COVERTHEMA
18 NEW BUSINESS | MÄRZ 2021
Foto: Michal Jarmoluk/Pixabay
IT-Solutions. „In erster Linie muss geklärt werden, welche
unverzichtbaren Komponenten beispielsweise mit
Ersatzstrom weiterbetrieben werden können. Zudem
braucht es Pläne für ein geregeltes Hinunterfahren und,
wenn Strom wieder verfügbar ist, ein Wiederhochfahren
der Systeme“, so der IT-Experte. Denn nur so könne
sichergestellt werden, dass man schnell wieder handlungsfähig
ist. IT-Notfallhandbücher halten Handlungsanweisungen
fest, wie im Notfall zu reagieren und
entscheiden ist. Sie sind ein bedeutender Leitfaden,
wenn es gilt, rasch die richtigen Entscheidungen zu
treffen. Das Vorgehen im Notfall sollte außerdem geprobt
werden. „Testen und simulieren Sie den Notfall, zum
Beispiel das Abschalten und Wiederhochfahren von
Systemen – nur so können sie Schwachstellen analysieren
und Prozesse optimieren“, erläutert Kitzler.
Systemverfügbarkeit und Stromversorgung im
Serverraum
Aufgrund der zunehmenden Daten ut sind besonders
IT-Services von Rechenzentren (RZ) und deren Betreibern
stark darauf angewiesen, den Strom unterbrechungsfrei
und stetig aufrechtzuerhalten. Ohne adäquate
Sicherungsmaßnahmen stürzen Server und Rechner
bereits binnen weniger Sekunden ohne Strom ab. Bei
der Stromversorgung eines Serverraums steht die unterbrechungsfreie
Stromversorgung (USV) im Mittelpunkt
– denn die USV-Anlage gilt als eine der wichtigsten
Schutzmaßnahmen für IT-Räume, Industrieanlagen
und andere kritische Infrastrukturen. Das USV-System
wird in die Stromzuleitung der zu sichernden Anlage
eingefügt und garantiert bei kurzen Ausfällen Versorgungskontinuität.
Der Einsatz eines USV-Systems zusammen mit einer
Netzersatzanlage (NEA) bzw. einem Diesel-Notstromaggregat
nimmt zur Aufrechterhaltung der Verfügbarkeit
im Serverraum, aber auch in Produktionsbetrieben
stetig zu. Mit Diesel angetrieben, sorgt es im Falle eines
Stromausfalls für die notwendige Ersatzenergie. Notstromaggregate
übernehmen die komplette Energieversorgung
des Systems und laden gleichzeitig den vorhandenen
USV-Batteriespeicher auf. Je nach Anforderung
der benötigten elektrischen Leistung, Auslegung der
Tankanlage versorgt die NEA die zu versorgende Last
für die de nierte Zeitdauer. „Unsere Welt wird vernetzter
und digitaler, daher ist die Anforderung nach Verfügbarkeit
und Qualität der Stromversorgung wichtiger
denn je. Präventive Vorkehrungen im Unternehmen
helfen, die erforderliche Verfügbarkeit für betriebskritische
und strategische Infrastrukturen in Notfällen
aufrechtzuerhalten und damit gesellschaftliche sowie
wirtschaftliche Negativfolgen zu mildern“, so Peter
Reisinger, Vertriebs- & RZ-Projektleiter bei EPS.
Bewusstsein und Akzeptanz im ganzen Team
Aber: Nicht nur die Technik muss im Notfall funktionieren.
Auch die Mitarbeiter in den Betrieben müssen
mit an Bord geholt werden, um sich für den Extremfall
vorzubereiten. Gerlinde Macho emp ehlt: „Bereiten Sie
nicht nur Systeme, sondern auch Ihr Team auf einen
Notfall vor. Fragen Sie sich Folgendes: Wissen alle, was
im Notfall zu tun ist und wo das Notfallhandbuch –
auch in Papierform – zu nden ist? Ist ihnen klar, ab
wann davon ausgegangen werden kann, dass es sich
bei einem Ausfall um einen überregionalen Blackout
handelt? Beziehen Sie Ihr Team mit ein und schaffen
Sie Bewusstsein sowie Akzeptanz.“ BO
In unserer
digitalisierten,
vernetzten Welt
hätte bereits ein
mehrstündiger
IT-Ausfall für
Betriebe erhebliche
Folgen.
ANGABEN EINER USV RICHTIG LESEN
Watt kennt jeder, Voltampere ist schon eine weniger geläufi ge Angabe
Vor Beginn einer Anschaffung technischen Equipments steht immer die Bedarfserhebung.
Das ist bei einer USV eigentlich nicht schwierig. Zählen Sie einfach
die Watt-Angaben all ihrer Geräte zusammen, die gleichzeitig bei einem Stromausfall
versorgt werden müssen. Damit haben Sie schon den entscheidenden
Schritt getan, um festzustellen welche Leistung eine USV bereitstellen muss.
Leider ist die Watt-Leistung nicht im Datenblatt einer USV angegeben. Dies ist
USV-Herstellern auch nicht möglich, weil die tatsächlich verbrauchte Leistung
eine sogenannte Blindleistung enthält und diese wird gemeinsam mit dem Watt-
Verbrauch (der Wirkleistung) in VA (Voltampere), der Scheinleistung, angeben.
Glücklicherweise ist bei modernen IT-Gerätschaften diese Blindleistung relativ
gering, im Gegensatz zu Industriemaschinen wie z. B. Motoren, bei denen die
Blindleistung gerne einmal die Hälfte des gesamten Stromverbrauchs (der
Scheinleistung in VA) ausmacht (2.000W Wirkleistung entsprechen dann
4.000VA Scheinleistung). Diese 4.000VA müssen also von der USV auch bereitgestellt
werden (deshalb sind die Angaben bei einer USV auch immer in VA).
Das Verhältnis von Wirkleistung zu Blindleistung nennt man Leistungsfaktor. Im
genannten Beispiel des Motors beträgt er 0,5. Bei modernen IT-Geräten beträgt
er in der Regel zwischen 75% und 95%. Da der Leistungsfaktor (cosinus phi)
nicht immer im Datenblatt oder auf dem Gerät selbst angeben ist, sollte man
von 0,75cos phi ausgehen – damit ist man auf der sicheren Seite.