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Es geht aufwärts

NEW BUSINESS Export - NB EXPORT 1/2021
Mit der aktuellen Entspannung bei der Corona-Pandemie mehren sich die positiven Konjunktursignale. © Adobe Stock/Sergey Nivens

Auf den Außenhandel hatte das Krisenjahr 2020 erwartungsgemäß sehr deutliche negative Auswirkungen. Aber es gibt gute Nachrichten: Österreichs Wirtschaft wächst wieder ...

... und hat die Aufholjagd bereits gestartet. Das belegen Zahlen von Statistik Austria und der Oesterreichischen Nationalbank.

Wie zu erwarten war, hatte das vergangene Krisenjahr deutliche Auswirkungen auf Österreichs Im- und Exporte. Laut den im März veröffentlichten vorläufigen Ergebnissen der Statistik Austria lag der Gesamtwert der Importe von Waren nominell mit 144,20 Milliarden Euro um 8,6 Prozent unter dem Vorjahreswert, die Exporte von Waren gingen um 7,5 Prozent auf 141,93 Milliarden Euro zurück. Das Defizit der Handelsbilanz belief sich auf 2,27 Milliarden Euro, nach 4,32 Milliarden im Jahr 2019. Arbeitstägig bereinigt sanken die Einfuhren um neun Prozent und die Ausfuhren um 7,9 Prozent. Aus den Mitgliedstaaten der Europäischen Union importierte Österreich im Jahr 2020 Waren im Wert von 98,60 Milliarden Euro (– 8,6 %). Der Wert der in diese Länder exportierten Waren verzeichnete mit minus 6,5 Prozent ebenfalls einen Rückgang gegenüber 2019 und betrug 95,74 Milliarden Euro. Das Handelsbilanzdefizit mit der Europäischen Union belief sich auf 2,86 Milliarden Euro, nach 5,39 Milliarden Euro im Jahr 2019. Rund 70 Prozent des österreichischen Außenhandels wurden mit den EU-Mitgliedstaaten abgewickelt.

Der Außenhandel mit Drittstaaten zeig­te im Vergleich zum Vorjahr eine Abnahme sowohl bei Im- (– 8,8 % auf 45,60 Mrd. Euro) als auch Exporten (– 9,5 % auf 46,19 Mrd. Euro). Daraus ergab sich ein Han­delsbilanz­aktivum mit Drittstaaten von 0,59 Milliarden Euro (Handelsbilanzaktivum 2019: 1,07 Mrd. Euro). Über 30 Prozent des österreichischen Außenhandels wurden mit Partnerländern abgewickelt, die keine EU-Mitgliedsstaaten sind.

Auch die Zahlungsbilanz für das Jahr 2020 der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) vom Mai diesen Jahres spricht von „teilweise dramatischen Rückgängen der Exporterlöse, die nahezu alle Branchen betrafen“, durch das Wegbrechen internationaler Lieferketten sowie umfangreiche Reisebeschränkungen. „Globale Wirtschaftskrisen treffen kleine, hochvernetzte Volkswirtschaften wie Österreich, die von internationalen Lieferketten und überwiegend von ausländischen Absatzmärkten abhängig sind, besonders schmerzlich“, erläuterte Vizegouverneur Gottfried Haber im Rahmen einer Pressekonferenz der OeNB.

­Maschinen und Fahrzeuge rückläufig
Maschinen und Fahrzeuge waren mit einem Einfuhranteil von 34,9 Prozent und einem Ausfuhranteil von 38,2 Prozent laut Statistik Austria auch 2020 wieder die bedeutendste Produktgruppe im österreichischen Außenhandel, dabei gingen die Importe um 11,4 Prozent auf 50,35 Milliarden Euro und die Exporte um 12,1 Prozent auf 54,27 Milliarden Euro zurück.

Die weiteren wertmäßig stärksten Produktgruppen bei den Exporten waren bearbeitete Waren (– 9,9 % auf 28,72 Mrd. Euro), chemische Erzeugnisse (+ 0,4 % auf 21,65 Mrd. Euro) und sonstige Fertigwaren (– 7,1 % auf 16,05 Mrd. Euro). 85 Prozent der österreichischen Ausfuhren konzentrierten sich 2020 auf diese vier Produktgruppen. Die Importe von Brennstoffen/Energien gingen um rund ein Drittel zurück (– 32,5 % auf 8,29 Mrd. Euro) und zeigten importseitig die zweitgrößte absolute Abnahme hinter Maschinen und Fahrzeugen.

Österreichs bedeutendste Handelspartner 2020
Mit den 20 zentralen Handelspartnern Österreichs wurden 2020 86,7 Prozent der Importe und 84,5 Prozent der Exporte abgewickelt – insgesamt waren in diesem Ranking 13 EU-Länder und sieben Drittstaaten vertreten. Abgesehen von Liechtenstein zählten alle Nachbarländer Österreichs in beiden Verkehrsrichtungen zu den Top-20-Partnerländern. 2020 gab es im Vergleich zu 2019 etliche Rangverschiebungen innerhalb dieser Top-20-Liste.

