Flexibel und reißfest

NEW BUSINESS Innovations - NR. 05, JUNI 2019
Erst kürzlich präsentierte BASF mit Elastollan ummantelte ­ Polyester- und Polyetherfasern. © BASF

Mit dem thermoplastischen Polyurethan „Elastollan“ bietet BASF einen Kunststoff zur Herstellung einer großen Bandbreite an Materialien für die Textilindustrie ...

... der nicht nur im Bereich atmungsaktiver und wasserdampfdurchlässiger Membranen, sondern auch bei besonders reißfesten Geweben, wie sie in der Bauindustrie ­benötigt werden, punkten soll.

Kunststoffe spielen in vielen Bereichen des Lebens heute eine wichtige Rolle. Sie dienen unter anderem als Bodenbeläge, Bestandteile von Lacken, Klebstoffen und Kosmetika, in der Elektrotechnik als Material für Isolierungen, Leiterplatten, Gehäuse, im Fahrzeugbau als Material für Reifen, Polsterungen, Armaturenbretter, Benzintanks sowie als Rohre, Textilfasern, Verpackungsmaterialien und Wärmedämmung und vieles mehr.
Auf lange Erfahrung im Bereich der Kunststoffe kann der BASF-Konzern zurückblicken. Und auch heute entwickelt das Unternehmen laufend neue Produkte. So eigne sich beispielsweise aufgrund hoher Elastizität und ebensolcher mechanischen Belastbarkeit der thermoplastische Polyurethan Kunststoff „Elastollan“ zur Herstellung einer großen Bandbreite an Materialien, wie der Hersteller BASF verspricht. Der Kunststoff überzeuge nicht nur im Bereich atmungsaktiver und wasserdampfdurchlässiger Membranen, sondern auch bei besonders reißfesten Geweben, wie sie in der Bauindustrie nötig seien.
Aus Elastollan gefertigte Dachunterspannbahnen würden beispielsweise neben einer langen Lebensdauer eine besonders hohe Weiterreißfestigkeit aufweisen. Zudem könnten sie gut verklebt und geschweißt werden, betont der Anbieter.

Exzellente Verarbeitungseigenschaften
Ähnliche Eigenschaften würden auch bei der Verwendung von Elastollan in Medizinfolien eine wichtige Rolle spielen. So biete die opake Folientype „Elastollan SP 818“ eine sehr hohe Wasserdampfdurchlässigkeit verbunden mit guten Haftungs- und Verarbeitungseigenschaften speziell in der Blasfolienextrusion.
Im Rahmen der Fachmesse „Techtextil 2019“ präsentierte BASF zudem mit Elastollan ummantelte Polyester- und Polyetherfasern, die unter anderem zu UV-beständigen und hochflexiblen Geweben für Beschattungssysteme oder auch Freizeitmöbel weiterverarbeitet werden könnten. Sie sollen sich durch Flexibilität sowie eine hohe mechanische Belastbarkeit und Reißfestigkeit auszeichnen, wie der Anbieter unterstreicht.
„Elastollan Bondura“ wiederum sei ein TPU für lösungsmittelhaltige Klebstoffe und Extrusionsbeschichtungen. Es könne als Basispolymer für Einkomponentenklebstoffe oder in Kombination mit Vernetzungsmitteln verwendet werden. „Elastollan Hotbond“ sei indes ein TPU für Schmelzklebstoffe. Der Schmelzflussindex könne dabei abhängig vom jeweiligen Typ angepasst werden.

Von sehr steif bis äußerst elastisch
Im Rahmen der Fachmesse zeigte BASF auch die gesamte Produktpalette der aus TPU-Elastollan gesponnenen „Freeflex“-Fasern. Von sehr steifem bis zu weichem und elastischem Material erfülle jede Faser verschiedene Anforderungen, beispielsweise als Schuhobermaterial, Kleidung oder Anti-Laufmaschen-Strumpfhosen.
Getrieben vom Wunsch nach geschlossenen Materialkreisläufen und einem sparsamen Umgang mit Ressourcen gewinnt zudem die Überfärbung von Mahlgut für Kunststoff-Rezyklate – speziell die ökonomische Wiederverwertung in gleicher Anwendung – weiter an Bedeutung. Der Anspruch dabei ist, eine mit der Einfärbung von Neuware vergleichbare Qualität zu erzielen. Insbesondere durch stark schwankende Farbtöne des Regenerats sowie Alterungserscheinungen des gebrauchten Kunststoffs bleibt das aber eine Herausforderung. Als Folge musste bisher für jede Rezyklatcharge ein eigenes Batch eingestellt werden, um den Zielfarbton und die gewünschten Materialeigenschaften zu erreichen.
Um diesen Prozess zu beschleunigen, hat die BASF Color Solutions nun spezielle Masterbatches entwickelt, die Mahlgut mit Farbtonschwankungen allein durch angepasste Dosierung schnell auf einen Zielfarbton bringen. Somit könne ein einmal entwickeltes Masterbatch für verschiedene Chargen Mahlgut verwendet werden.

