Lange Schlangen vor dem Österreich-Pavillon © APA - Austria Presse Agentur

Bei unwirtlichem Regenwetter ist der erste Besuchertag der Expo 2025 in Osaka in Japan zu Ende gegangen. Dennoch war der Besucheransturm enorm und auch vor dem Österreich-Pavillon bildeten sich lange Schlangen. Die Japaner werden in erster Linie mit dem angelockt, das sie am ehesten mit Österreich verbinden: Musik. Der 800 m2 große Pavillon dient auch im übertragenen Sinn als Bühne.

1869 schickte Kaiser Franz Josef seinem japanischen Kollegen ein Klavier als Geschenk und der Tenno kam das erste Mal mit klassischer Wiener Musik in Berührung. Ein Anknüpfungspunkt, den die japanischen Besucher anerkennend zur Kenntnis nehmen und dem Bösendorfer-Flügel aus Wien, gleich nach dem Eingang zum Österreich-Pavillon, besondere Aufmerksamkeit schenken: Er spielt wie von Geisterhand Mozart, Strauß & Co. Japanische Technik Marke Yamaha machts möglich. So wird auf der Expo ein Konzert simultan und mit exakt dem gleichen Anschlag aus dem 13.355 Kilometer entfernten Grafenegg zu hören sein. Für Alf Netek, Projektleiter der Österreich-Beteiligung an dieser Weltausstellung, ein perfektes Beispiel dafür, was Österreich auf dieser Schau vermitteln will: "Eine Verbindung aus Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft zu schaffen. Im Sinne von Nation Branding wollen wir uns gerade hier in Japan als verlässlicher Partner aus Europa darstellen." Osaka und die Region Kansai ist nach Tokio die zweitwichtigste Wirtschaftsregion Japans.

Mehr als 21 Mio. Euro Gesamtkosten

Die Gesamtkosten für den Pavillon sind inklusive Personalaufwand mit etwas über 21 Mio. Euro veranschlagt. Das Wirtschaftsministerium trägt 75 Prozent der Kosten, das restliche Viertel die Wirtschaftskammer (WKO). Bis zum Ende der Expo 2025 Mitte Oktober werden nach aktuellem Stand 42 Wirtschaftsmissionen aus fast allen Bundesländern erwartet. Sie sollen mit organisatorischer Unterstützung des Expo-Teams und der Außenstelle der Wirtschaftskammer neue Kontakte Exportkontakte und Kooperationen knüpfen. Dazu kommen noch um einiges mehr an Delegationen von Verbänden, Organisationen und Unternehmen. Ihnen allen dient der Österreich-Pavillon als Treff- und Höhepunkt: Bei Bedarf ist für das Reichen von Wiener Schnitzel, Gulasch, Grünem Veltliner und Sachertorte auch die gemütliche Lounge im dritten Stock zu mieten. An einer Wand ist die Replika des bekannten Osaka-Paravents aus dem Grazer Schloss Eggenberg zu bestaunen, nur dass die dargestellten Szenen aus dem Japan des 17. Jahrhunderts über eine App zum Leben erweckt werden. Auch hier trifft Innovation auf Tradition.

"Wir wollen über Erlebnisse begeistern", betont Netek, die brächten mehr als konkrete Produkte, auf deren Präsentation bewusst verzichtet wird. "Composing the Future", lautet das Motto des Österreich-Pavillons. Und da ist wieder den Ansatz mit der Musik: In Raum 3 entscheiden sich jeweils vier Besucher via Touchscreen-Terminals für ein Nachhaltigkeitsziel der UNO, Künstliche Intelligenz analysiert und mischt alles zu einer raumfüllenden Bildinstallation und einem Stück im Stil der Wiener Klassik, deren Basis die Studierenden des Mozarteums Salzburg komponiert und eingespielt haben. Die Botschaft dahinter ist, dass jeder Einzelne mitbestimmen kann, wie die Zukunft aussieht.

Schweiz auch bei EXPO Nachbar

Mit diesem Ansatz ist Österreich auf der Expo 2025 keineswegs allein. Auf einer Weltausstellung, die sich dem Thema "Für eine bessere Gesellschaft in der Zukunft" verschrieben hat, ist das auch naheliegend. Die Schweiz, unmittelbarer Nachbar auch auf dem Expo-Gelände, formt aus verbal artikulierten Zukunftswünschen der Besucher mit KI spezielle Seifenblasen, die durch den Raum schweben. Die Deutschen lassen über Terminals die Besucher über die Eigenschaften ihrer Stadt der Zukunft entscheiden. Den spielerischen Zugang inklusive gewaltiger Projektionsflächen bieten alle, im Deutschland-Pavillon, aber noch mehr bei den Schweizern, wo auch internationale Konzerne als Sponsoren beteiligt sind, sind auch konkrete Produkte und Anwendungen zu sehen. Das Ganze hat bei unseren Nachbarn jedoch einen gewissen Messecharakter. Österreich bleibt dazu im Vergleich subtil auf der Erlebnis-Meta-Ebene, auch wenn in Summe an die 100 Forschungsprojekte und Start-ups in Spielstationen "eingebaut" sind.

28 Millionen Besucher erwartet

24 Minuten dauert die Anfahrt mit der neuen U-Bahn aus der Stadt, den die meisten der 28 Millionen Menschen wählen werden, die auf dieser Expo erwartet werden. Sie liegt auf einer mit Bauschutt künstlich angelegten vorgelagerten Insel im Meer. Neben Unternehmen und Institutionen präsentieren sich Österreich und weitere 158 Länder. Die meisten Länderpavillons werden von einem gigantischen mehrstöckigen, begehbaren und 30 Meter breiten Ring aus Holz umgeben. Um die Dimensionen halbwegs anschaulich zu machen: Der Durchmesser dieses Rings beträgt 700 Meter, man wandert rund zwei Kilometer weit ringsum.

Österreich am 23. Mai im Mittelpunkt

Aus Holz ist auch die Notenschleife, die das Bild des Österreich-Pavillons prägt, mit dem sich der Kreis schließt: 16 Meter hoch nach einer alten Holzbautechnik in Niederösterreich gefertigt, in 12 Containern nach Asien verschifft, und in Osaka nach herausfordernden Bürokratiescharmützeln zusammengebaut. Das wird am 23. Mai höchstens noch eine Anekdote sein, wenn Österreich mit dem "Nations Day" für einen Tag im Mittelpunkt der Expo 2025 steht und eine große Delegation mit Bundespräsident Alexander van der Bellen an der Spitze erwartet wird.