Wirtschaftsmotor Green Tech

NEW BUSINESS Guides - UMWELTTECHNIK- & ENERGIE-GUIDE 2017/18
Aus Alt mach Neu: Eine Überholung eines Synchrongenerators, der in einem Biomassekraftwerk in Oberösterreich im Einsatz ist, sparte enorm Kosten. © Spalt

Heimische Umwelttechnik auf internationalem Erfolgskurs

Umwelttechnik wird für die heimische Wirtschaft zunehmend wichtiger.  Immer mehr Unternehmen in diesem Bereich schaffen den Weg an die Weltspitze, die ­Projekte reichen dabei von ganz klein bis richtig groß.

Die heimische Umwelttechnikindustrie boomt. So wächst etwa die Zahl der Beschäftigten überdurchschnittlich, wie die von Infrastrukturministerium, Wirtschaftsministe­rium, Umweltministerium und Wirtschafts­kammer Österreich veröffentlichte Studie „Österreichische Umwelttechnik“ aufzeigt. Seit 1993 hat sich demnach die Zahl der Beschäftigten in der Branche auf rund 41.400 Personen verdreifacht. Insgesamt sind in dem Sektor 2.500 heimische Unternehmen aktiv, mit einem Gesamtumsatz von rund 12,3 Milliarden Euro.
„Die österreichische Umwelttechnikbranche hat sich zu einem richtigen Jobmotor gemausert. Wir fördern Energie- und Umweltforschung mit 95 Millionen Euro im Jahr. Damit tragen wir dazu bei, dass heimische Betriebe bei umweltfreundlichen Energietechnologien wie Solarenergie, Wind- und Wasserkraft schon heute international ganz vorne mit dabei sind. So helfen wir dabei, noch mehr gute Arbeitsplätze in Österreich zu schaffen“, betonte Infrastrukturminister Jörg Leichtfried anlässlich der Studienpräsentation. „Die heimische Umwelttechnikindustrie ist kontinuierlich im Aufwind und spielt auch international in der Top-Liga: 72 Prozent der Umsätze werden im Export erwirtschaftet, die Anzahl der Arbeitsplätze ist in den letzten 25 Jahren auf das Dreifache gestiegen, und der Umsatz um das 6,5-Fache. Die Green Tech-Branche leistet einen wertvollen Beitrag für unsere Umwelt, stärkt den Wirtschaftsstandort und schafft wichtige Arbeitsplätze“, ergänzte Wirtschaftsminister Harald Mahrer.
Die Studie zeige eindrucksvoll, dass sich Investi­tionen in Umwelt-, Klima- und Ressourcenschutztechnologien nicht nur für die Umwelt, „sondern auch für unsere Wirtschaft lohnen“, betonte Umweltminister Andrä Rupprechter. „Die weltweite Energie- und Mobilitätswende braucht innovative Lösungen, und unsere heimischen Unternehmen können diese bieten. Sie nehmen in der internationalen Umwelt- und Energietechnologiebranche eine herausragende Position ein und punkten durch hochqualitative Produkte und Systemleistungen.“

Hitze mit Nebel bekämpfen
Wie innovativ heimische Unternehmen hier agieren, zeigen zahllose Beispiele. So steigert beispielsweise Wassersprühnebel die Effizienz der zentralen Kühlanlagen beim LKH in Graz. Die zentrale Rückkühlanlage des Universitätsklinikums Graz besteht seit über 30 Jahren und hatte in den Jahren an Leistung verloren. Der Leistungsbedarf der letzten Jahrzehnte habe sich zudem durch gesteigerten Kältebedarf, aber auch durch veränderte Klimabedingungen erheblich verändert.
Gerade bei den zunehmend extremen Sommertemperaturen konnte die Hitze kaum mehr bewältigt werden, wodurch wiederum die Kältemaschinen häufig ausfielen. Denn wenn die Lufttemperatur so weit ansteigt, dass die Wärme durch den Rückkühler nicht mehr abgeführt werden kann, schalten Kältemaschinen ab – mit der Folgen von Ausfällen im Kühlsystem.
Durch Besprühen der Luftansaugung mit 70 Bar Druck erzeugt nun aber ein Wassernebel der Rauch GmbH aus speziellen Sprühnebeldüsen Verdunstungskälte bei der Luftansaugung. Selbst bei extremen Außentemperaturen kann so die angesaugte Luft um etwa zehn bis 15 Grad Celsius abgekühlt werden. Je kühler die angesaugte Luft, desto mehr Wärme kann bei der Rückkühlung abgeführt werden. Durch diesen Prozess wurde die Leistung der Rückkühler im Universitäts­klinikum Graz gesteigert und der Energieverbrauch um bis zu 30 Prozent gesenkt, betont der Hersteller. Beim Universitätsklinikum sei seit der Installation der Zusatzkühlung kein Ausfall der Kältemaschine mehr zu verzeichnen gewesen, so das Unternehmen. Besonders im heurigen Ausnahmehitzesommer hätten die Maschinen trotz ihres Alters volle Leistung ohne Ausfall erbracht. Durch die Reduktion der Volllaufleistung hätte sich zudem auch eine erhebliche Energieein­sparung ergeben.

