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Stolze Bilanz

NEW BUSINESS Export - NB EXPORT 1/2018
Die Wirtschaftsbeziehungen mit China standen im Mittelpunkt des größten Staatsbesuchs in der Geschichte Österreichs. © BKA/Dragan Tatic

Als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wird China zu einem immer ­wichtigeren Wachstumsmarkt für heimische Exporteure ...

... Mit einer Reihe von Maßnahmen und Hilfeleistungen wollen Politik und Finanzwirtschaft diese Entwicklung intensivieren.

China ist gross und vielfältig, ebenso wie seine Bedeutung für heimische Unternehmen und ihre Produkte. Wie die WKO-AußenwirtschaftsCenter in China bestätigen, durchbrach das Handelsvolumen zwischen Österreich und China im vergangenen Jahr die Zwölf-Milliarden-Euro-Grenze. Bis Ende 2017 stiegen die Importe aus China um 6,6 Prozent auf einen Gesamtwert von rund 8,49 Milliarden Euro. Damit kamen 5,7 Prozent der österreichischen Importe aus dem Reich der Mitte. Allgemein wird eine stärkere Einfuhr von komplexen Waren sichtbar. Die österreichischen Exporte verzeichneten bis Ende 2017 das stärkste Wachstum seit drei Jahren. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen sie um 11,6 Prozent auf 3,69 Milliarden Euro.

Größter Staatsbesuch in der ­Geschichte Österreichs
Chinas zunehmende Bedeutung für die österreichische Wirtschaft spiegelte sich auch im größten Staatsbesuch in der heimischen Geschichte wider. Von 7. bis 12. April ­pilgerte eine rund 250-köpfige Delegation, angeführt von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz, zum Staatsbesuch nach China. Bereits im Vorfeld der Reise wies Kurz darauf hin, dass es sich bei China um „eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften“ handelt – als Indiz dafür nannte er das heurige Wirtschaftswachstum von 6,5 Prozent. Das Land besitze ein „großes Potenzial für österreichische Unternehmen“ – bereits jetzt seien 900 dort tätig. Außerdem sei China „beim Kampf gegen den Klimawandel oder dem Nordkorea-Konflikt ein wichtiger internationaler Player“.
Während eines Treffens mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hob der Bundeskanzler auch die große ­wirtschaftliche Stärke des Gastlandes hervor. „China ist nicht nur politisch eine Supermacht, sondern China wird gerade zur wichtigsten Volkswirtschaft der Welt. Wir haben also ein Interesse an einer engeren Partnerschaft, wir unterstützen die Seidenstraßen-Strategie und versuchen, eine enge wirtschaftliche Zusammenarbeit zustande zu bringen. Wir haben in vielen Bereichen Know-how anzubieten, in denen China dieses Know-how sucht.“  ­Alexander Van der Bellen bezeichnete die China-Reise als großen Erfolg. „China will eine gute Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit schaffen. Wir haben gemeinsame Ziele, etwa in den Bereichen Umwelt, Nachhaltigkeit und Klimaschutz“, so der Bundespräsident.

Verstärkte Zusammenarbeit im ­Bereich E-Commerce
Im Rahmen des Staatsbesuchs im Pekinger Wirtschaftsministerium unterzeichnete Bundesministerin Margarete Schramböck ein Abkommen, das österreichischen Unternehmen den Zugang zu den chinesischen Handelsplattformen erleichtert. Das Abkommen ist ein wichtiger Schritt zur besseren wirtschaftlichen Kooperation beider Länder und öffnet den großen chinesischen Markt für Exporteure österreichischer Qualitätsprodukte. „Wir sprechen von einem Markt mit Millionen potenzieller Produkte. Die Onlineplattform JD.com hat zum Beispiel rund 266 Millionen registrierte Kunden, bei uns kennt diese Firma kaum jemand. Das ist eine Chance für österreichische Unternehmen, um mit Qualität und Innovation made in Austria zu punkten. Auf der anderen Seite wollen wir auch den Standort stärker in den Fokus unserer chinesischen Partner rücken und gezielt um Unternehmensansiedelungen nach Österreich werben“, so Wirtschaftsministerin Schramböck.
Ziele des Abkommens sind eine stärkere Zusammenarbeit und ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch zwischen den grenzüberschreitenden E-Commerce-Plattformen beider Länder. Heimische Unternehmen, insbesondere KMU, profitieren durch die erleichterte Anbahnung von Kontakten zu den großen E-Commerce-Plattformen und sind ­somit schneller am chinesischen Markt präsent. Unterstützung soll es außerdem bei der Ein- und Ausfuhr von Qualitätsprodukten und Dienstleistungen über E-Commerce-Plattformen geben. „China ist mit Abstand Österreichs wichtigster Handelspartner in Asien und nach den USA zweitwichtigster Handelspartner in Übersee. Seit 2008 haben sich die österreichischen Exporte auf ein neues Rekordergebnis von rund 3,7 Milliarden Euro verdoppelt. Das verdeutlicht das Marktpotenzial, das China österreichischen Unternehmen bietet“, so Schramböck.

