Um Klimaneutralität zu erreichen, muss die Industrie von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Erdgas oder Öl so schnell wie möglich auf klimaneutrale und erneuerbare Energiequellen umsteigen. © Freepik
Der Innovationsverbund Nefi hat drei Szenarien zur Klimaneutralität in der Industrie entwickelt. Sie zeigen, wie die Transformation zu einer klimaneutralen Industrie gelingen kann.
Die heimische produzierende Industrie stieß im Jahr 2021 rund 28 Millionen Tonnen CO₂ aus und ist damit für mehr als ein Drittel der gesamten Emissionen in Österreich verantwortlich. Die Expert:innen des Nefi-Innovationsverbundes haben in einer Studie drei Szenarien entwickelt, die wichtige Impulse für eine klimaneutrale Zukunft der österreichischen Industrie geben. In mehreren Schritten wurden industrielle Daten über Energieverbrauch, Brennstoffe und Potenziale zur Effizienzsteigerung erhoben und erfasst.
Drei Szenarien durchgespielt
Das erste Szenario beschreibt eine weitgehende Fortführung aktueller Trends und Technologien und dient als Referenz für die zwei progressiveren Szenarien.
Für das zweite Szenario namens Pathway of Industry POI lieferten die Unternehmen eine Abschätzung, welche klimafreundlichen Technologien bis 2030 unter den gegebenen Rahmenbedingungen im industriellen Energiesystem eingesetzt werden könnten. Anhand von kurz- bis mittelfristig verfügbaren Technologien wurde diese Einschätzung dann bis 2050 extrapoliert. In diesem Szenario steigt der Gesamtenergiebedarf bis 2050 auf 168 TWh während die CO₂-Emissionen um 31 Millionen Tonnen auf 0,6 Millionen Tonnen sinken.
Das dritte Szenario Zero Emissions ZEM zeigt, wie mit umfangreichen und ambitionierten Maßnahmen die vollständige Klimaneutralität der österreichischen Industrie bis 2050 erreicht werden kann. Mit der Methode des Backcasting wurde ein möglicher Transformationspfad aufgezeigt, der neben technologischen auch sozioökonomische und infrastrukturelle Parameter berücksichtigt.
In diesem Szenario steigt der Gesamtenergiebedarf bis 2050 auf 172 TWh. Der Anstieg ist insbesondere auf den vermehrten Einsatz von Wasserstoff in der Eisen- und Stahlindustrie und in der chemischen Grundstoffproduktion zurückzuführen.
Strom spielt Schlüsselrolle
Die Basis für die Transformation bilden Produktionstechnologien der jeweiligen Industriebranchen und vier technologische Hebel: der Einsatz von erneuerbaren Gasen und Biomasse, die Elektrifizierung und eine gesteigerte allgemeine Energieeffizienz, CO₂-Abscheidung sowie die Kreislaufwirtschaft.
Bei der Transformation des Industriesektors wird die Elektrifizierung auf Basis von erneuerbarem Strom eine Schlüsselrolle spielen. Aktuell werden 20 Prozent des Gesamtenergiebedarfs der österreichischen Industrie mit elektrischer Energie gedeckt.
Aus der Studie geht hervor, dass sowohl im POI- als auch im ZEM-Szenario etwa 49 TWh Strom für Endenergieanwendungen (ohne zusätzlichen Strombedarf für die Wasserstoff-Elektrolyse) benötigt werden, um industrielle Klimaneutralität zu erreichen.
Für die Bereitstellung des hohen Energiebedarfs im ZEM-Szenario, vorrangig für Strom, Wasserstoff, Biofuels und natürliche Gase, ist der Ausbau der Energieinfrastruktur essenziell. Dazu gehören leistungsfähige Strom- und Gasnetze sowohl für den inländischen als auch für den grenzüberschreitenden Transport. (BS)