultiplikator – also der „volkswirtschaftliche Hebel“, berechnet als Quotient aus totalem und direktem Effekt – hat sich von 1,30 auf 1,65 erhöht und liegt damit nun deutlich über dem Durchschnitt aller Bildungseinrichtungen (1,21): Dieser Wert wird typischerweise sonst nur von vorleistungsintensiven Branchen der Industrie erreicht.
Noch deutlicher fiel die Steigerung bei der Beschäftigung aus. Mit einem Plus von knapp 37 Prozent zählten die drei Institutionen im Jahr 2019 10.278 Beschäftigte in Kopfgrößen. Dies entspricht 6.540 Vollzeitäquivalenten oder einem Plus von 11,9 Prozent. Die zunehmend starke Verflechtung mit der Wirtschaft spiegelt sich auch in den Beschäftigungszahlen wider. So konnte der gesamte Beschäftigungseffekt von rund 9.700 auf 14.760 Köpfe gesteigert werden. Das entspricht einem Plus von 51 Prozent. Anders ausgedrückt ist jeder 300ste Arbeitsplatz in Österreich unmittelbar oder mittelbar auf die drei technischen Universitäten zurückzuführen!
Schließlich wurde auch der fiskalische Beitrag der technischen Universitäten quantifiziert: Dieser beläuft sich auf 300,8 Millionen Euro entlang der gesamten Wertschöpfungskette, davon stammen 194,3 Millionen Euro von den drei technischen Universitäten selbst.
TU Austria fordert: Internationale Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen
Auf Basis dieser Studienergebnisse fordern die drei TU-Austria-Universitäten selbstbewusst: „Wir brauchen einen konkreten und rechtsverbindlichen Stufenplan zur Absicherung der vollständigen Umsetzung der kapazitätsorientierten, studierendenbezogenen Universitätenfinanzierung, wie er im Jahr 2018 gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung geplant wurde. Für die Leistungsvereinbarungsperiode 2022 bis 2024 haben Österreichs 22 Universitäten einen zusätzlichen Finanzierungsbedarf von 2,1 Milliarden Euro. Eine dritte Finanzierungsstufe ist für die Leistungsvereinbarungsperiode 2025 bis 2027 vorgesehen. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standortes sichern wir nur durch geeignete Maßnahmen wie die bedarfsorientierte Erweiterung der Kapazitäten in den MINT-Fächern oder den Ausbau modernster technischer Infrastrukturen“, so die drei TU-Austria-Rektoren. „Dabei sollten wir vorrangig darauf bedacht sein, bereits vorhandene und international sichtbare Stärken und Kompetenzen weiter zu forcieren.“ (BO)