Heimische Exporteure profitieren von steigendem Qualitätsbewusstsein im Reich der Mitte
Auch im Portfolio der Exporthaftungen, die die Oesterreichische Kontrollbank AG (OeKB) im Auftrag des Bundes betreut, nimmt China mit einem Obligo von mehr als einer Milliarde Euro den zweiten Rang hinter Russland ein. Das hohe Obligo belegt das große Interesse österreichischer Exporteure an der Absicherung ihrer Aktivitäten im Reich der Mitte. Die Nachfrage erstreckt sich vor allem auf Projekte aus der Medizintechnik und Metallindustrie. „Rund 18 Prozent unserer Kunden sind in Asien aktiv. Ein Großteil davon hat auch den chinesischen Markt für sich entdeckt. Der steigende Bedarf der aufstrebenden Mittelschicht in China nach hochwertigen Konsumgütern und die Nachfrage von Unternehmen nach modernen und innovativen Investitionsgütern bilden optimale Bedingungen für die Markterschließung oder den Ausbau bestehender Aktivitäten. Vom steigenden Qualitätsbewusstsein der chinesischen Bevöl­kerung profitieren besonders österreichische Exporteure. Gemeinsam mit dem langsam wachsenden Umwelt­bewusstsein führt dies nachhaltig zu großem Potenzial für Unternehmen aus dem Hoch- und Umwelttechnologie- ­sowie dem Maschinensektor“, analysiert Helmut Bernkopf, ­Vorstandsmitglied der OeKB, der für den Geschäftsbereich Export Services verantwortlich zeichnet.

Nachfrage nach Exporthaftungen hoch
Für Österreich ist China mittlerweile der fünftgrößte Handelspartner und die Nummer eins aus dem asiatischen Raum. Mit einer Bevölkerung von 1,4 Milliarden bietet die chinesische Volkswirtschaft eine enorme Marktgröße und entsprechende Möglich­keiten. So sind auch 2017 die ­österreichischen Exporte nach China im Vorjahresvergleich um 11,7 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro gestiegen. Dabei rangieren unter den Exportwaren Maschinen vor Motoren, Elektrogeräten und Messinstrumenten.
Die Exportgarantien der Republik, die über die OeKB für die Lieferung von Waren und Dienstleistungen österreichischer Exporteure oder für österreichische Direktinvestitionen vom Bundesministerium für Finanzen vergeben werden, beliefen sich 2017 auf rund 1,28 Milliarden Euro. Diese Bundeshaftungen verfolgen das Ziel, heimische ­Exporteure im internationalen Wettbewerb zu stärken. ­Allein 2017 wurden 27 Exporthaftungen für den chinesischen Markt vergeben. Das Volumen der Neuzusagen, für welche die Haftung gilt, betrug 2017 131 Millionen Euro. Bereits in den ersten Wochen 2018 wurden Garantien und Promessen für Neuzusagen in Höhe von rund 17,7 Millionen Euro ausgestellt.

Urbanisierung als Wachstumsmotor
„Die hohe Motivation und Leistungsorientierung vor allem in der Mittel- und Oberschicht und eine generell sehr leistungsfähige Infrastruktur bieten ein ansprechendes Umfeld für Investitionen. Die stetige Urbanisierung trägt ebenfalls zu einer steigenden Konsumnachfrage bei. Als verstärkender Faktor für die Attraktivität des Standorts wirkt auch das relativ geringe Sicherheitsrisiko im Land“, so Helmut Bernkopf.

