MAN-Werk in Steyr © APA - Austria Presse Agentur
Schlechte Nachrichten für die Beschäftigten des MAN-Werks in Steyr: Der deutsche Lkw-Hersteller hat seinen Jobabbau-Streit mit dem Gesamtbetriebsrat beigelegt, erwägt aber weiter eine Schließung des Betriebs mit 2.200 Mitarbeitern in Oberösterreich. "Hier prüft der Vorstand alle Optionen, inklusive eines Verkaufs oder einer Schließung", teilte MAN am Dienstag mit. Arbeitnehmervertreter und Land kündigten aber umgehend an, weiter um das Werk kämpfen zu wollen.
Arbeiter-Betriebsrat Erich Schwarz wies im Gespräch mit der APA darauf hin, dass das MAN-Management in den Verhandlungen mit dem Betriebsrat "von Forderungen zurückgetreten" sei. Ursprünglich wollte der Konzern 5.600 Jobs in Deutschland streichen, nun sollen es 3.500 sein. "Was in Deutschland möglich ist, muss auch in Österreich möglich sein", sagte Schwarz. Er stellte jedoch klar, dass es ohne einen Stellenabbau in Steyr nicht gehen werde. Die Mitteilung von MAN wertete er als Zeichen, dass die Verhandlungen mit Österreich noch nicht abgeschlossen seien.
Auch Oberösterreichs Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) äußerte ebenfalls die Ansicht, dass die Eckpunkte der Münchner Vereinbarung zwischen Konzernführung und Belegschaftsvertretung für das Werk in Steyr gelten müssen. "Einsparungen Ja, Erhalt des Standorts Ja, betriebsbedingte Kündigungen Nein. Der Standort Steyr kann und soll bei der angestrebten Neuausrichtung des Konzerns in Richtung Zukunftstechnologien eine wichtige Rolle spielen", betonte der Landesrat. Einmal mehr verwies er darauf, dass in Steyr "immer Gewinne geschrieben" wurden. Für 3. Februar kündigte er eine Sitzung über die Zukunft des Betriebs in Linz an.
Pessimistischer äußerte sich Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner. Mit der Vereinbarung in München sei "das Schicksal des heimischen Standorts besiegelt", teilte er mit. Die SPÖ forderte vom Land, sich für eine Jobgarantie einzusetzen. Landesrätin Birgit Gerstorfer appellierte "erneut an Land und Bund, sich für eine Jobgarantie und den Erhalt der Arbeitsplätze dieser Menschen einzusetzen." Und die Grünen erklärten, "die Kompetenz am Standort Steyr nicht zu nutzen, ist völlig widersinnig". Arbeiterkammer-Präsident Johann Kalliauer (SPÖ) pochte darauf, dass der Standortvertrag zum MAN-Werk in Steyr "eingehalten wird".
Laut der am Dienstag geschlossenen Vereinbarung zwischen MAN und dem Betriebsrat sollen bis Ende des kommenden Jahres 3.500 Jobs in Deutschland gestrichen werden, der Abbau solle so sozialverträglich wie möglich erfolgen. Traton-Chef Matthias Gründler und MAN-Chef Andreas Trostmann hatten ursprünglich 9.500 der weltweit 36.000 Arbeitsplätze streichen wollen, fast ein Viertel davon in Österreich.
Nun soll der MAN-Standort Wittlich in Rheinland-Pfalz verkleinert werden, dem Unternehmen aber erhalten bleiben. Die Werke im sächsischen Plauen (150 Mitarbeiter) und Steyr (2200 Mitarbeiter) stünden aber "zur Disposition", hieß es von MAN. Ursprünglich hatte MAN etwa 5.600 im Lkw-Werk München, im Dieselmotorenwerk Nürnberg und im Komponentenwerk Salzgitter abbauen wollen.
Unter dem Druck der EU-Klimavorgaben soll die VW-Tochter völlig neu ausgerichtet und zu einem "führenden Nutzfahrzeughersteller im Bereich Elektro- und Wasserstoffantriebe" umgebaut werden. Das nun vereinbarte Eckpunktepapier sieht "eine Neuaufstellung des Entwicklungs- und Produktionsnetzwerks mit einem starkem Fokus auf Zukunftstechnologien" vor.
Die Vereinbarung dient als Grundlage für Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen, die heuer abgeschlossen werden sollen. Der Stellenabbau soll sozialverträglich erfolgen. MAN schwächelt schon seit Jahren. Die EU-Klimavorgabe, bei Lastwagen bis 2025 im 15 Prozent und bis 2030 mindestens 30 Prozent weniger Kohlendioxid auszustoßen, erhöht den Druck. Dazu kommt zurzeit die Corona-Krise.
Der Betriebsrat hatte die ursprünglichen Pläne zum Stellenabbau als "Kahlschlag" bezeichnet und war vor Gericht gegangen. Der Vorstand hatte sie als notwendige Restrukturierung bezeichnet, um mit dem eingesparten Geld in alternative Antriebe und Digitalisierung investieren zu können.