Abfall online entsorgen
Die FCC Austria bietet Privatkunden inzwischen die Möglichkeit, ihren Abfall online zu entsorgen. Per Internet oder auch über die Abfall-Service-App können Container, Mulden oder Big Bags für jegliche Art von Abfall einfach bestellt werden. Benötigt werden nur der gewünschte Aufstellort, die Art des zu entsorgenden Abfalls, die Größe und der Typ des Containers. Danach wird der auftragsspezifische Pauschalpreis errechnet. Mit dem Onlineservice möchte FCC Austria überdies auch das Bewusstsein für Abfall als wichtige ­Ressource in der Bevölkerung verändern, wie das Unternehmen betont.
Mit Abfall Service online wird der Bestellprozess für die Abfallentsorgung in Österreich ins Internet verlagert. Der Onlineservice unterscheidet sich vom Prinzip her nicht viel von den gut bekannten Bestellprozessen in diversen Onlineshops. Die FCC Austria Abfall Service AG versucht mit Abfall Service online so Privatpersonen die Abfall­entsorgung zu erleichtern. Laut Manfred Grubbauer, dem Vertriebsleiter von FCC Austria, soll der neue Service „Privatpersonen unter die Arme greifen, die durch eher seltene Tätigkeiten, wie zum Beispiel Dachboden-/Kellerentrümpelung, Wohnungsrenovierung, Hausumbau, Gartenarbeiten etc. mit verstärktem Müllaufkommen konfrontiert sind“.

Pumpen für das größte Pumpspeicherkraftwerk
Ganz andere Größenordnungen adressiert indes ANDRITZ. Der Technologiekonzern hat einen Auftrag von der staatlichen chinesischen Energieversorgungsgesellschaft Fengning Pump Storage Co. Ltd., State Grid Xinyuan Co. Ltd. zur Lieferung von zwei drehzahlgeregelten Pumpturbinen für das neue Pumpspeicherkraftwerk Fengning in der Provinz Hebei, China, erhalten. Der Auftragswert beträgt knapp 70 Millionen Euro, die Fertigstellung des Projekts ist für 2021 vorgesehen.
Der Lieferumfang von ANDRITZ umfasst zwei Pumpturbinen-Motorgeneratoren-Einheiten mit variabler Drehzahl und einer Nominalleistung von 330 MVA im Generatorbetrieb und 345 MVA im Motorbetrieb. Zusätzlich werden AC-Erregungen, Turbinenregler, Schutz- und Computerkontrollsysteme geliefert. Das Kavernenkraftwerk Fengning wird mit 12  x  300 MW-Einheiten – von denen die zwei drehzahlgeregelten Einheiten von ANDRITZ geliefert werden – das größte Pumpspeicherkraftwerk der Welt sein, so der Konzern.
Das steirische Start-up UrbanGold hat wiederum gemeinsam mit Partnern einen weltweit einzigartigen Auftrag aus Russland für eine UrbanGold-Compact-Anlage erhalten. Dabei wird erstmals das von UrbanGold erarbeitete Verfahren zum Einsatz kommen, um aus alten Leiterplatten hochreines Kupfer, Nickel, Gold, Silber und Platin zu gewinnen. Die Anlage setzt einen neuen Standard in der Elektroschrottverarbeitung und dient als Referenz für das internationale Rollout der UrbanGold-Technologien, betont das Unternehmen. Ab Ende 2018 würden in der Nähe von Moskau etwa 6.000 Jahrestonnen Leiterplatten verarbeitet. Im Rahmen dessen beauftragte Aurus die SMS group mit der Lieferung einer UrbanGold-Compact-Anlage. Im Lieferumfang der SMS group enthalten ist die Lieferung aller Komponenten, das sind die mechanische Rohstoffvorbereitung, der TBRC-Konverter (Top Blown Rotary Converter), der Raffinationsofen (PolyRefine), das Gießrad, die Gewinnungselektrolyse, Gasreinigungsanlagen und die Automatisierung. Die SMS group erstellt indes das Engineering, überwacht die Montage und die Inbetriebnahme und schult das Kundenpersonal.

