Das Interesse an Software-as-a-Service-Modellen und einer ERP-Lösung aus der Cloud wächst. © jannoon028/Freepik
Die aktuelle Studie von Forterro zeigt in Sachen ERP-Systeme eine gewisse Zurückhaltung gegenüber Cloud-Lösungen.
Besonders KMU zögern, alles in die Cloud zu verlagern, und setzen gerne auf On-Premises-Lösungen.
Die Digitalisierung ist auch in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) auf dem Vormarsch. Fast drei Viertel setzen auf eine ERP-Lösung oder eine andere betriebswirtschaftliche Software. Dennoch: Beim Weg in die Cloud sind die Unternehmen mit weniger als 1.000 Mitarbeitenden überraschend zögerlich, wie Unternehmenssoftware-Anbieter Forterro im Rahmen seiner erstmals durchgeführten Studie „ERP Barometer 2024“ herausfand.
„Mehr als die Hälfte der KMU in Deutschland vertraut immer noch einer On-Premises-Lösung. Vor allem, wer sensible Daten verarbeitet, bevorzugt die Kontrolle über Systeme und Daten“, weiß Marcus Pannier, President Central Europe bei Forterro. In großen Unternehmen gehören ERP-Lösungen seit geraumer Zeit zum Standard. KMU dagegen haben lange gezögert, haftete der betriebswirtschaftlichen Planungssoftware doch der Makel des komplexen, teuren und „schwerfälligen“ IT-Systems an, für dessen Betreuung und Wartung es eine ganze IT-Mannschaft braucht.
„Inzwischen erobern skalierbare ERP-Systeme Schritt für Schritt die KMU. Grund genug für Forterro, der Frage nachzugehen, wie kleine und mittlere Unternehmen generell von einem ERP-System und speziell von einem Cloud-basierten ERP-System profitieren“, erläutert Pannier den Hintergrund zur Studie.
Die Ergebnisse
74 Prozent der befragten Unternehmen setzen aktuell eine ERP-Lösung beziehungsweise eine betriebswirtschaftliche Software ein. Die restlichen 26 Prozent planen den Einsatz einer entsprechenden Unternehmenssoftware innerhalb der nächsten zwei Jahre. Etwas mehr als die Hälfte der KMU betreibt ihr ERP-System als On-Premises-Lösung. Zumindest bei kleineren und mittleren Unternehmen scheint der Trend, alles in die Cloud zu migrieren, noch nicht komplett angekommen zu sein. Gefragt nach den Gründen für ihre Entscheidung zugunsten eines On-Premises-ERP-Systems, das lokal auf den internen Servern des Unternehmens läuft, nannten die Befragten Themen wie Datenschutz und Sicherheit.
Insbesondere Unternehmen, die sensible Daten verarbeiten, bevorzugten die vollständige Kontrolle über ihre Systeme und die Möglichkeit, Daten intern zu verwalten. Darüber hinaus wird die Anpassbarkeit der On-Premises-Lösung an die individuellen Bedürfnisse als besonders wichtiger Entscheidungsfaktor genannt, spezifische Anforderungen und Prozesse der KMU ließen sich in On-Premises-Lösungen leichter integrieren.
So langsam kommt das Cloud-Moment allerdings auch bei den KMU an. Das Interesse an Software-as-a-Service-Modellen und einer ERP-Lösung aus der Cloud wächst. Immerhin 31 Prozent der befragten Unternehmen beziehen bereits ERP als Software as a Service. 16 Prozent der KMU stehen an der Schwelle zur Cloud, haben sich aktuell aber für eine hybride Bereitstellungsform entschieden.
„Dabei sind es oftmals Kostengründe, die für den Wechsel sprechen“, meint Pannier. „Cloudbasierte ERP-Systeme bieten Unternehmen die Möglichkeit, auf leistungsstarke, stets aktuelle Software zuzugreifen, ohne hohe Investitionen in die IT-Infrastruktur zu tätigen.“ Immerhin 15 Prozent der befragten Unternehmen, die ihr ERP on premises betreiben, haben die Lösung seit mehr als zehn Jahren im Einsatz.
Der Wechsel zu ERP als Software as a Service ist in der Regel problemlos, es ist keine eigene IT-Infrastruktur erforderlich und auch Updates und Wartung werden vom Anbieter übernommen. Das erkennen auch immer mehr der befragten KMU. Die Studienteilnehmer erwarten, dass sich mittelfristig der Anteil der Cloud-Nutzer von derzeit 31 Prozent auf 45 Prozent und der Anteil der hybriden Bereitstellungsform von 16 Prozent auf 20 Prozent erhöht.
Im Gegenzug verringere sich der Anteil der ERP-On-Premises-Nutzer von derzeit 52 Prozent in den kommenden zwei Jahren auf 32 Prozent. Von den Unternehmen, die erst die Nutzung eines ERP-Systems planen, werden voraussichtlich 47 Prozent die ERP-Software komplett aus der Cloud beziehen und 19 Prozent zumindest in Teilen.
„KMU haben sehr konkrete Vorstellungen davon, was ihre ERP-Lösung beziehungsweise der beauftragte Dienstleister leisten muss“, meint Pannier. „An erster Stelle stehen mit 41 Prozent der Service und Support. Hierzu gehört nicht nur eine gute Erreichbarkeit, Anwender möchten sich verstanden wissen. Zu den genannten Voraussetzungen für eine ideale und vertrauensvolle Zusammenarbeit zählen daher persönliche Ansprechpartner, die nicht nur beraten, sondern auch die Umsetzung, die Bereitstellung und den Betrieb der ERP-Anwendung in- und auswendig kennen“, sagt Pannier abschließend. (BS)