Auch Immobilienkredite könnten teurer werden © APA - Austria Presse Agentur
Die Corona-Kredithilfen (staatliche Kreditgarantien, gesetzliche Stundungen) haben gut gewirkt, verdecken derzeit aber auch viele Schwierigkeiten. Das hielt heute die Nationalbank fest. Die wahren wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise werden sich erst zeigen. Vor allem bei jenen, die vorher schon Probleme hatten. Trotz niedriger Zinsen ist es generell für viele schwerer geworden, zu Krediten zu kommen. Die Banken haben wegen höherer Risiken die Vergabekriterien verschärft.
Europaweit haben die Zentralbanken im Dezember das Kreditgeschäft der Banken abgefragt, auch in Österreich - wie jedes Vierteljahr. Laut Oesterreichischer Nationalbank (OeNB) erwarten die Banken Zahlungsschwierigkeiten von Kunden, wenn Hilfsmaßnahmen auslaufen.
Unternehmenskredite mit staatlichen Garantien waren in der ersten Jahreshälfte 2020 stark nachgefragt. Danach nahm die Nachfrage deutlich ab. Auch Kreditmoratorien (gesetzliche und von den Banken freiwillig gewährte Stundungen von Kreditraten) waren laut OeNB wichtige Überbrückungshilfen, das sei nach wie vor so. Im zweiten Halbjahr 2020 gingen die Moratorien deutlich zurück, vom Höchststand von 30,6 Mrd. Euro auf 14,1 Mrd. Euro zum Jahresende. Die gesetzlichen Moratorien sind jetzt am Sonntag (31. Jänner) ausgelaufen.
Die Kredithäuser sehen laut Nationalbank aktuell mehr Probleme für kleine Unternehmen. Die Lage großer Unternehmen wird hingegen besser bewertet.
Mit Blick auf die höheren Risiken im Verlauf der Krise sind die Kreditinstitute 2020 vorsichtiger geworden bei der Kreditvergabe. Die (internen) Richtlinien für Unternehmenskredite wurden von den befragten heimischen Banken im zweiten Halbjahr 2020 etwas verschärft. Die staatlichen Kreditgarantien haben in Summe frühere und stärkere Verschärfungen der Richtlinien verhindert. Auch die Kreditbedingungen - also die speziellen Konditionen des Kreditvertrags (Margen, Nebenkosten, Erfordernisse für Sicherheiten usw.) - sind verschärft worden. Die Margen (Zinsaufschläge auf Referenzzinsen) für Unternehmenskredite wurden laufend erhöht - vor allem jene für risikoreichere Kredite. Im vierten Quartal 2020 ist in Österreich die Nachfrage nach Unternehmenskrediten gesunken. Es wurde eher mehr innenfinanziert.
Seit dem dritten Quartal 2019 gab es praktisch durchgehend mehr Nachfrage nach Wohnbaukrediten, was hauptsächlich an den tiefen Zinsen lag. Bei den Konsum- und sonstigen Krediten an private Haushalte brach hingegen die Nachfrage im zweiten Quartal 2020 ein. Das lag am gesunkenen Konsumentenvertrauen und geringeren Ausgaben der Haushalte etwa für Autos oder Möbel. Auch im Kreditgeschäft mit privaten Haushalten haben die Banken die Vergabe verschärft, bei Wohnbaukrediten war das im vierten Quartal.
Für Private und Kleinunternehmer hatte es vom April 2020 nach zweimaliger Verlängerung bis vorigen Sonntag eine gesonderte vom Staat ermöglichte Kreditstundung gegeben, wenn es wegen Corona finanziell eng wurde. Die Banken versprachen, kulant vorzugehen. Doch nun verlangten etliche von ihnen die entgangenen Zinsen zurück, die bis zu 4 Prozent betragen können. Der Referenzzinssatz Euribor (für Interbankengeschäfte) beträgt derzeit immerhin rund minus 0,5 Prozent. Ob die Banken die aufgelaufenen Sollzinsen verrechnen dürfen, ist strittig. Die Banken sehen das rechtens, Konsumentenschützer haben schon Klagen eingereicht, argumentieren damit, dass die (Corona-)Stundung den Kredit nicht verteuern dürfe, hatte sie doch gerade den Zweck und das öffentliche Interesse, Kreditausfälle zu vermeiden.
Der Verein für Konsumentenschutz (VKI) hat laut Juristin Petra Leupold eine Verbandsklage eingebracht und rechnet, wie die Expertin in der "Kleinen Zeitung" erklärte, noch im Frühling mit einem erstinstanzlichen Urteil. Bis eine endgültige Entscheidung da ist, wird es dauern - wie lange, hängt davon ab, ob die Angelegenheit bis zum Obersten Gerichtshof durchgefochten wird - oder laut Zeitung gar verfassungsrechtlich geklärt werden muss.
Arbeiterkammer und Konsumentenschutzministerium haben betroffenen Kreditnehmern bereits zu Wochenbeginn dazu geraten, unter Vorbehalt zu zahlen und nach rechtlicher Klärung gegebenenfalls zurückzufordern". Auf keinen Fall dürfe man Raten einfach aussetzen. Nach Worten von Franz Rudorfer, Geschäftsführer der Bundessparte Banken in der Wirtschaftskammer, hat niemand Interesse daran, "unsere Kunden in den Schuldturm zu sperren", wie er mehrfach betonte. Die Banken bieten an, zusammenzusetzen. Aber die Zinsnachforderung sehen die Banken als rechtlich gedeckt an, bekräftigte er in der Kleinen Zeitung (Mittwoch).