Lithium-Ionen-Batterien sicher lagern
Der Recyclingspezialist Saubermacher hat ein selbst entwickeltes Spezialfass für die sichere Lagerung und den fachgerechten Transport von Lithium-Ionen-Batterien und -Akkus auf den Markt gebracht. Die Entwicklungszeit betrug dem Unternehmen zufolge sechs Monate, und die Entwicklung wurde im Rahmen des vom Green Tech Cluster mitinitiierten FFG-Projekts „Bat-safe“ durchgeführt. Vom Handy über den Stabmixer bis hin zum Akkubohrer und dem E-Bike – in fast allen Alltags- und Haushaltsgeräten befinden sich Lithium-Ionen-Batterien und -Akkus. Brandgefährlich aufgrund der hohen Selbstentzündung, würden Lithiumbatterien einen besonders sorg­fältigen Umgang erfordern.
Besonders für ASZ-Betreiber, den Handel und Entsorgungsunternehmen stellen die leistungsstarken Batterien eine große (Brand-)Gefahr dar. Hinzu kommt, dass Lithium-Brände aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften nur schwer gelöscht werden könnten. Das Spezialfass von Saubermacher erfüllt alle gesetzlichen sowie sicherheits- und brandschutztechnischen Anforderungen. Durch ein Kunststoffventil am Deckel sei die Entlüftung – ähnlich wie bei einem Schnellkochtopf – jederzeit gewährleistet, und eine risikolose Lagerung sowie ein sicherer Transport sind garantiert. „Durch nicht korrekte Sammlung und ungeschützte Lagerung kann es zu schweren Brandschäden der leicht entzündlichen Lithiumbatterien kommen. Mit dem neuen Fass ist das Brandrisiko gebannt“, sagt Saubermacher-Vorstandssprecher Ralf Mittermayr.
Die gesammelten Lithiumbatterien werden dann in den Saubermacher-Werken in Österreich und Deutschland fachgerecht aufbereitet und verwertet. Mehr als 50 Prozent der Batteriebestandteile werden dabei in den Aufbereitungsanlagen in Rohstoffe umgewandelt.

Generalüberholter Generator
Auch die Reparatur von E-Motoren, Generatoren und anderen elektrischen Maschinen ist ganz im Sinne der Nachhaltigkeit. Denn je nach Reparaturaufwand können bis zu 90 Prozent der verbauten Teile wiederverwendet werden. Ein Beispiel dafür ist die von SPALT durchgeführte Über­holung eines Synchrongenerators, der in einem Biomassekraftwerk in Oberösterreich im Einsatz ist. Bei einem Generalservice wartete das Unternehmen den Synchrongenerator des Biomassekraftwerks. Dazu wurde der 1.875-kVA-Synchrongenerator ins Werk in Schrems bei Frohnleiten transportiert und innerhalb von knapp eineinhalb Wochen generalsaniert. Zum Entfernen des Schmutzes benutzte SPALT einen umweltschonenden Sanftreiniger, der auch in der Hotellerie verwendet wird. Auch eingelaufene Wellen könnten so repariert werden. Zudem erreicht nun auch die Sharing-Economy die Recyclingindustrie. So bietet etwa Komptech als internationaler Technologieanbieter für die mechanische und biologische Behandlung fester Abfälle und Biomasse inzwischen bestimmte Zerkleinerer, Siebmaschinen und Separatoren aus seinem Portfolio zum Mieten an. Die Kunden können dabei zwischen einer Kurzmiete von wenigen Tagen bis hin zu Langzeitmieten von mehreren Monaten wählen. Ein vollständiger Service inklusive Wartung und Verschleißteile sind ebenfalls inkludiert. Dadurch können Kunden auftragsbedingte Spitzen abdecken oder neue Technologien erproben.
Mit „Komptech Rental“ bietet der Konzern ein breites Produktprogramm aktuellster Maschinen, flexible Angebote, fundierte Beratung und Full-Service-Leistungen, die jedem Kunden die notwendige Sicherheit, dass sich diese Miete wirklich lohnt, geben sollen. Denn Mieten sei eine durchaus überzeugende Alternative zum Kauf einer Maschine. Es bietet sich an, wenn es um die Abdeckung auftragsbedingter Spitzen, die Erprobung neuer Technologien oder die Erschließung neuer Geschäftsbereiche geht. Gerade dann müssen aber auch die Flexibilität und die Sicherheit gegeben sein, die für solche Aufgaben benötigt werden. Eine Mietmaschine erfordert keine langfristige Investition, ist zeitgerecht einsetzbar und garantiert ein Maximum an Leistung.

