Im Fokus vieler Unternehmen steht nun oftmals: Lieferkette unter die Lupe nehmen, Schwachstellen bereinigen und Potenziale nutzen. © Tiger Lily/www.pexels.com

Die Corona-Pandemie, Lieferengpässe oder neue Gesetze haben in vielen Unternehmen zu einem Umdenken geführt. Das Gebot der Stunde lautet daher: die eigene Lieferkette zu optimieren.

Und eine immer größere Rolle spielen dabei fahrerlose Transportsysteme. 

Das Corona-Virus, Restriktionen, Lieferengpässe oder neue Umwelt-Gesetze – das wirtschaftliche Parkett war in den letzten Jahren gespickt mit Herausforderungen. Das führte bei vielen Unternehmen zu einem Umdenken. Im Fokus aller Bemühungen steht daher nun eines: Firmen wollen und müssen ihre Lieferkette unter die Lupe nehmen, Schwachstellen bereinigen und Potenziale nutzen. Immer mehr Unternehmen setzen dabei auf eine zunehmend lokale Produktion – also weg vom einstigen Outsourcen. Ein weiterer Trend bezieht sich auf die IT-Landschaft – das Zusammenführen aller Daten auf einer Plattform, also einer Single Source of Truth, ist wichtiger denn je. Damit lassen sich Mankos frühzeitig erkennen, wodurch rascher Gegenmaßnahmen getroffen werden können. Ebenso sind auf diese Art und Weise Prognosen realisierbar, die die allgemeine wirtschaftliche Richtung vorgeben können.

Bei der täglichen Entscheidungsfindung helfen mittlerweile auch immer mehr KI-Tools mit. Und schließlich stößt man in nationalen wie internationalen Unternehmen verstärkt auf fahrerlose Transportsysteme, kurz „FTS“ genannt. Konkret kommen Autonome Mobile Roboter (AMR) zum Einsatz. Sie navigieren mithilfe von Sensoren, Kameras und Software autonom in definierten Bereichen und können Material oder Waren bewegen. Unternehmen profitieren mit AMRs von höherer Effizienz und Sicherheit in Lagerhäusern, Produktionsstätten oder Distributionszentren, indem sie manuelle Transportaufgaben automatisieren und den Materialfluss optimieren.

Zukunftsträchtige Innovationen bei der LogiMAT
Lagerrobotik und fahrerlose Transportsysteme standen daher auch einmal mehr im Fokus der vergangenen „LogiMAT“, der größten Messe der EU, die bereits seit Jahren einen Schwerpunkt auf AMRs, Leitliniensysteme, Rollenförderer, etc. setzt, um stets den aktuellen Stand der Technologie zu präsentieren. Das Event ging im März auf dem Stuttgarter Messegelände über die Bühne und das diesjährige Motto lautete: „Shaping Change Together – Sutainability – AI – Ergonomics“.

Das Spektrum reichte dabei laut Messeleiter Michael Ruchty von der Automatisierung und digitalen Transformation von Geschäftsprozessen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, über Energiesparmöglichkeiten und einen wirksamen Ressourceneinsatz bis hin zu KI-basierten Tools zur schnelleren und smarteren Analyse erfasster Daten. Weitere zentrale Themen waren: IT-Sicherheit und die bereits angesprochene Resilienz moderner Supply Chains. 

Fahrerlose Transportsysteme sind weltweit immer häufiger im Einsatz. © Hyundai Motor Group /Unsplash


Moderne Robotik im Einsatz
Wie nun das Integrieren von vielfältigen FTS funktionieren kann, zeigen mittlerweile Unternehmen weltweit. So sorgt etwa ein ausgeklügeltes fahrerloses Transportsystem mit zwölf Fahrzeugen beim österreichischen Lieferanten von Feuerfestprodukten, RHI Magnesita, schon seit ein paar Jahren für kontinuierliche und sichere Transportprozesse in Produktion und Logistik. Auch bei Arla Foods in Aylesbury in Großbritannien, einem der größten Frischmilchherstellern, sind längst maßgefertigte Transportroboter im Einsatz. Der deutsche Sportwagenhersteller Porsche hat sich ebenso für fahrerlose Transportsysteme entschieden und revolutioniert damit die Intralogistik in den Stammwerken in Zuffenhausen.

Damit setzt der Autobauer laut eigenen Aussagen erstmals in der Firmengeschichte auf eine zentrale Flottenleitsteuerung. Geplant ist hier aber noch weitaus mehr – Hunderte solcher Fahrzeuge könnten in den nächsten Jahren angeschafft werden. Ein weiteres Beispiel: Beim Spritzgussmaschinenhersteller Arburg in Loßburg wurde eine kürzlich errichtete Halle in die bestehende Logistikkette eingebunden – und zwar ebenfalls fahrerlos. Laut dem Unternehmen sei das gesamte System dreischichtig einsetzbar, schneller, günstiger und unkomplizierter erweiterbar. Dadurch konnte der Automatisierungsgrad in der Montage weiter ausgebaut werden, ohne die Bausubstanz verändern zu müssen.

Der AMR-Markt boomt
AMRs werden inzwischen also in etlichen Branchen eingesetzt – von der Automobil- über die Lebensmittel bis hin zur Elektronik-Industrie. Vor allem auch die Logistik und der E-Commerce bzw. Versandhandel profitieren von dieser Innovation. Daneben erobern AMRs als Service-Roboter zunehmend die Gastronomie oder das Hotelwesen, genauso wie sie inzwischen auch in Krankenhäusern oder auf Flughäfen zu finden sind.

Der AMR-Markt boomt also: Laut dem Deutschen Robotikverband beträgt der globale Markt der mobilen Robotik inklusive Servicerobotik inzwischen rund 20,3 Milliarden US-Dollar – und bis zum Jahre 2028 soll er weiter auf 40,6 Milliarden US-Dollar anwachsen. Das entspricht einer Wachstumsrate von 15 Prozent – für die Logistik wurde gar ein jährliches Wachstum von 24 Prozent prognostiziert.

Anwenderforum mit Experten
Mobile Robotik wird für effiziente Materialflüsse in der Intralogistik somit immer wichtiger. Und: Die hohe Verfügbarkeit solcher Helfer sowie die smarte Vernetzung der Fahrzeuge mit der gesamten Produktion bieten immenses Potenzial, um die Wirtschaftlichkeit einer Firma auf das nächste Level zu heben. Doch trotz der vielen Vorteile zögern einige Betriebe noch, fahrerlose Transportsysteme einzusetzen. Zu den größten Hemmschwellen zählen dabei Aspekte wie die Wirtschaftsanalyse, die Systemauswahl, die Implementierung oder das Flottenmanagement.

Vor allem eine sorgfältige Planung ist vorab unerlässlich. Aus diesem Grund gab es auf der LogiMAT heuer erstmals ein Anwenderforum „Mobile Robotik“ mit Experten, die umfassende Informationen sowie individuelle Beratungen zum Themenkreis FTS bereithielten. Eines der brennendsten Themen dabei: Interoperabilität. Denn unterschiedliche automatisierte Lösungen in ein und derselben Lagerhalle kommen heutzutage nicht selten von verschiedenen Herstellern, müssen aber dennoch perfekt ineinandergreifen. Das ist auch der Grund, warum verschiedene Software-Unternehmen inzwischen mit Hochdruck daran arbeiten, diesbezüglich Standards zu etablieren. (red./PR)