INNOVATIVE INDUSTRIE
„DER ANFANG IST DER HALBE WEG.“
Eine typische Aussage von Dieter Schuöcker,
wenn sich seine Mitarbeiter:innen nicht so
recht an eine Sachen heranwagen wollten.
JULI/AUGUST 2021 | INNOVATIONS • NEW BUSINESS 61
Fotos: privat (1), TU Wien/Thomas Blazina (2)
ich mich dann gefragt habe, wo diese auch in Zukunft große
Bedeutung haben würden, was mich zum Thema der Gaslaser
geführt hat“, erzählt Dieter Schuöcker. „Diese Geräte sind
faszinierend, weil sie die Erzeugung von Licht mit höchsten
Leistungen erlauben, so dass man sie in Zukunft sogar zum
Antrieb von Raumfahrzeugen wird verwenden können.“ Eine
visionäre Vorstellung, die den Beginn einer wegweisenden
Forschungsreise einläutete.
DAS INSTITUT FÜR HOCHLEISTUNGSSTRAHLTECHNIK
AN DER TECHNISCHEN UNIVERSITÄT WIEN
Als Dieter Schuöcker im Jahr 1985 beschloss, aus dem Institut
für Hochfrequenz- und Nachrichtentechnik der TU Wien ein
Laserinstitut zu gründen, fragte er Markus Bohrer, ob er eine
Viertelanstellung wolle und dafür bereit wäre, am Aufbau des
Institutes mitzuarbeiten. Dieser war von der Idee seines Professors
so begeistert, dass er gerne 60 Stunden und mehr pro
Woche gearbeitet hat. Mit 300 Schilling in der Hand und einem
klapprigen VW-Bus wurden vom Bundesmobiliendepot alte
Schulmöbel gekauft – um einen Schilling pro Stück. Es gab am
Anfang keine Schraubenzieher, keine Seife – nichts.
„Mitte der achtziger Jahre, als mein Institut zunächst als Forschungsinstitut
für Strahltechnik mit dem Auftrag, sich selbst
zu nanzieren, gegründet wurde, war die Gerätetechnik noch
dadurch gekennzeichnet, dass hohe Lichtleistungen nur bei
schlechter Fokussierbarkeit erzeugt werden konnten und dass
die Übertragung von Licht über Glasfasern erst in den Kinderschuhen
steckte“, erinnert sich Dieter Schuöcker an den damaligen
Stand der Technik. „Was die Prozesstechnik betrifft, so
war das Laserschneiden bereits in der Industrie etabliert, während
Schweißen und Härten noch sehr wenig genutzt wurden.
Damit war aber der Auftrag an das neu gegründete Institut
verbunden, die
Weiterentwicklung
der Lasertechnik
etwa in
Richtung höchster
Lichtleistungen
und in der
Prozesstechnik
die Weiterentwicklung noch wenig genutzter Verfahren, wie
etwa das Laserschweißen und das 3D-Drucken von metallischen
Werkstücken, voranzutreiben. Besonders wichtig war aber
auch gerade in Österreich die Förderung der Einführung der
Lasertechnik in die Wirtschaft, die zunächst sehr skeptisch
war.“
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Die TU Wien ist gut 200 Jahre alt, der Laser ist schon 60 und Dieter Schuöcker feierte im April 2021 seinen 80er.