Big Data und restriktiver ­Internetzugang
Bei all den Rekordzahlen zur chinesischen Wirtschaft gilt es auch bremsende Faktoren im Blick zu behalten. Die Gesamtverschuldung des Staates wird auf über 250 Prozent des BIP geschätzt. Reformvorhaben, um diese Schulden zu reduzieren, werden nach wie vor zugunsten stabiler Wachstumszahlen aufgeschoben. Auch die Ausweitung diverser Kontrollstrukturen innerhalb Chinas lässt Exporteure wachsam bleiben. Besonders im Bereich Big Data baut die Volksrepublik intensiv Strukturen auf. Dazu kommt ein restriktiver Internetzugang, der beispielsweise zur Abschaltung nicht registrierter VPN-Systeme führen kann. Der starke Staatseinfluss auf die Wirtschaft und der damit eingeschränkte Marktzugang für einige Sektoren stellt eine Herausforderung für Unternehmen dar. China wird in der OECD-Länderkategorie zwei (von insgesamt sieben Risikostufen) zur Bewertung des politischen ­Risikos geführt. Die OeKB-Deckungsquote für politische Risiken liegt bei 100 Prozent.

OeKB-Exportfinanzierung für ­Leasinggeschäfte
Neu im Portfolio der Oesterreichischen Kontrollbank sind Finanzierungen von Leasinggeschäften heimischer Exporteure. Damit wird das im Vorjahr gestartete Produkt ­Exportinvest für Neu- oder Ersatzinvestitionen im Inland auf leasingfinanzierte Geschäfte ausgeweitet. Österreichische Exportunternehmen können so auch für Inlands­projekte, die ihre eigene Exporttätigkeit absichern oder ausbauen und heimische Wertschöpfung erzeugen, von den günstigen Refinanzierungsmitteln der OeKB profi­tieren. Bis vor Kurzem waren diese Mittel ausschließlich Investitionen im Ausland vorbehalten. „Günstige Refinanzierungsmittel für heimische Unternehmen, die nachhaltig den Standort Österreich sichern, schaffen einen Mehrwert für uns alle. Für viele Unternehmen überwiegen die Vorteile einer Leasingfinanzierung gegenüber einem ­klassischen Bankkredit. Umso wichtiger ist es, dass auch für diese Art der Finanzierung dieselbe Produktpalette ­offensteht“, so Bernkopf über die gemeinsam mit dem BMF neu geschaffene Unterstützungsmöglichkeit für Exporteure. „Wir wollen Groß- genauso wie Klein- und Mittelbetriebe bei ihrem Expansionskurs unterstützen. Der Bedarf an neuen Produktionsmaschinen, Lagerhallen oder Transportmitteln ist da schnell gegeben. Mit der Finanzierung dieser Investitionen werden Wachstumsimpulse gesetzt, die nachhaltig wirken können. Die entsprechende Nachfrage spüren wir.“

100-Prozent-Finanzierung möglich
Das Produkt Exportinvest an sich wurde im Laufe des Jahres 2017 erfolgreich und mit entsprechender Nachfrage gestartet. Bereits im ersten Quartal 2018 wurden damit 20 Projekte mit einem Volumen von knapp 250 Millionen Euro finanziert. Mit Exportinvest können Unternehmen mit einer Exportquote von über 90 Prozent die vollständigen Anschaffungskosten einer Investition decken. Besonders im Technologiebereich weisen viele österreichische Unternehmen sehr hohe Exportquoten auf. Ist der Prozentsatz der ins Ausland transportierten Güter niedriger, ist eine Finanzierung in Höhe der abgerundeten Exportquote möglich, bei 54 Prozent beispielsweise 50 Prozent der tatsächlichen Investitionssumme. Eine Exportquote von mindestens 20 Prozent sowie eine Investitions­summe von über zwei Millionen Euro bilden die Grundvoraus­setzungen, um sich für eine Exportinvest-Finanzierung zu qualifizieren. Flexible Rückzahlungsvereinbarungen und günstige Konditionen sind weitere Pluspunkte für die ­Exporteure. (BO)

INFO-BOX
Wachstumsmarkt China
Mit einem bilateralen Handelsvolumen von
rund 12,19 Milliarden Euro 2017 ist China mit Abstand der wichtigste Handelspartner Österreichs in Asien. Weltweit nimmt China den fünften Rang ein, hinter Deutschland, Italien, der Schweiz und den USA. Das Defizit in der Handelsbilanz mit China belief sich auf
4,79 Milliarden Euro. Bis Ende 2017 stiegen die Importe um 6,6 Prozent auf einen Gesamtwert von rund 8,49 Milliarden Euro. Damit kamen 5,7 Prozent der österreichischen Importe aus dem Reich der Mitte.
(Quelle: www.wko.at, April 2018)