Viele Elektrogeräte tragen unerwartete Gefahrenquellen in sich - mit oft verheerenden Folgen. © Pixabay
Brandgefahr durch defekte Elektrogeräte und -installationen wird vielfach unterschätzt – weil die Brandentstehung oftmals unbemerkt bleibt, sind Elektrobrände besonders gefährlich.
932 Brände mit einer Gesamtschadenssumme von mehr als 56 Mio. Euro machten auch im Brandjahr 2016 die Zündquelle „Elektrische Energie“ zu einer der häufigsten Brandursachen neben offenem Licht und Feuer. Worin liegt aber nun die besondere Gefährlichkeit von Elektrobränden? „Die Elektrogeräte und -installationen funktionieren im Haushalt meistens jahrelang völlig klaglos. Durch Verschmutzung, schlechte Kontakte, allgemein fehlende Wartung oder auch durch Anwendungsfehler kann es aber irgendwann zur Brandentstehung kommen – unter Umständen auch in der Nacht, wenn niemand damit rechnet“, erklärt dazu Arthur Eisenbeiss, Direktor der BVS-Brandverhütungsstelle für OÖ. Während die meisten Menschen beim Umgang mit offenem Licht und Feuer zumindest ein Mindestmaß an Gefahrenbewusstsein an den Tag legen, entstehen Elektrobrände meist unvermutet.
Schwachstelle Mensch
„Dennoch kann jeder Einzelne die Gefahr eines Elektrobrandes in seinem Eigenheim relativ einfach reduzieren. Man muss nur die häufigsten Störungs- und Gefahrenquellen kennen und berücksichtigen“, so Eisenbeiss. Denn wie so oft gehen auch bei der Nutzung der Elektrizität die größten Gefahren von der „Schwachstelle Mensch“ aus. Verantwortungsloses Verhalten wie z. B. Pfusch an der Elektroanlage, missbräuchliche Verwendung von Elektrogeräten oder auch schlichtweg Vergesslichkeit (eingeschaltete Herdplatte, Bügeleisen usw.) sind die Hauptursache für Elektrobrände und -unfälle. Immer wieder kommt es auch durch fehlende Wartung und/oder Verschmutzung von Komponenten der elektrischen Anlage zur Brandentstehung.
Laut BVS-Direktor Eisenbeiss gilt es daher, Anwendungsfehler bei Elektrogeräten unbedingt zu vermeiden, Defekte professionell, d. h., durch ausgebildetes Fachpersonal beheben zu lassen und die elektrische Anlage alle fünf bis zehn Jahre, jedenfalls aber nach einem Um- oder Anbau des Objekts einer Überprüfung durch ausgebildetes Fachpersonal zu unterziehen.
Mehrfachsteckdosen: Hohes Risiko durch unsachgemäße Verwendung
Unter den vielen Möglichkeiten, wie und wodurch es im Bereich der elektrischen Anlage oder bei den Elektrogeräten zur Brandentstehung kommen kann, haben sich in der Vergangenheit die Mehrfachsteckdosen, auch als Steckdosenleiste oder Tischsteckdose bezeichnet, als Gefahrenquelle herausgestellt. Die Zahl der elektrischen und elektronischen Geräte im Haushalt nimmt stetig zu, die Anzahl der verfügbaren Steckdosen bleibt in der Regel aber gleich, wie BVS-Direktor Eisenbeiss erklärt: „Viele Leute helfen sich mit dem Griff zur Mehrfachsteckdose, an die dann drei, vier oder sogar fünf Geräte angeschlossen werden. Wer dabei zu viele verbrauchsintensive Geräte in Betrieb nimmt, geht ein hohes Risiko ein.“
Das Problem dabei muss noch nicht einmal in der Überlastung der einzeln abgesicherten Steckdose liegen. Auch die Mehrfachsteckdosen haben hinsichtlich der Leistung eine Obergrenze, die auf der Steckdosenleiste angegeben sein sollte und die man nicht überschreiten darf. Häufig liegt diese Obergrenze bei 3.500 Watt, in manchen Fällen sogar noch deutlich darunter. Die Gefahr besteht also darin, dass beispielsweise in der Küche ein Toaster, eine Kaffeemaschine und ein Wasserkocher an einer Mehrfachsteckdose angeschlossen sind und die Obergrenze bereits erreicht wird, wenn nur zwei dieser Geräte gleichzeitig in Betrieb genommen werden. Wird dann noch ein drittes Gerät eingeschaltet, ist der Tischverteiler überlastet, ohne dass dies auch für die Steckdose, an welcher der Verteiler hängt, gelten muss. In dieser Situation muss es zwar nicht, kann es aber unter Umständen passieren, insbesondere wenn das Produkt bereits gealtert ist, dass die überlastete Mehrfachsteckdose so heiß wird, dass sie entweder zu brennen beginnt oder aufgrund der Wärmeentwicklung brennbare Materialien in unmittelbarer Umgebung in Brand gesetzt werden. Dazu kommt, dass Mehrfachsteckdosen aus optischen Gründen sehr häufig versteckt werden – unter dem Vorhang, hinter dem Schrank oder unter dem Bett. Umso schneller kommt es zu einem Wärmestau, der die Brandentstehung noch weiter unterstützt. Obendrein findet das Feuer sehr schnell Nahrung.
