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42 NEW BUSINESS | MÄRZ 2021
Fotos: BRENDEBACH INGENIEURE GmbH (1), Kerstin Riemer/Pixabay (2)
zu 100Prozent auf ein rundum wasserdichtes
und tragfähiges Brandschutzkonzept
verlassen können. Ansonsten
ließe sich ohnehin kein einziger Auftrag
jemals umsetzen“, ordnet Matthias Krämer
ein. In enger Kooperation klärten
die Partner, welche Maßnahmen zum
Ziel führen können – stets in Zusammenarbeit
mit den weiteren Beteiligten,
unter anderem der Unteren Denkmalschutzbehörde
der Stadt Siegen, die ihre
Positionen wiederum mit dem Westfälischen
Amt für Denkmalp ege in Münster
abstimmte, und besonders auch der
Brandschutzdienststelle der Stadt Siegen.
Als Beispiele nennt der Architekt die
Fensteranordnung und die Gestalt der
Türen. Gerade der zweite Punkt habe
beim Gemeindehaus Hammerhütte für
Gesprächsbedarf gesorgt. Viele der Türen
hatten eine historische Form und
sollten laut den Denkmalschutzrichtlinien
genauso bestehen bleiben, aber sie
verfügten nicht über die nötige Brandschutzqualität.
Daher war es etwa bei
den Türen zum großen Saal und dem
Zugang vom Treppenhaus auf dessen
Empore notwendig, eine schutzzielorientierte
Ertüchtigung dieser erforderlichen
Abschlüsse zwischen Versammlungsraum
und Treppenraum vorzunehmen,
um die baurechtlich geschuldete
Sicherung des Rettungsweges sicherzustellen.
Dem konnte u. a. durch
Austausch der alten Füllungen gegen
Sicherheitsglas und Anbringen von quali
zierten Selbstschließmechanismen
Rechnung getragen werden, ohne die
Optik dieser historischen Bauelemente
wesentlich zu beeinträchtigen. Zudem
haben sich die handelnden Akteure bei
den Fenstern kreative und nachhaltige
Lösungen einfallen lassen – gemäß den
Vorgaben, sie mit ef zienten Rauch- und
Wärmeabzugsöffnungen (RWA) zu versehen.
Diese verfügen über Flügel, die
sich im Ernstfall automatisch öffnen.
„Die installierte Rauchmeldeanlage sorgt
dafür, dass der Rauch sicher austreten
kann“, erklärt Krämer.
Zwei weitere solcher Anlagen haben die
Verantwortlichen im Bereich des Dachs
anbringen lassen, die durch Abdeckgitter
unterseitig in der Saaldecke quasi
unsichtbar gemacht wurden, aber gleichwohl
jede Rauchentwicklung detektieren
und sicher abführen. Die vollständige
Ertüchtigung dieses Gebäudebereichs
zählte zu den größten Herausforderungen
des gesamten Projektes. Der aus
einer Stahlkonstruktion und einem Holz-
ächentragwerk bestehende Dachraum
war nur schwer zugänglich.
Bauordnungsrechtliche Rettungswege
Bedeutsam zudem: die bauordnungsrechtlich
erforderliche Gewährleistung
zweier unabhängiger Rettungswege.
„Diese müssen bei einer Versammlungsstätte
beide baulicher Gestalt sein“, berichtet
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Matthias F. Krämer. „Schließlich
ist es nicht praktikabel, hunderte Gäste
im Notfall innerhalb kürzester Zeit auf
andere Weise zu befreien, etwa per Feuerwehrleiter
aus dem Fenster.“ Den Beteiligten
sei es entgegengekommen, dass
die Immobilie bereits über zwei separate
Eingänge und Steintreppen zwischen
gemauerten Treppenraumwänden verfügte.
Der große Saal im oberen Geschoss
lässt sich also gut erschließen und bei
einer Brandsituation schnell verlassen.
Durch den Einbau von zwei mit Sicherheitsglas
versehenen Brand- und Rauchschutztüren
ist das Foyer nun links und
rechts zu den Treppenhäusern abgeschottet
und brandschutztechnisch entkoppelt.
„Die Wirkung des Raums bleibt
gleich. Man kann das Foyer genau wie
früher nutzen. Die einzige Veränderung
für den Nutzer besteht darin, dass er
sich über mehr Sicherheit freuen kann“,
betont Krämer. Eine Brandübertragung
ist somit ausgeschlossen. Das gilt nun
auch für die Wohnung, die im oberen
Geschoss des Gebäudes an den großen
Saal angrenzt.
In nur wenigen Monaten Bauzeit gelang
es schließlich, die Umnutzung des Gemeindehauses
so umzusetzen, dass
sowohl der Evangelische Gemeinschaftsverband
Siegen-Wittgenstein als auch
die Universität Siegen hier optimale
Bedingungen für ihre jeweiligen Zusammenkünfte
vor nden. BO
Optisch unauffällige Rauchmeldeanlage im Dachbereich der Hammerhütte Siegen.
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