Auch in Österreich ist kein Unternehmen vor einer finanziellen Notlage gefeit. © Fotolia/fotomek
Starke Umsätze und hohe Gewinne haben wir Ihnen auf den vorhergehenden Seiten präsentiert. Doch nicht für alle Unternehmen ist das Geschäftsjahr 2016 erfolgreich verlaufen.
Insgesamt mussten im vergangenen Jahr rund 0,7 Prozent der österreichischen Unternehmen Insolvenz anmelden – das ist im Vergleich zum Jahr 2015 ein Rückgang von 0,1 Prozent. Dem gegenüber erhöhte sich die Anzahl der Unternehmen in Österreich um 9 Prozent (–5,92 Prozent an Neugründungen verglichen mit 2015). Während die Gründungen anderer Rechtsformen zurückgingen, konnten die Personengesellschaften ein Plus von 6,58 Prozent verzeichnen.
„Es ist ein positives Signal, dass die Insolvenzen stagnieren, auch wenn die Zahl der Unternehmensgründungen zurückgeht. Obwohl es Österreichs Unternehmen insgesamt gut geht, ist niemand vor einer finanziellen Notlage gefeit, wenn beispielsweise Vertragspartner offene Rechnungen nicht rechtzeitig bezahlen und es somit zu Liquiditätsengpässen kommt. Aus diesem Grund ist es für Unternehmen wichtig, sich vorausschauend gegen etwaige Risiken und Krisen zu rüsten und sich zum einen eine dicke Eigenkapitaldecke zuzulegen und sich zum anderen vor Geschäftsabschluss genau über die finanzielle Situation Ihres Gegenübers zu informieren“, rät Boris Recsey, Geschäftsführer von CRIF Österreich.
Bundesländer im Vergleich
Sieht man sich die Insolvenzen in den einzelnen Bundesländern an, so wirtschafteten im vergangenen Jahr Firmen in Tirol und Salzburg am erfolgreichsten. Hier waren lediglich 0,47 Prozent respektive 0,53 Prozent der Unternehmen von einer Insolvenz betroffen. In Wien hingegen mussten fast doppelt so viele Unternehmen (1,13 Prozent) Insolvenz anmelden wie etwa in der Steiermark oder im Burgenland (jeweils 0,57 Prozent). Nach Wien gingen Firmen in Kärnten (0,68 Prozent) und Oberösterreich (0,58 Prozent) am häufigsten insolvent.
Im Vergleich der traditionell risikobehafteten Branchen Bau, Handel und Gastronomie weist der Handel mit 1,08 Prozent die wenigsten Insolvenzen auf, gefolgt von der Gastronomie mit 1,57 Prozent. Negativer Spitzenreiter ist hier der Baubereich mit einem insolvenzbelasteten Anteil der Unternehmen in Höhe von 2 Prozent. Mit 3,69 Prozent gab es die meisten Insolvenzen bei Wiener Bauunternehmen (2015: 3,73 Prozent) – die wenigsten hingegen bei Tiroler Handelsunternehmen mit 0,67 Prozent (2015: 0,62 Prozent).
Tiroler und Vorarlberger Unternehmen mit der besten Zahlungsmoral
Hinsichtlich der Zahlungsmoral österreichischer Unternehmen verfügen sowohl die Tiroler (3,16 Prozent) als auch die Vorarlberger (3,24 Prozent) und die burgenländischen (3,26 Prozent) Firmen über das beste Zahlungsverhalten. Im Vergleich zum Vorjahr haben Vorarlberg und das Burgenland dabei die Plätze getauscht. Das Negativ-Ranking führt wie im Jahr 2015 Wien (5,11 Prozent) an, gefolgt von Kärnten mit 4,41 Prozent und Salzburg mit 3,97 Prozent.
Betrachtet man die drei untersuchten Branchen, so wurden die meisten Inkassofälle im Handel eröffnet, gefolgt von der Gastro- und der Baubranche – im Jahr davor verzeichnete der Handel im Branchenvergleich noch die geringsten Inkassofälle. Die schlechteste Zahlungsmoral haben wie bereits 2015 Wiener Gastronomiebetriebe – hier wurde bei 10,27 Prozent der Unternehmen ein Inkassofall eröffnet. Im Gegensatz dazu sind Vorarlberger Bauunternehmen die vorbildlichsten, wenn es um die fristgerechte Zahlung offener Rechnungen geht – hier gab es mit 4,12 Prozent die wenigsten Unternehmen mit eröffneten Inkassofällen.
Auffällige Besonderheiten: In Wien hatte 2016 ein Verkehrsunternehmen mit 27 Inkassofällen zu kämpfen. Der höchste Betrag eines 2016 eröffneten Inkassofalls betrug fast 6 Millionen Euro.
Risikomanagement sichert Wettbewerbsfähigkeit
„Die Veränderung der externen Rahmenbedingungen, Wettbewerbsintensität und Kapitalknappheit verlangen nach einer Optimierung des Risikomanagements“, stellt Recsey fest. Lieferanten in den Branchen Bau, Handel und Gastronomie haben meist einen hohen Wareneinsatz und niedrige Gewinnmargen. „Da wir eng mit den Kunden zusammenarbeiten, wissen wir, dass in Abhängigkeit von der Branche unterschiedlich komplexe Anforderungen an ein Risikomanagementsystem existieren, wodurch wir maßgeschneiderte Lösungen anbieten“, so Recsey abschließend.