Wifo-Experte Benjamin Bittschi ist für ein Umdenken bei den Kollektivvertragsverhandlungen, wo traditionell die Inflation der vergangenen zwölf Monate - die sogenannte rollierende Inflation - als Basis für das Feilschen herangezogen wird. Bittschi meinte im Ö1-"Mittagsjournal" man könnte künftig die aktuelle Inflation oder jene der vergangenen drei Monate nehmen. Damit würde auch ein Reallohnverlust bei steigenden Preisen verhindert.
Ebenfalls vorstellen kann sich Bittschi Einmalzahlungen für Besserverdienende, die im Laufe der Zeit dann durch prozentuelle Lohnerhöhungen ersetzt würden. Dies würde sich dämpfend auf die Inflation auswirken und die Regierung müsse nicht mit Maßnahmen gegensteuern.
IHS-Chef Holger Bonin hat heute auf "Ö1" eine Öffnungsklausel ins Spiel gebracht, also dass schlecht gehende Unternehmen keine Lohn- und Gehaltserhöhung zahlen müssten. Dies sieht Bittschi kritisch, schließlich sei es schwer zu ergründen, ob es einem Betrieb aufgrund der hohen Kosten oder wegen anderer Gründe schlecht geht - hiermit könnten Unternehmen gestützt werden, die nicht produktiv genug seien.
Die Arbeitnehmervertreter lehnen weiterhin Einmalzahlungen als alleinige Lohnerhöhung ab, sie haben unter anderem auch ein Entgegenkommen bei Freizeit und Arbeitszeit eingefordert. Beim Nachbarn Deutschland hat man diesem Ansinnen jedenfalls eine klare Absage erteilt. Dort fordert die deutsche Maschinenbauverband die 40-Stunden-Woche als Normalfall. "Fehlanreize, die Menschen von der Arbeit fernhalten, müssen abgeschafft werden", meinte der deutsche Verbandsobmann Thilo Brodtmann.
In Österreich verhandelt der Fachverband der Metalltechnischen Industrie am kommenden Freitag in der dritten Runde den Kollektivvertrag (KV) 2024. Für den Fall, dass es zu keiner Einigung kommt, haben die Gewerkschaften bereits Betriebsversammlungen angekündigt. Nach den Metallern startet der Handel in die Herbstlohnrunde.
(APA)