Alexander Redlein bei der Ausführung aktueller Energiedaten am IFM der TU Wien © IFM/TU Wien
Facility-Manager waren gewohnt, sich um den Betrieb einer Immobilie zu kümmern. Nun aber sollen sie Arbeitswelten gestalten, die Kolleginnen und Kollegen motivieren ...
... und die Bindung zum Unternehmen sicherstellen. Workplace-Management ist das nächste Level im FM.
„Great Resignation“, also die „große Kündigung“, wird als Begriff immer häufiger verwendet, um die aktuelle Jobsituation in Europa zu beschreiben. Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kündigen ihren Job, auch ohne einen neuen in petto zu haben. Als Kündigungsgrund werden dabei oft „keine Möglichkeit zum Homeoffice“ und „fehlende Wertschätzung durch den Arbeitgeber“ genannt. Was also tun, um dieser Kündigungswelle gegenzusteuern?
Die Arbeitsumgebung wird immer wichtiger
Laut dem Leesman Index wird die Arbeitsumgebung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei der Wahl ihres Arbeitgebers immer wichtiger. Eine Investition in die Arbeitsumgebung zeigt also die Wertschätzung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aber woher bekommt man Fachkräfte für diesen Bereich? Facility-Manager waren bisher gewohnt, sich um den Betrieb der Immobilie zu kümmern, sicherzustellen, dass der Bedarf an Services und Infrastruktur definiert wird und die notwendigen Leistungen zeitgerecht und kosteneffizient verrichtet werden.
Facility-Management als Kostenfaktor: So ist es in den meisten Köpfen des Managements immer noch verankert. Nun aber sollen diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Arbeitswelten gestalten, die ihre Kolleginnen und Kollegen motivieren und die Bindung zum Unternehmen aufrechterhalten. Zugleich muss man das Homeoffice nicht nur ermöglichen, sondern gemeinsam mit der Personalabteilung und der IT das Homeoffice zur produktiven Arbeitsstätte ausbauen.
Somit heißt es, hybride Office-Welten, die einen Mix aus traditionellen Büros und Working from Home (WfH) darstellen, zu konzipieren und umzusetzen. Und das mit all den Unsicherheiten bezüglich der Möglichkeiten der Präsenz im traditionellen Büro und der Zukunft des WfH, sprich in welchen Umfang und für welche Tätigkeiten das Homeoffice genutzt werden kann, um produktiv zu sein und dennoch die Bindung zum Unternehmen sicherzustellen.
Ganz andere Anforderungen kommen da auf den oder die Facility-Manager zu. Nicht nur die infrastrukturellen und technischen Services stehen im Fokus, sondern auch das Zusammenspiel von People, Place und Process in den neuen digitalen Welten, um Menschen zu aktivieren und Spitzenleistungen sowie Innovationen zu ermöglichen.
Die TU Wien forscht nun seit rund zehn Jahren zum Themenkomplex Workplace-Management und hat dazu zahlreiche internationale Publikationen wie Beiträge in den Büchern „Work on the Move“ von IFMA sowie dem Springer-Buch „Modern Facility und Workplace Management“ verfasst. Neben der Forschung werden seit einigen Jahren die Inhalte auch in der Lehre im Bereich Bauingenieurwesen sowie im MBA FM vermittelt.
Neue Ansätze und Technologien
Lehre und Forschung sind gut, aber wie sieht die Anwendbarkeit aus? Dazu hat das IFM seit Beginn 2021 das neue Büro in ein Living Lab verwandelt. An dieser Stelle sei den Sponsoren BIG, WAGO, BELIMO und ZUMTOBEL für die Unterstützung gedankt. Hier können die Forscherinnen und Forscher neue Ansätze und Technologien wie IoT, AI, ML und Big Data in der Praxis, sprich am eigenen Leib, ausprobieren und auf ihre Praxistauglichkeit in den neuen Bürowelten überprüfen.
In Zusammenarbeit mit dem Design Thinking Team vom ME310-Kurs in Stanford rund um Larry Leifer und den Partnern IMMOFINANZ, ÖSW und der SIMACEK Gruppe wird hier anhand von Prototypen an der Zukunft des Büros und des Wohnens gearbeitet. Auf diese Weise setzt das IFM der TU Wien forschungsgetriebene Lehre um, um die neuesten Entwicklungen rund um Immobilien erlebbar zu machen und so eine Forschung und Ausbildung im Bereich Workplace-Management, digitale Transformation im Immobilien- und Facility-Management auf höchstem Niveau zu ermöglichen. (RNF)
DER AUTOR
Dr. Alexander Redlein ist Leiter der Forschungsgruppe Immobilien und Facility Management an der TU Wien und international teaching staff des ME310 an der Stanford University.
Nähere Informationen finden Sie unter https://institute.tuwien.ac.at/ifm