Sonja Meindl, Country Manager Schweiz & Österreich bei Check Point Software Technologies im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 10, DEZEMBER 2019
»Als Frau ist der Start in einem sehr technischen Umfeld nicht ganz einfach und man muss sich immer wieder beweisen – mehr als Männer es müssen.« © Check Point

Mit Sicherheit etwas Besonderes

Frauen in Führungspositionen sollten nichts Besonderes mehr sein. Gleichwohl sind sie es, objektiv betrachtet, weiterhin. Sonja Meindl wäre aber auch etwas Besonderes, wenn weibliche Chefinnen nichts Besonderes mehr wären. Denn die fröhliche und sympathische Bajuwarin, die es vor rund 15 Jahren in die Schweiz verschlagen hat, ist heute bei dem IT-Security-Experten Check Point Software Technologies für das Geschäft in Österreich und der Schweiz zuständig. Doppelte Länderverantwortung in einem hochtechnischen Umfeld – das brächte so manchen gehörig ins Schwitzen.
Natürlich fiel auch Sonja Meindl der Erfolg nicht einfach in den Schoß. Nach dem Abitur in München absolvierte sie erst eine Banklehre, um dann Wirtschaftsingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Maschinenbau zu studieren. Erste Verbindungen zur IT-Branche knüpfte sie dann während des Studiums in Form von Praktika bei IBM. Es folgten verschiedene Stationen in Produktmanagement und Sales in unterschiedlichen Unternehmen, immer mit Fokus auf Netzwerk, Storage und Security.

Menschen, nicht Technik
Trotz dieses Umfelds mit seinem Schwerpunkt auf Bits, Bytes, Firewalls und anderen Hightech-Schlagworten stellt Meindl ein anderes Thema in den Mittelpunkt: „Mich fasziniert immer noch am meisten der Umgang mit unterschiedlichsten Personen und Charakteren. Ich habe sowohl intern als auch extern mit sehr verschiedenen Menschen zu tun, auf alle muss man sich einstellen, man muss sie ‚managen‘, man darf mit ihnen Geschäfte machen, sitzt in Eskalationsmeetings, in Planungsmeetings und vieles mehr. Diese Vielfalt an Aufgaben und Situationen, bedingt durch unterschiedliche Persönlichkeiten, fasziniert und begeistert mich immer wieder. Auch wenn das nicht immer einfach ist. Wenn man am Schluss sein Ziel erreicht hat, spüre ich jedes Mal eine sehr große Dankbarkeit und Befriedigung.“
Als Country Managerin versucht sie, „ein Umfeld zu schaffen, in dem respektvoll, fair und offen miteinander umgegangen wird“. Sonja Meindl weiter: „Und ich will den nötigen Freiraum gewähren, um das beste Ergebnis zu erzielen. Mir ist es lieber, es werden Fehler gemacht, als dass jeder auf Anweisung wartet, um ja nichts falsch zu machen. Natürlich darf der gleiche Fehler nicht dreimal gemacht werden und wir müssen die Bereitschaft haben, aus jedem zu lernen. Konstruktive Kritik zu üben, Lösungsvorschläge zu bringen und jedem das Gefühl zu geben, dass er oder sie ein wichtiger Bestandteil des Ganzen ist – das versuche ich im täglichen Umgang mit dem Team zu realisieren.“

Die Umwelt vor uns schützen
Warum wird die Frage nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie eigentlich fast immer nur Frauen gestellt? Diese Antwort bleiben wir Ihnen heute schuldig bzw. lassen Sie selbst die Antwort suchen. Meindl hat es jedenfalls geschafft: Sie lebt in einer Partnerschaft, der gemeinsame Sohn wird dieses Jahr 15. So ganz locker war das natürlich nicht, wie sie zugibt: „Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, war auch keine ganz einfache Herausforderung. Aber die IT-Branche ist auf der einen Seite sehr einnehmend, auf der anderen Seite kann man sich die Arbeitszeit sehr gut selber einteilen, was gerade am Anfang sehr geholfen hat.“
Privat haben – neben der Familie – Gesundheit und Dankbarkeit, aber auch die Umwelt oberste Priorität für die Security-Expertin mit sportlicher Ader: „So, wie wir unsere Kunden vor Cyber­angriffen schützen, sollten wir viel mehr darüber nachdenken, wie wir unsere Umwelt vor uns selber schützen können. Dieses Thema beschäftigt mich sehr und steht auf der persönlichen ‚To-do-Liste‘.“ Sonja Meindl ist eben etwas Besonderes, finden Sie nicht auch? (RNF)


ZWÖLF FRAGEN AN SONJA MEINDL

Was wollten Sie als Kind werden?
Kinderärztin.
    
