IT, ERP, CRM • INNOVATIVE INDUSTRIE
JULI/AUGUST 2021 | INNOVATIONS • NEW BUSINESS 9
Stromversorgung, die Klimatisierung, die USV sind veraltet
– und jetzt steht eine Generalsanierung an, die auf die modernen
Bedürfnisse und Vorschriften Rücksicht nimmt. Manchmal
können auch neue Flächen im Gebäude geschaffen werden.
Wir sehen aktuell großes Potenzial in den Renovierungen.
Sind die Anforderungen der Rechenzentrumsbetreiber
in den letzten Jahren gestiegen?
Geändert haben sich die Ansprüche an die Sicherheit, Verfügbarkeit
und die Größe der Rechenzentren. Meist aber erst nach
einem konkreten Anlassfall wie einem Brand. Vorher steht das
Rechenzentrum selten im Fokus. Die IT-Verantwortlichen
wollen etwas tun, hier gibt es natürlich das Bewusstsein für
die verschiedenen Notwendigkeiten. Der Einkauf und die
Geschäftsführung sehen das von der Kostenseite und sind
meist anderer Meinung.
Vor einigen Jahren war das Thema Cloud in aller
Munde. Wie sieht es damit jetzt aus?
Das hat sich mittlerweile eingependelt. Die großen Unternehmen
betreiben meist ihr eigenes Rechenzentrum und lagern
vorwiegend Backup- und Exchange-Dienste in die Cloud aus.
Kleinere Unternehmen gehen eher zu einem externen Anbieter,
um die eigenen Ressourcen zu schonen.
Was macht einen guten Rechenzentrumsplaner aus?
Unsere Kunden suchen jemanden, dem sie vertrauensvoll alles
als GU übergeben können, der sich um alles kümmert und
versteht, was er tut. Mit diesem Wunsch sind Unternehmen
gut bei uns aufgehoben. Wir haben in den letzten 17 Jahren
keinen Kunden verloren, denn unser Servicegedanke macht
uns einzigartig im Vergleich zu anderen Anbietern. Wir arbeiten
herstellerneutral und kümmern uns auch nach der Inbetriebnahme
weiterhin um das Rechenzentrum. Letztens zum
Beispiel war ein Mitarbeiter durch einen mechanischen Defekt
der Türe im Rechenzentrum eingeschlossen. Unsere Servicetechniker
haben es geschafft, ihn zu befreien, ohne gleich alles
zu zerstören, wie es etwa die Feuerwehr hätte machen müssen.
Was ist die DIN EN 50600?
Mit der EN 50600 gibt es einheitliche europäische Vorgaben
zur physikalischen Sicherheit sowie zur Versorgungssicherheit
im Rechenzentrum. Sie beinhaltet Angaben für die Planung
der Baukonstruktion, Elektroversorgung, Klimatisierung,
Verkabelung sowie die Sicherheitssysteme und beschreibt auch
die Anforderungen für den Betrieb. Allerdings ist die Norm
rechtlich nicht bindend, sondern nur eine Empfehlung. Der
TÜV übernimmt dann die Zerti zierung, die vor allem für
Unternehmen wichtig ist, die als Zulieferer etwa in der Automobilindustrie
gelistet werden wollen.
Was sollten sich IT-Verantwortliche vor Projektstart
überlegen?
Bei der Planung eines neuen Rechenzentrums, aber auch, wenn
es um eine Renovierung geht, sollten sich Betreiber ein paar
Fragen im Vorfeld stellen und beantworten: Welche Verfügbarkeitsklasse
will oder brauche ich, wie viele Racks benötige
ich, wie viel Reserve plane ich ein. Daraus ergibt sich dann die
restliche Planung die USV, die Klimatisierung, den Brandschutz
etc. betreffend. Der Kunde muss seine Eckdaten wissen, den
Rest erarbeiten wir dann gemeinsam. Wenn ein Gebäude komplett
neu auf der grünen Wiese errichtet wird, wäre es toll,
schon in der Planungsphase, sozusagen beim ‚white space‘ mit
dem Architekten, dabei zu sein. Aktuell ndet das leider nur
in drei bis fünf Prozent der Projekte statt. Das Schwierige ist
dann auch das Zusammenspiel mit den anderen Gewerken.
Aber gerade wenn das gut ist, könnte das am Ende alle glücklich
machen. Und das ist die eigentliche Kunst des Rechenzentrumsbaus.
BS
www.seccon.cc
Fotos: dieindustrie.at/Mathias Kniepeiss (1), Seccon (2)
RISIKOBEREITSCHAFT
»Ein Rechenzentrum während des laufenden Betriebes
umzubauen, ist wie eine Operation am offenen Herzen.«
Christian Schupfer, Geschäftsführer
Seccon IT-Sicherheitstechnik GmbH
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