Die Experten der österreichischen Brandverhütungsstellen raten daher, bei Verwendung einer Mehrfachsteckdose unbedingt auf deren Leistungsgrenze und auf den Einzelverbrauch der angeschlossenen Geräte zu achten. Verbrauchsintensive Geräte sollten grundsätzlich an getrennten Wandsteckdosen angeschlossen werden; insbesondere Waschmaschine, Trockner und Geschirrspüler dürfen keinesfalls an Mehrfachsteckdosen angeschlossen werden.
Akkus und Ladegeräte als „neue“ Gefahrenquellen
Neben den elektrischen Wärmegeräten hat sich in den letzten Jahren noch eine weitere Gerätegruppe als besonders gefährlich herausgestellt: Akkus und somit auch Ladegeräte kommen immer häufiger zum Einsatz und lösen demnach immer mehr Brände aus. „Die Anzahl der im Haushalt verwendeten Akkus ist in den letzten Jahren stark angestiegen“, erklärt dazu Eisenbeiss: „Einerseits verfügen die meisten Personen über Mobiltelefone, deren Akkus regelmäßig aufgeladen werden müssen, andererseits gibt es auch immer mehr Gartengeräte, Werkzeuge und Kinderspielsachen, die mit Akkus betrieben werden. Jedes ferngesteuerte Flugzeug, jeder Hubschrauber ist mit einem Akku ausgestattet – oftmals sogar mit einem hoch entwickelten Lithium-Polymer-Akku, der bei Beschädigungen oder falschem Ladevorgang brandgefährlich sein kann.“ Daher seien auch Modellbauer, die immer öfter LiPo-Akkus verwenden, gewarnt: Jeder Ladevorgang muss beaufsichtigt werden, nach Beendigung sollte der Akku vom Ladegerät und letzteres vom Stromkreis getrennt werden.
Rauchwarnmelder zur Erhöhung der Sicherheit
Weil es aber niemals 100-prozentige Sicherheit geben kann und noch zahlreiche weitere Zündquellen existieren, sollte jeder Haushalt mit mindestens einem Rauchwarnmelder ausgestattet werden. Diese Geräte warnen bereits bei der Brandentstehung vor den gefährlichen Rauchgasen und damit auch vor Glimmbränden. Ein betriebsfähiger und richtig positionierter Rauchwarnmelder setzt bei Rauchentwicklung einen schrillen Warnton ab und verschafft zumindest die nötige Zeit, um auch während der Nacht eine in Brand geratene Wohnung rechtzeitig verlassen zu können. (VM)
INFO-BOX
Wissenswertes über Mehrfachsteckdosen
• Maximale Leistung der Mehrfachsteckdose
Auf jeder Mehrfachsteckdose finden Sie eine Angabe. Das ist die Leistung, in aller Regel 3.500 Watt. Bei manchen Modellen finden Sie die Angabe neben dem roten Ein- und Ausschaltknopf. Diese Watt-Zahl dürfen Sie niemals überschreiten.
• Berechnen Sie, wie viele Geräte Sie anschließen können
Viele Verbraucher haben keine Vorstellung davon, wie viel Strom einzelne Geräte ziehen. So verbraucht ein Kaffeevollautomat 1.500 Watt und ein Wasserkocher 2.200 Watt. Werden beide zusammen eingeschaltet, ist der Mehrfachstecker schon überlastet. Waschmaschine und Trockner verbrauchen oft zwischen 2.500 und 3.000 Watt. Deshalb gehören sie grundsätzlich an getrennte Wandsteckdosen.
• Achten Sie beim Kauf auf die Qualität
Auch die Qualität des Materials spielt eine Rolle. Die Brandschutzexperten warnen vor zu alten Geräten. So nimmt der Kontaktdruck der Mehrfachsteckdosen mit dem Alter ab. Greifen Sie beim Neukauf nicht zu Billigimporten oder No-Name-Produkten. Achten Sie
auf die Kennzeichnung: Die Mehrfachsteckdose sollte jedenfalls das CE-Zeichen und das Prüfsiegel, Angaben zum Hersteller und Angaben über die maximale Leistung aufweisen