Anti-Aging in der Versicherungsbranche

NEW BUSINESS - NR. 5, MAI 2022
Um den Wünschen und Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden, überdenken InsurTechs klassische Vertriebswege. © rawpixel.com/Freepik

Versicherungsunternehmen haben nicht gerade den besten Ruf unter Absolvierenden: Dort gelten sie als träge, innovationsfaul und etwas angestaubt. Doch was ist dran an der Sache?

Mit neuen technologie- und datengetriebenen Geschäftsmodellen setzen sogenannte InsurTechs an, die Branche neu zu erfinden: Welche Vorurteile daher ad acta gelegt werden können, was für aufregende Jobs schon heute auf Uniabgänger:innen und Professionals warten und wie moderne Arbeitskultur in der Industrie aussieht, erzählen Jonas Boltz und Valentina Brebenaru, Geschäftsführende des Digitalversicherers nexible.

Vorherrschende Stereotype
„Da arbeiten doch nur BWLer“ und „in Versicherungen wird doch nur Fachchinesisch gesprochen“ sind zwei stereotype Antworten von Absolvierenden, wenn sie nach dem Image von Versicherern als Arbeitgeber gefragt werden. Doch junge Unternehmen mischen nun mit neuen technologiegetriebenen Geschäftsmodellen die Berufsbilder und Arbeitskulturen der Versicherungsbranche auf:

„Als InsurTech arbeiten wir in crossfunktionalen Teams, oft gemeinsam mit externen Profis aus unseren Netzwerken zusammen“, erklärt Valentina Brebenaru, Geschäftsführerin des InsurTech nexible. Dabei verzichtet das Unternehmen auf überflüssige Hierarchien. Die Tools und die Arbeitsplätze, die nexible schafft, sollen nicht nur den Produkten zugutekommen, sondern auch den Arbeitsalltag einfacher gestalten. „Dadurch entstehen neue Möglichkeiten und Räume für Ideen, fürs Ausprobieren und für Innovation“, so Brebenaru weiter.

Dies spiegelt sich auch in den Arbeitgeberrankings von Jobportalen wie kununu, in denen Versicherer seit einiger Zeit wieder stetig nach oben klettern. Gerade im Digitalbereich verlassen die Unternehmen tradierte Pfade, um schneller und näher am Kunden agieren zu können. „Seit Gründung ähnelt unsere Unternehmenskultur eher einem jungen Unternehmen mit großen Ambitionen aus dem Silicon Valley“, erläutert Brebenaru und ergänzt: „Die Aufgaben verschieben sich immer stärker in Richtung Datenverarbeitung, Software Development und UX (User Experience).“

Big Data schafft neue Jobs und ändert alte Berufsbilder 
Kernaufgaben wie das Sammeln, Aufarbeiten und Analysieren einer bislang nie dagewesenen Menge an Daten lassen Versicherungsanbieter immer mehr zu Datenhäusern werden. Aus dieser Problematik kristallisiert sich ein neuer, wichtiger Job heraus: Die Data Scientists oder Datenwissenschaftler:innen. Sie machen aus unstrukturierten Rohdaten von verschiedenen Quellen eine strukturierte Datenbasis, um eine Entscheidungsgrundlage für ein Unternehmen zu schaffen.

„Datenwissenschaftler:innen sind bei nexible integraler Bestandteil des Teams. Mit ihrer Hilfe können wir aus unseren Kundendaten neue bedürfnisgerechte Versicherungsprodukte entwickeln und bestehende Services weiter verbessern“, erläutert Brebenaru.

Doch auch klassische Berufe, die seit mehr als 100 Jahren in der Versicherungswirtschaft existieren, werden durch die Digitalisierung verändert, so zum Beispiel der/die Aktuar:in. Ein/e Aktuar:in nutzt mathematische Methoden der Wahrscheinlichkeitstheorie, Statistik und Finanzmathematik, um Fragen des Versicherungswesens unter Berücksichtigung des rechtlichen und wirtschaftlichen Umfelds zu beantworten und hier Lösungen zu entwickeln.

Neue Technologien, Programmiersprachen sowie eine nie vorhanden gewesene Fülle an Daten ermöglichen es, die Aufgabenfelder zu erweitern: „Der Job des Aktuars wird in Zukunft noch vielfältiger und attraktiver werden. Das Fachwissen und die neuen Tools machen den Aktuar zu einem Beruf, welcher maßgeblich die Innovation des Versicherungssektors vorantreiben kann“, ist sich Boltz sicher.

