Österreich ist im Innovationsranking der EU zurückgefallen. Nach Platz 6 im Vorjahr reihte sich die Alpenrepublik in Sachen Innovationskraft im Ländervergleich heuer nur mehr auf Platz 8, wie das Patentamt am Dienstag mit Verweis auf das "European Innovation Scoreboard" (EIS) mitteilte. Schwächen gibt es etwa bei der Finanzierung von Start-ups. Spitzenreiter ist das Land hingegen weiter bei "Intellectual Assets", die unter anderem Design-, Markenanmeldungen umfassen.
Auch die Investitionen in Forschung und Entwicklung werden demnach positiv bewertet. Allerdings hinkt Österreich bei der "Kommerzialisierung von Innovationen" nach, wie das Patentamt schreibt: Insbesondere die Finanzierung junger, innovativer Unternehmen stelle eine Herausforderung dar.
Start-up-Investitionen zuletzt eingebrochen
Dass sich Start-ups bei der Finanzierung momentan schwer tun, zeigte jüngst auch eine EY-Studie, die einen Einbruch in der ersten Jahreshälfte auswies. So wurden von Jänner bis Juli 110 Mio. Euro an neuem Kapital in österreichische Jungunternehmen investiert, um 64 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2024. Die Zahl der Finanzierungsrunden ging gleichzeitig von 74 auf 70 zurück. Es fehle in Österreich an einer "Wachstumsstory", hielt EY fest. Auch die Staatsholding ÖBAG bremste beim Thema Start-up-Finanzierung zuletzt.
Ideen, den Jungunternehmen einen Schub zu verpassen, gibt es durchaus: Das Patentamt etwa schlägt vor, immaterielle Vermögenswerte - etwa Patente zu den eigenen Erfindungen eines Unternehmens - in der Bilanz sichtbar zu machen. Denn so erhielten "mögliche Investorinnen und Investoren einen besseren Einblick in das Innovationspotenzial des Unternehmens". Hier ortet das Amt mit dem schwarz-rot-pinken Regierungsprogramm auch einen Schritt in die richtige Richtung.
Nordeuropa an der Spitze
Insgesamt belegt Österreich heuer mit der achten Stelle zwar einen niedrigeren Rang im Innovationsindex, das Land befindet sich damit aber weiter in den Rängen der "Strong Innovators", die über dem Durchschnitt aller EU-Nationen liegen. Den ersten Platz belegt heuer Schweden, das Dänemark verdrängt hat, gefolgt von den Niederlanden und Finnland. Hinter Österreich liegen unter anderem Deutschland, Frankreich und Estland.
Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) leitete aus dem Ranking den Auftrag "für eine aktive, zukunftsgerichtete Standortpolitik" ab. Investitionen in Innovationsprojekte seien auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten wichtig, so der Politiker. Ähnlich Infrastrukturminister Peter Hanke (SPÖ): Zur Weiterentwicklung des Standorts sei es vonnöten, "die forschungs- und innovationspolitischen Entwicklungen" voranzutreiben. Das Zurückfallen im Ranking sei durch Änderungen in der Methodik auch nur bedingt mit den Vorjahren vergleichbar, hieß es in einer gemeinsamen Aussendung.
IV: Österreich fehlt Entschlossenheit
Aus Sicht des Generalsekretärs der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer, zeigen die Ergebnisse, dass aktuell die Entschlossenheit fehle, "um an die Spitze der Innovationsstandorte in Europa vorzustoßen". "Dieses Ergebnis mag auch mit einer geänderten Methodik begründet werden. Es reiht sich jedoch nahtlos in die vielen Rankings der letzten Zeit ein, die dem Standort insbesondere wegen hoher Kosten für Arbeit, Energie und Bürokratie, sinkende Attraktivität und nachlassende Dynamik im internationalen Vergleich attestieren."
(APA)