Vom Zerkleinerer bis zur Siebmaschine – alles zur Miete
Das für die Miete vorgesehene Produktprogramm reicht vom Holzzerkleinerer „Crambo“ und dem Universalzerkleinerer „Terminator“ über die Sternsiebmaschinen „Multistar L3“, „S3“, „One“, die Trommelsiebmaschinen „Nemus“ und „Maxx“, den Windsichter „Hurrikan S“, den Steinseparator „Stonefex“ bis hin zum „Hurrifex“, einem Stein- und Leichtstoffseparator.
Komptech kümmere sich über seinen Full Service selbstverständlich auch um die Maschinentechnik. Im Mietpreis seien daher die kontinuierliche Wartung und die Versorgung mit Verschleißteilen bereits miteingeschlossen. Mit dieser kompletten Kostenübersicht können die Aufträge sicher kalkuliert werden. Hinzu kommen unterschiedliche Mietmodelle: Mit einer Kurzzeitmiete bis zu 29 Kalendertagen oder der Langzeitmiete bis zu zwölf Monaten könnten Kunden sehr flexibel agieren, und durch die Kombination aus inkludierten Betriebsstunden und optionalen Bedarfsstunden seien die Kosten direkt am tatsächlichen Arbeitseinsatz orientiert. Auf Wunsch übernehme Komptech auch die terminsichere Lieferung und Abholung der Maschinen. Die Transportkosten würden dabei nach tatsächlichem Aufwand abgerechnet. (TM)
https://nachhaltigwirtschaften.at
www.rauch.co.at
www.fcc-group.eu
www.andritz.com
www.urbangold.at
www.saubermacher.at
www.spalt.at

INFO-BOX
Stärkung der heimischen Umweltbranche
„Der Beitritt zur Gruppe der Mission Innovationsländer ist ein willkommener Impuls für ein wichtiges Stärkefeld des heimischen Wirtschaftsstandortes“, kommentierte kürzlich die Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Martha Schultz, den von Technologieminister Jörg Leichtfried angekündigten Beitritt Österreichs zur Avantgarde für die Entwicklung alternativer Energietechnologien. „Das Commitment zur Anhebung der öffentlichen Investitionen in alternative Energietechnologien ist nach der Ratifikation des Klimaabkommens von Paris ein konsequenter Schritt zum Ausbau von Marktpotenzialen mit langfristiger Investi­tionsperspektive und deckt sich gut mit den Marktchancen der heimischen Unternehmen“, so Schultz.
So weise das Europäische Patentamt für österreichische Unternehmen eine hohe Spezialisierung in sogenannten „climate change mitigation technologies“ aus. Im Zeitraum 1995 bis 2011 wurden aus Österreich in diesem Bereich insgesamt 4.575 Patente angemeldet, unter anderem zur Integration von alternativen Energietechnologien in Gebäuden sowie in den Bereichen Clean Energy, Verkehr und Smart Grids. Im Sektor sind etwa 2.500 heimische Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von 12,3 Milliarden Euro aktiv, die mit ca. 600 Niederlassungen in ganz Europa vertreten sind.