Ehrenamtliche Hilfe aus Österreich verbucht Erfolge im Kampf gegen die Wasserknappheit in Ghana. © Rahma Austria
Der Wachstumskontinent Afrika ist insgesamt noch recht wenig auf dem Radar österreichischer Unternehmen. Das könnte sich in Zukunft ändern, denn einige Volkswirtschaften gewinnen bereits an Dynamik ..
... Entwicklungshilfe auf allen Ebenen bleibt dennoch das Gebot der Stunde.
Reich an Bodenschätzen, Erdgas- und Ölreserven und begehrtes Agrarland. Was seine natürlichen Ressourcen betrifft, hat der ärmste Kontinent der Welt einiges zu bieten. Und auch in wirtschaftlicher Hinsicht gewinnen afrikanische Staaten an Attraktivität – insbesondere im Osten des Kontinents. „Ostafrika ist mit einem robusten BIP-Plus von 5,6 Prozent auf dem Zukunftskontinent die führende Wachstumsregion und dementsprechend eine attraktive Destination für österreichische Unternehmen“, ist auch der Afrika-Experte der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Rudolf Thaler, überzeugt. Von den 13 Ländern in der Region trugen im vergangenen Jahr Äthiopien, Tansania, Dschibuti, Ruanda, die Seychellen und Kenia zu diesem Spitzenwachstum bei. Auch für 2018 und 2019 wird für Ostafrika ein Wirtschaftswachstum von 5,9 und 6,2 Prozent erwartet. Das durchschnittliche Wachstum aller 54 afrikanischen Volkswirtschaften lag 2017 vergleichsweise bei 3,6 Prozent. Ostafrika steht auch für Innovation und eine dynamische Start-up-Szene. Kenia – und nicht das kalifornische Silicon Valley – ist weltweit führend bei Fin-Tech-Innovationen.
Der afrikanische Wachstumskontinent und so auch Ostafrika befinden sich allerdings noch zu wenig auf dem Radar österreichischer Unternehmen. Von den 1,7 Milliarden Euro an österreichischen Exporten nach Afrika – größenmäßig vergleichbar mit den Exporten nach Schweden – gingen gerade einmal etwa 73 Millionen Euro in die 13 ostafrikanischen Staaten. Die größten Abnehmer waren Kenia, Äthiopien und Sudan. Wachstumsmotoren sind Megainfrastrukturprojekte, Industriemodernisierungen und Produktionssteigerungen in der Landwirtschaft. Der Privatkonsum ist ein wesentlicher Treiber in Kenia, während öffentliche Infrastrukturprojekte in Dschibuti und Äthiopien entscheidend sind.
Entwicklungshilfe gefordert
Trotz der wirtschaftlich positiven Entwicklung bleibt die humanitäre Lage in Ostafrika alarmierend. Andauernde Regenfälle in Teilen Somalias, Äthiopiens und Kenias haben im Mai 2018 Häuser, Schulen und Geschäfte unter Wasser gesetzt. 1,2 Millionen Menschen sind von den Überflutungen betroffen, mehr als 700.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen und in höhere Lagen evakuiert werden. Im Süden Somalias sind mehr als 718.000 Menschen betroffen, 220.000 mussten ihre Häuser verlassen. Wassermassen haben Ernten sowie Wasser- und sanitäre Anlagen zerstört und Nutzvieh getötet. Der Schulbetrieb wurde unterbrochen. Auch eine Zunahme von Cholerafällen wird befürchtet, da durch das Hochwasser flache Brunnen verunreinigt werden. In Kenia haben die Fluten 311.000 Menschen vertrieben, 132 kamen ums Leben. Mehr als 200 Schulen und die bestehenden Wassersysteme in mehreren Landkreisen wurden zerstört. Auch in Kenia steigt die Zahl der Cholerafälle im Norden und Osten des Landes.
Klimawandel verstärkt Intensität von Naturkatastrophen
In Äthiopien mussten durch die starken Regenfälle mehr als 170.000 Menschen ihre Dörfer verlassen, vor allem im Südosten des Landes. Auch hier wurden Häuser, Ackerland, Ernten, Vieh und Schulen durch die Überschwemmungen zerstört. Es besteht ein dringender Bedarf an Nahrungsmitteln, Wasser, Gesundheitsdiensten, Decken sowie Hygienematerial. „In den vergangenen Jahren hat die Intensität wiederkehrender Naturkatastrophen in Ostafrika durch die Auswirkungen des Klimawandels zugenommen. Von den aktuellen Überschwemmungen in Somalia, Äthiopien und Kenia sind über eine Million Menschen betroffen, viele von ihnen mussten ihre Häuser verlassen. Die Menschen leben in provisorischen Notunterkünften ohne Nahrung, sauberes Wasser oder angemessene sanitäre Einrichtungen. Weitere Regenfälle sind vorhergesagt. Das wird die Notlage der Kinder und ihrer Familien noch weiter verschlimmern“, sagt Christopher Hoffman, Regionalleiter für humanitäre Hilfe in Ostafrika bei World Vision.
Brunnenbau in Ghana
Ghana teilt das Schicksal vieler afrikanischer Länder: Obwohl sie so reich an Rohstoffen sind und die Menschen bis zur Erschöpfung arbeiten, wird ihre Entwicklung durch historische Altlasten und einen ungerechten internationalen Austausch erschwert.
So wird auch Ghana laut Human Development Index der Vereinten Nationen zu den am wenigsten entwickelten und laut der Weltbank zu den am höchsten verschuldeten Ländern der Welt gerechnet, obwohl es im afrikanischen Vergleich über ausreichend Potenzial verfügt. 45 Prozent der Bevölkerung müssen von weniger als einem Dollar pro Tag leben.
Der humanitäre Hilfsverein Rahma Austria fördert seit mehreren Jahren umfangreiche Entwicklungsprojekte in Ghana. Dazu zählen Projekte für Waisenkinder, die Verteilung von Lebensmittelpaketen und eben auch der Bau von Brunnen. Im April konnten sich ehrenamtliche Helfer des Hilfsvereins eine knappe Woche lang (vom 18. bis zum 23. April) ein Bild von der lokalen Situation machen. Sie sind erst kürzlich aus Ghana zurückgekehrt und berichten von der erfolgreichen Durchführung von mehreren Hilfsprojekten in der Umgebung der Hauptstadt Accra, der Stadt Kumasi und in den umliegenden Dörfern: 22 Brunnen wurden gebaut, was in Ghana, wo es sehr häufig Trockenzeiten mit entsprechender Wasserknappheit gibt, von großer Bedeutung ist. Die Ursachen von 75 Prozent aller in Ghana auftretenden Krankheiten hängen nach der Meinung von Experten mit verunreinigtem Wasser zusammen.
„Im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten haben wir auch 260 Lebensmittelpakete an Bedürftige übergeben und 276 Geschenke an Kinder verteilt“, berichtet Rahma Austria und appelliert an die Spender: „Wir danken allen Helfern und Spendern, die mit ihrer Unterstützung zur Umsetzung dieser Projekte beigetragen haben. Die Spendenaktion für Ghana wird fortgesetzt. Ein Brunnen kostet etwa 2.760 Euro. Wir wollen noch viele davon errichten und hoffen, dass Sie uns auch weiterhin dabei unterstützen.“ (BO) spende.rahma-austria.at