Was bedeutet Glück für Sie?
Eine tiefe, innere Zufriedenheit zu haben, ausgeglichen und vor allem gesund zu sein. Nicht nur selber, sondern auch die Menschen, die einem wichtig sind – Familie und Freunde. Dann kann man das Leben genießen und viele Dinge gehen einem sehr einfach von der Hand.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Wenn ich privat zum Lesen komme, dann lese ich meistens Krimis – das brauche ich als Ausgleich. Beruflich greife ich eher zu „schwerer“ Literatur: technische Bücher, Leadership, Biografien oder ähnliches.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Mich inspirieren Leute, die etwas Außergewöhnliches tun, und das kann dann ganz im Kleinen sein, z. B. ihr gewohntes Leben aufgeben, um einen Lebenstraum zu verwirklichen. Aber es gibt auch Persönlichkeiten, die ich für ihren Mut und ihre Aufopferung für andere bewundere, wie z. B. Mahatma Gandhi, oder jene, die durch einen genialen Geist beeindrucken, wie Albert Einstein oder Charles Darwin.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Ich verfolge nicht wirklich ein Lebensmotto, aber ein paar Dinge, die mir sehr wichtig sind, und daran versuche ich mich zu orientieren: Ein Tag ohne Lachen ist ein vergeudeter Tag. Oder auch – selbst wenn ein wenig „abgedroschen“: Carpe Diem. Ich denke, beide Dinge sind wichtig: viel zu lachen, das Positive rauszustreichen und immer über eine Lösung nachzudenken und nicht das Problem in den Vordergrund zu stellen. Damit kommt man sehr viel einfacher und positiver durchs Leben.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Mit meinem Sohn – aber nur einen Tag. :-) Er ist momentan in der Pubertät und vielleicht würde mir das ja helfen, zu verstehen, was so in seinem Kopf und Herzen vorgeht …

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Mein größter Erfolg ist wohl, dass ich es gewagt habe, nach der Geburt meines Sohnes eine verantwortungsvolle Position anzunehmen und das Geschäft zum Erfolg zu führen. Darauf bin ich schon ein „bisserl“ stolz.

Was ist das Verrückteste, das Sie je in ihrem Leben getan haben?
Es gibt einige verrückte Dinge in meinem Leben – die, die mir spontan in den Sinn kommen, sind immer sportlicher Natur: Heli-Skiing in Alaska, Canyoning-Tour in Sizilien nur mit einem Tourenbuch, viele Freerider-Erlebnisse mit sehr engen Freunden u. v. m. Man geht an seine Grenzen, hat Freunde um sich, für die man alles tun würde, und kann schier Unmögliches erreichen.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Am liebsten lache ich über mich selber und mit meiner Familie. Nach dem anstrengenden Versuch – erst am Wochenende wieder so geschehen –, unseren Sohn zum Lernen zu motivieren, müssen wir oft über uns selber lachen, weil wir ja nicht anders waren und es auch zu etwas gebracht haben. Lachen ist so wichtig – privat wie geschäftlich, und das größte Kompliment, das mir ein Geschäftspartner gemacht hat, war: „Sonja, Du lachst ja immer“.

Gibt es etwas, dass Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Was immer wieder in meinem Kopf herumgeistert, ist Fallschirmspringen. Das steht noch auf der To-do-Liste.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Meine Familie, mein Beruf, mein Team, die vielen netten Menschen, die ich zu meinen Freunden zählen darf, die tollen Dinge, die ich erleben darf.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und warum?
Darüber habe ich noch gar nie so richtig nachgedacht, aber spontan würde ich sagen: Adler. Der König der Lüfte zu sein, immer den Überblick zu bewahren, Scharfsinn zu haben und Geschick und Kraft zu vereinen – das finde ich sehr erstrebenswert.