Durch verständliche Sprache optimale Nutzerfreundlichkeit schaffen
Um den Wünschen und Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden, überdenken InsurTechs klassische Vertriebswege. Umso wichtiger, dass Kunden die Produkte klar verstehen und eine fundierte Entscheidung treffen können, welche Versicherung zu ihnen passt. Inhalte müssen also verständlich und einfach kommuniziert werden: Diese Aufgabe fällt UX-Writern zu, denen es mit ihrem Sprachgefühl gelingen muss, komplexe Sachverhalte anschaulich auszudrücken und ein Vertrauensverhältnis zwischen Kunde und Versicherer aufzubauen.

„UX-Writer vermitteln die Eigenschaften und den eigentlichen Wert unserer Produkte. Sie schaffen durch die klare Kommunikation unserer Inhalte erst das Erlebnis, das den emotionalen und praktischen Bedürfnissen unserer Kunden gerecht wird“, erläutert Boltz. Auch von der technischen Seite muss die User Experience durchdacht werden.

So muss beispielsweise sichergestellt werden, dass die Website von sämtlichen Endgeräten angesteuert werden kann. Dies ist eine Aufgabe der Front-End Developer, denn sie konzeptionieren, programmieren und prüfen die webbasierten Anwendungen, die dem Kunden auf der Website helfen sollen. Gemeinsam mit den UX-Writern sind Front-End Developer für den Außenauftritt der Digitalversicherer verantwortlich. 

Mit Performance Marketing die ­richtige Zielgruppe ansprechen
Als rein online agierende Unternehmen richten sich InsurTechs an digital affine Menschen. Digitale Werbekampagnen lassen sich im Gegensatz zur Print- oder TV-Werbung wesentlich einfacher messen und sind somit auch besser optimierbar.

Für InsurTechs ist ein sogenannter Performance Marketing Manager, der diese Werbemaßnahmen über alle digitalen Kanäle hinweg (E-Mail, Suchmaschinen oder soziale Netzwerke, aber auch externe Werbepartnerschaften) plant und bewertet, daher mittlerweile unverzichtbar. In dieser Funktion muss er/sie sich häufig mit den UX-Writern und Front-End Developern abstimmen. 

Product Owner: Wertige Produkte für den Kunden schaffen
Heute werden Versicherungs- und Softwareprodukte in immer kürzeren Entwicklungszyklen geschaffen – auch hier bewegen sich InsurTechs auf Augenhöhe mit den Techkonzernen aus Übersee. Um den Überblick bei der rapiden Entwicklung zu behalten, setzen InsurTechs neben den Entwicklerteams auf den sogenannten Product Owner.

Ein Product Owner erstellt, priorisiert und erläutert die zu entwickelnden Produkteigenschaften und urteilt darüber, welche Eigenschaften am Ende eines Entwicklungsabschnitts fertiggestellt wurden. Ihm obliegt die Entscheidung über das Produkt, seine Eigenschaften und die Reihenfolge der Implementierung. Somit gehört zu seinen Aufgaben, Auslieferungszeitpunkte und Kosten im Auge zu behalten und alles in Balance zu halten.

Arbeitskultur der ‚New Ways of ­Working‘
Ähnlich den sich wandelnden Anforderungen der Jobs gehen die Digitalversicherer auch neue Wege bei der Office-Kultur und den Arbeitsweisen. Seit Bestehen setzt nexible auf ‚mobile work‘ und erlaubt es den Mitarbeitern, eigenverantwortlich zu entscheiden, ob sie lieber aus dem Homeoffice oder dem Büro arbeiten wollen: „Unsere Teammitglieder haben großen Handlungsspielraum, wie sie sich ihre Arbeit einteilen. Dieses Vertrauen sorgt nicht nur für eine gesunde Work-Life-Balance, sondern trägt letztlich zu einem besseren Teamspirit bei“, erzählt Boltz. (BO)


INFO-BOX
Über nexible
Das InsurTech nexible ist Deutschlands erste voll digitale Versicherung mit Sitz in Düsseldorf und seit 2017 auf dem Markt. nexible bietet eine umfangreiche Kfz-Versicherung (Vollkasko, Teilkasko, Haftpflicht), eine Reiseversicherung im Bausteinprinzip und eine Zahnzusatzversicherung an. Seit April 2019 ist nexible auch in Österreich aktiv. Das Angebot beschränkt sich vorerst auf eine digitale Kfz-Haftpflichtversicherung. Die Versicherungen sind einfach, digital und fair: Sie richten sich an all jene, die ihr Leben digital managen möchten. Dabei macht nexible ein transparentes und preislich attraktives Angebot. nexible ist eine 100-prozentige Tochter der ERGO Digital Ventures AG. 

www.nexible.at