Finanzbildung ist ein wichtiger Faktor für finanzielle Unabhängigkeit © APA - Austria Presse Agentur
94 Prozent der Österreicher betrachten finanzielle Unabhängigkeit als wichtig, doch nur die Hälfte erreicht diesen Zustand, so lautet das Ergebnis einer von der bank99 am Montag präsentierten Studie. Dabei fällt finanzielle Abhängigkeit oft mit einem Mangel an Finanzbildung zusammen, ergab die von der Post AG-Tochter beim Marktforschungsinstitut marketmind beauftragte Befragung von rund 1.000 Personen ab 16 Jahren.
"Finanzbildung ist ein wesentlicher Faktor für finanzielle Unabhängigkeit, neben anderen Aspekten wie Sozialisation und Einkommen. Wer früh die Grundlagen versteht, hat später mehr Chancen", erläutert die Post AG-Finanzvorständin Barbara Potisk-Eibensteiner das Fazit der Studie.
Rollenbilder bleiben Herausforderung
Eine Herausforderung dürften dabei tradierte Rollenbilder bleiben. Laut der Umfrage erreichen 59 Prozent der Männer vollkommene Unabhängigkeit, aber nur 47 Prozent der Frauen. Mehr als ein Viertel der Frauen (28 Prozent) gibt zudem an, maximal die Grundausgaben decken zu können. 60 Prozent der Personen in finanzieller Abhängigkeit möchten aktiv aus dieser heraus. Für Frauen mit Kindern, in ländlichen Regionen oder in Partnerschaften wird Abhängigkeit laut der Studie eher akzeptiert, während der Wunsch nach finanzieller Selbstbestimmung bei jüngeren und älteren Frauen ausgeprägter ist.
"Finanzielle Unabhängigkeit ist nicht nur ein persönliches Ziel, sondern eine gesellschaftliche Notwendigkeit", sagt Patricia Kasandziev, als bank99-Vorstandsmitglied für Markt & Digitalisierung zuständig. Besonders angesichts der Unsicherheiten im Pensionssystem sei rechtzeitiges Handeln zur Absicherung wichtig.
Lücken im Finanzwissen
Die bank99-Studie zeigt zudem große Lücken im Finanzwissen der Österreicher. 74 Prozent der Österreicher schätzen ihren Umgang mit Geld zwar mehrheitlich positiv ein, die tatsächlichen Finanzkenntnisse sind jedoch oft deutlich schlechter. Während Männer häufig dazu neigen, ihr Finanzwissen zu überschätzen, unterschätzen Frauen ihre Kenntnisse eher. Einen im Rahmen der Studie durchgeführten Wissenstest zum Thema Basisfinanzwissen beantworteten beide Geschlechter auf ähnlichem Niveau. Mehr als ein Drittel (36 Prozent) konnte nur die Hälfte der Fragen oder weniger richtig beantworten. Mit Blick auf die Bildungsabschlüsse zeigt die Befragung: Erst mit einem höheren akademischen Abschluss steigt das Wissen um Finanzen signifikant.
Nur ein Drittel der Befragten gab an, dass Finanzwissen ihre finanzielle Situation verbessert. Die Studie zeigt aber einen starken Zusammenhang zwischen mangelndem Finanzwissen und finanzieller Abhängigkeit. Personen mit hohem Finanzwissen haben mehr Kontrolle über ihre Finanzentscheidungen, sind motivierter, ihre Lage zu verbessern und können größere Investitionen planen. Im Gegensatz dazu berichten Menschen mit weniger Finanzwissen von geringerer Unabhängigkeit und Kontrolle und haben weniger Vertrauen in ihre Investitionsfähigkeit.
"Finanzwissen darf nicht nur ein Privileg für Uniabsolventinnen sein", so Potisk-Eibensteiner. Es sei entscheidend, dass Finanzbildung bereits früh in der schulischen Laufbahn integriert wird - um allen unabhängig von Herkunft oder sozialem Status die Fähigkeiten zu vermitteln, ihre finanzielle Zukunft aktiv und selbstbestimmt zu gestalten.