Holzmann sieht den Tiefpunkt der Konjunkturentwicklung überwunden © APA - Austria Presse Agentur

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat ihre Wachstumsprognose für heuer und für die kommenden Jahre spürbar zurückgenommen. Für 2025 rechnet die Nationalbank nun mit einem leichten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,1 Prozent. Im Dezember war sie noch von einem BIP-Plus von 0,8 Prozent ausgegangen. Damit bahnt sich in Österreich das dritte Rezessionsjahr an. Das Budgetdefizit wird trotz der Konsolidierungspläne der neuen Regierung mit 3,8 Prozent erwartet.

Auch für die kommenden beiden Jahre 2026 und 2027 hat die OeNB ihre Prognosen nach unten geschraubt. Für beide Jahre rechnet sie nun mit einem Wirtschaftswachstum von jeweils 1,2 Prozent, nachdem im Dezember noch ein Plus von 1,6 Prozent (2026) bzw. 1,3 Prozent (2027) angenommen wurde. Mit ihrer Einschätzung ist die Nationalbank derzeit eher auf der pessimistischen Seite. Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und das Institut für Höhere Studien (IHS) gehen laut ihren Schätzungen vom Dezember noch von einem Plus von 0,6 bzw. 0,7 Prozent aus. Am Donnerstag werden die Wirtschaftsforscher jedoch ihre aktuelle Frühjahrsprognose präsentieren.

Gründe für die Abwärtsrevision der BIP-Prognose seien neue Wirtschaftsdaten, die geopolitischen Unsicherheiten sowie das Konsolidierungspaket der neuen Regierung gewesen. Letzteres sei mit allen geplanten Maßnahmen eingepreist worden. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bereits Anfang März ihre BIP-Prognose für den Euroraum auf 0,9 Prozent gesenkt, nach einer Erwartung von 1,1 Prozent im Dezember.

Holzmann: Tiefpunkt der Wirtschaftsentwicklung überwunden

Trotz der gesenkten Aussichten rechnet die OeNB damit, dass sich die Wirtschaft heuer wieder stabilisiert. "Der Tiefpunkt der Wirtschaftsentwicklung dürfte überwunden sein", sagte OeNB-Gouverneur Robert Holzmann laut Aussendung. Die Inflation habe sich stabilisiert, sinkende Zinsen sorgten für geringeren Kostendruck auf Unternehmen und Haushalte und das Vertrauen von Industrie und Konsumentinnen und Konsumenten nehme wieder zu.

Ein Wachstum wird allerdings erst ab dem zweiten Halbjahr erwartet, weshalb die Prognose für das Gesamtjahr leicht negativ bleibt. Die deutlich gestiegene Energieinflation zu Beginn 2025 - nach Auslaufen einiger staatlicher Unterstützungsmaßnahmen - sowie eine überdurchschnittliche Dienstleistungsinflation treiben zudem die Inflationsprognose für das Gesamtjahr 2025 nach oben. Für heuer wird eine HVPI-Inflation von 2,9 Prozent erwartet. Für 2026 wird dann mit einem Rückgang der Teuerung auf 2,3 Prozent gerechnet, 2027 dürfte die Inflation bei 2,1 Prozent zu liegen kommen. Risiken für ihre Wachstums- und Inflationsannahmen sieht die OeNB in den von US-Präsident Donald Trump angedrohten Zöllen. Das deutsche Konjunkturpaket könnte indessen für positive Wachstumseffekte in Österreich sorgen.

Österreich hinkt der Eurozone bei den Inflationserwartungen damit etwas nach. Für die Eurozone wird erwartet, dass sich diese schon heuer in Richtung der EZB-Zielmarke von 2 Prozent bewegt. Anfang 2026 soll der Zielwert dann erreicht sein. Im Zuge dessen hat die EZB auch seit Juni 2024 ihre Leitzinsen sechs Mal gesenkt. Ob es bei der kommenden Sitzung im April eine weitere Zinssenkung geben wird, ließ OeNB-Gouverneur Robert Holzmann offen.

Budgetkonsolidierung als Herausforderung

Die schwache Wirtschaftsentwicklung erschwere die Konsolidierung des Staatsbudgets, da in Zeiten einer schwachen Konjunktur das Wachstum der Steuereinnahmen gedämpft wird und sich die Ausgaben am Arbeitsmarkt erhöhen, so die Notenbank. Trotz des Konsolidierungspakets der Regierung sieht die OeNB für 2025 ein Budgetdefizit von 3,8 Prozent des BIP, also immer noch klar über der Maastricht-Grenze von 3 Prozent. Das Konsolidierungsvolumen des geplanten Sparpakets für 2025 schätzen die Notenbanker nur auf 4 Mrd. Euro, die Regierung hatte ein Volumen von 6,4 Mrd. Euro in Aussicht gestellt.

Bis 2027 könnte das Budgetdefizit dann auf 3,1 Prozent sinken, so die OeNB. Denn in den Jahren 2026 und 2027 würde sich die Wirtschaft wieder besser entwickeln und weitere Sparmaßnahmen der Regierung wirksam.