Importseitig belegte China erstmalig Platz zwei und tauschte mit Italien die Ränge. Die Vereinigten Staaten (2019: Rang 4) waren nur noch auf dem sechsten Platz zu finden, da die Schweiz den vierten Rang einnahm. Das Vereinigte Königreich rutschte um zwei Plätze nach hinten, und zwar von Rang zwölf (2019) auf Rang 14. Verglichen mit 2019 wechselten die Niederlande (8) und Ungarn (9), Belgien (16) und Slowenien (17) sowie Rumänien (19) und Schweden (20) ihre Plätze.

Exportseitig tauschten Ungarn (2019: Rang 6) und Polen (2019: Rang 8) ihre Position. Verglichen mit dem Vorjahr wechselten die Niederlande (12) und Slowenien (13), die Russische Föderation (16) und Spanien (17) sowie Japan (18) und Schweden (19) ihre Ränge. Die Türkei schaffte mit einem Exportzuwachs von 8,3 Prozent den Sprung ins Ranking (2019: Rang 25) und verdrängte damit Australien.

Positive Signale
In diesem Jahr sind bereits deutliche positive Signale sichtbar, Entwarnung gegeben wird aber noch nicht. „Die wirtschaftliche Lage Österreichs war im ersten Quartal 2021 weiterhin angespannt. Von Jänner bis März ging das BIP im Vergleich zum Vorquartal um 1,1 Prozent zurück. Damit liegt die Wirtschaftsleistung Österreichs bei 91,5 Prozent des Vorkrisenniveaus, bezogen auf das erste Quartal 2019. Mit der aktuellen Entspannung bei der Corona-Pandemie mehren sich die positiven Konjunktursignale, z. B. im Außenhandel oder am Arbeitsmarkt. Die Umsätze in Indus­trie und Bau liegen bereits deutlich über Vorkrisenniveau“, erklärte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas Ende Mai im Rahmen der ersten „Austrian Recovery Baro­meter“-Pressekonferenz. Dieses bietet vierteljährlich einen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung Österreichs in der abklingenden Corona-Krise. Zentrale Größe ist das Barometer, das für verschiedene Indikatoren (z. B. BIP, Beschäftigung, Tourismus, Außenhandel) anzeigt, in welchem Ausmaß das Vorkrisenniveau erreicht ist (verglichen mit dem entsprechenden Zeitraum des Jahres 2019).

Bezogen auf den Außenhandel zeigen die aktuellsten Zahlen von März 2021 ebenfalls einen Aufwärtstrend. „Der österreichische Außenhandel hat wieder kräftig Fahrt aufgenommen. Somit mehren sich auch hier Zeichen der wirtschaftlichen Erholung bei abklingender Corona-Krise: Sowohl Wareneinfuhren als auch -ausfuhren verzeichneten gerade im März 2021 im Vergleich zum Vorjahresmonat markante Zuwächse, wobei der März 2020 auch deutlich von der Pandemie gezeichnet war“, so Thomas.

Die vier bedeutendsten Produktgruppen im österreichischen Außenhandel – Maschinen und Fahrzeuge, bearbeitete Waren, chemische Erzeugnisse und sonstige Fertigwaren – zeigten im März 2021 exportseitig einen Zuwachs von 18,6 Prozent auf 12,89 Milliarden Euro und stiegen importseitig um 25,8 Prozent auf 12,83 Milliarden Euro. Der größte absolute Exportzuwachs wurde mit Maschinen und Fahrzeugen (+ 30,8 %; + 1,39 Mrd. Euro), gefolgt von bearbeiteten Waren (+ 19,2 %; + 0,51 Mrd. Euro) sowie sonstigen Fertigwaren (+ 23,1 %; + 0,29 Mrd. Euro) erzielt. Nur die chemischen Erzeugnisse waren leicht rückläufig (– 7,6 %; – 0,18 Mrd. Euro). Importseitig ergab sich ein ähnliches Bild. Den größten absoluten Anstieg bei den Importen verzeichneten ebenfalls Maschinen und Fahrzeuge (+ 30,1 %; + 1,32 Mrd. Euro); danach folgten sonstige Fertigwaren (+ 31,4 %; 0,52 Mrd. Euro), bearbeitete Waren (+ 21,5 %; 0,44 Mrd. Euro) und chemische Erzeugnisse (+ 16,5 %; 0,35 Mrd. Euro).

Aus den Mitgliedstaaten der Europäischen Union importierte Österreich im März 2021 Waren im Wert von 10,68 Milliarden Euro, Waren im Wert von 10,21 Milliarden Euro wurden in diese Länder exportiert. Gegenüber März 2020 stiegen die Intra-EU-Importe um 22,4 Prozent und die Intra-EU-Exporte um 15,7 Prozent an. Dies führte zu einer negativen Handelsbilanz mit den Mitgliedstaaten der Europäischen Union in Höhe von 0,47 Milliarden Euro. Die Importe aus Drittstaaten beliefen sich im März 2021 auf 5,25 Milliarden Euro und erhöhten sich gegenüber dem Vorjahresmonat um 26,5 Prozent; die Extra-EU-Exporte stiegen um 19,3 Prozent auf 4,91 Milliarden Euro. Das ­daraus resultierende Passivum der Handelsbilanz mit Drittstaaten lag bei 0,34 Milliarden Euro.