Baukastensystem für Kunststofffarbe
Zudem wurde eine Lösung basierend auf einem Baukastensystem entwickelt, bei dem Kunden selbst ein für das jeweilige Rezyklat passendes Überfärbebatch mithilfe eines Farbrezeptierungsprogramms mischen. Dafür würde Kunden ein Set an passenden Monobatches zur Verfügung gestellt, die ebenso wie die gewünschten Zielfarbtöne im Programm hinterlegt würden. Kunden bräuchten nur noch die Werte der aktuellen Mahlgut-Charge einlesen und würden direkt die für den Wunschfarbton erforderlichen Anteile der einzelnen Monobatches erhalten, sodass die (zeit-)aufwendige Farbtoneinstellung mit anschließender Herstellung beim Masterbatcher eingespart würde.
Mit „Vinyl-Methyl-Oxazolidinon“ (VMOX) bietet der BASF-Unternehmensbereich Intermediates zudem ein neues Vinylmonomer in kommerziellen Mengen an. Intermediates entwickelt, produziert und vermarktet ein Sortiment mit etwa 700 Zwischenprodukten. Zu den wichtigsten Produktgruppen zählen dabei Amine, Diole, Polyalkohole sowie Säuren und Spezialitäten. Zwischenprodukte dienen zum Beispiel als Ausgangsstoffe für Coatings, Kunststoffe, Pharmazeutika, Textilien, Wasch- und Pflanzenschutzmittel. Innovative Zwischenprodukte sollen laut BASF dazu beitragen, die Eigenschaften der damit hergestellten Erzeugnisse und die Effizienz der Produktionsprozesse zu verbessern.

Zwischenprodukte für spezielle Eigenschaften
VMOX eigne sich speziell als Reaktivverdünner in UV-härtenden Lacken und Tinten, zum Beispiel für den digitalen UV-Tintenstrahldruck. In diesen Anwendungen habe das Vinylmonomer technische Vorteile gegenüber herkömmlichen Reaktivverdünnern und ermögliche innovative Coatings-Formulierungen mit vorteilhaftem toxikologischem Profil.
VMOX sei bei Raumtemperatur flüssig mit einer sehr geringen Viskosität. Gegenüber konventionellen Einsatzstoffen ermögliche es die Herstellung niedrig viskoser und nahezu geruchloser Formulierungen. Bei der Copolymerisation mit Acrylaten zeichne sich das Monomer durch hohe Reaktivität aus und verleihe den damit gefertigten Coatings gute Haftung auf allen gängigen Substraten auch bei geringer Dosierung. Zudem ermögliche es eine hohe Farbbrillanz in damit gefertigten Druckerzeugnissen und Lackierungen. Das toxikologische Profil von VMOX sei ein weiterer Vorteil, verspricht BASF. Denn im Vergleich zu konventionellen Produkten sei VMOX nach Klassifizierung der European Chemicals Agency (ECHA) nicht mit den Symbolen „Ernste Gesundheitsgefahr“ und „Akute Toxizität“ zu kennzeichnen. Das Produkt sei REACH-vollregistriert bis 1.000 Tonnen.
Mit VMOX ergänze der Konzern BASF das eigene Portfolio an funktionalen Vinylmonomeren, das sowohl Vinylether als auch N-Vinyl-Verbindungen umfasse. Diese hochwertigen Zwischenprodukte würden sich laufend zum Beispiel bei der Herstellung von Lacken, Klebstoffen, Bioziden, Hochleistungsölen, Aromastoffen und Druckfarben bewähren. BASF verbinde langjährige Erfahrung von 90 Jahren auf dem Forschungsgebiet der Vinylmonomere mit modernster Technologie und produziere diese in Europa, betont ein Sprecher der Unternehmens. (TM)

www.basf.com
www.intermediates.basf.com

INFO-BOX
BASF Geschäftsjahr 2018
BASF erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 62,7 Milliarden Euro. Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Plus von 2 %. Das Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) vor Sondereinflüssen verringerte sich gegenüber dem Vorjahr von 7,6 Milliarden Euro auf 6,4 Milliarden Euro. Dazu trug vor allem das Segment Chemicals bei, das rund zwei Drittel des gesamten Ergebnisrückgangs ausmachte. Die Isocyanat-Margen sanken im zweiten Halbjahr stark. Auch die Cracker-Margen fielen 2018 in allen Regionen geringer aus als erwartet. Insgesamt war 2018 ein von schwierigen weltwirtschaftlichen und geopolitischen Entwicklungen geprägtes und von Handelskonflikten belastetes Jahr. Im zweiten Halbjahr hat BASF eine wirtschaftliche Abkühlung in wichtigen Märkten gespürt, insbesondere in der Automobilindustrie, der größten BASF-Kundenbranche. Vor allem die Nachfrage chinesischer Kunden ließ deutlich nach. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China trug hierzu bei. Weltweit wuchsen die Unsicherheiten. Viele Marktteilnehmer agierten deshalb sehr vorsichtig. „Wir nehmen diese Herausforderungen an. Mit unserer neuen Unternehmensstrategie werden wir 2019 als Übergangsjahr nutzen, um gestärkt daraus hervorzugehen. In diesem Jahr passen wir Strukturen und Prozesse an und fokussieren unsere Organisation deutlich auf die Bedürfnisse unserer Kunden“, so BASF-Vorstandsvorsitzender Martin Brudermüller, der die Zahlen des Geschäftsjahres 2018 gemeinsam mit Finanzvorstand Hans-Ulrich Engel vorstellte.