Blick auf das erste Quartal
Der Gesamtwert der Einfuhren von Waren lag im Zeitraum Jänner bis März 2021 laut vorläufigen Ergebnissen von Statistik Austria nominell bei 40,39 Milliarden Euro, die Ausfuhren von Waren beliefen sich auf 38,83 Milliarden Euro. Die markanten Zuwächse im März 2021 (Einfuhr: + 23,7 %, Ausfuhr: + 16,8 %) trugen maßgeblich zur positiven Entwicklung des bisherigen Berichtsjahres bei. Im ersten Quartal 2021 erhöhten sich die Einfuhren um 6,4 Prozent und die Ausfuhren um 3,8 Prozent. Das Defizit der Handelsbilanz verdreifachte sich im Vergleich zur Vorjahresperiode (0,54 Mrd. Euro) und zeigte einen Wert von 1,55 Milliarden Euro. Arbeitstägig bereinigt erhöhten sich sowohl die Importe (+ 7,3 %) als auch die Exporte (+ 5,0 %).

Mit Ausnahme der Vereinigten Staaten (– 6,7 %) zeigten alle der zehn wichtigsten Importpartnerländer Österreichs Zuwächse. Den höchsten absoluten Importzuwachs gab es mit China (+ 29,2 %), gefolgt von Deutschland (+ 2,6 %), der Schweiz (+ 15,0 %), Polen (+ 26,7 %) und Italien (+ 8,1 %). Exportseitig verzeichnete mehr als die Hälfte der zehn bedeutendsten Exportpartner einen Anstieg. Hier sind insbesondere Deutschland (+ 6,0 %), China (+ 35,7 %), die Vereinigten Staaten (+ 9,5 %), Italien (+ 9,3 %) und Polen (+12,3 %) zu nennen. Exportseitig rückläufig war der Warenverkehr mit Frankreich (– 19,3 %), der Schweiz (– 5,8 %) und dem wegen des Brexits nicht mehr als EU-Mitgliedstaat geführten Vereinigten Königreich (– 8,9 %).

Aus den Mitgliedstaaten der Europäischen Union importierte Österreich im Berichtszeitraum Waren im Wert von 27,29 Milliarden Euro (+ 5,3 %). Der Wert der in die EU-Länder exportierten Waren verzeichnete mit 3,8 Prozent ebenfalls einen Zuwachs gegenüber der Vorjahresperiode und betrug 26,39 Milliarden Euro. Das Handelsbilanzdefizit mit der EU belief sich auf 0,90 Milliarden Euro, nach 0,49 Milliarden Euro im Zeitraum Jänner bis März 2020. Der Außenhandel mit Drittstaaten zeigte im Vergleich zur Vorjahresperiode einen Anstieg sowohl bei den Importen (+ 8,7 % auf 13,10 Mrd. Euro) als auch bei den Exporten (+ 3,7 % auf 12,44 Mrd. Euro). Daraus ergab sich ein Handelsbilanzpassivum mit Drittstaaten von 0,65 Milliarden Euro.

Schnelle Erholung erwartet
Für die Zukunft zeigt der Trend weiter nach oben. Die mit dem Impffortschritt einhergehende Rücknahme der Eindämmungsmaßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung von Covid-19 führe zur Jahresmitte 2021 zu einem starken Aufschwung der österreichischen Wirtschaft, liest man in der gesamtwirtschaftlichen Prognose der OeNB für Österreich 2021 bis 2023. „Die Jahre 2021 und 2022 sind von einem deutlichen Aufholprozess geprägt“, so OeNB-Gouverneur Robert Holzmann. Nach einem Rückgang des realen BIP um 6,7 Prozent im Vorjahr erwartet die Oesterreichische Nationalbank für die Jahre 2021 und 2022 ein Wachstum von 3,9 Prozent bzw. 4,2 Prozent. 2023 soll der Aufholprozess abgeschlossen sein und sich das Wirtschaftswachstum mit einem Wert von 1,9 Prozent in Richtung des langfristigen Durchschnitts bewegen.
Die Vorlaufindikatoren für die Exportindustrie würden auf eine schnelle Erholung hindeuten. Insbesondere die kräftige globale Industriekonjunktur und die starke Entwicklung in den USA sollen hierzu beitragen. Hohe Rohstoffpreise und Lieferengpässe bergen jedoch laut der OeNB kurzfristige Abwärtsrisiken. In Summe sollen die Exporte aber um 7,1 Prozent im laufenden, um 6,4 Prozent im nächsten und um 3,4 Prozent im Jahr 2023 wachsen – wobei zu beachten ist, dass die OeNB in ihrer Prognose im Gegensatz zu Statistik Austria den Tourismus mit einbezieht. Nichtsdestotrotz gute Nachrichten für Österreichs Wirtschaft, deren Wert man gerade in Zeiten wie diesen gar nicht hoch genug bewerten kann. (RNF)