Thomas Dopler, Geschäftsführer der AICHELIN GmbH im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 2, MÄRZ 2019
Seit 2014 ist Thomas Dopler alleiniger Geschäftsführer der AICHELIN GmbH. © AICHELIN

Smells like Team Spirit.

Als Teil der AICHELIN-Gruppe mit Sitz in Mödling, einem weltweit führenden Anbieter von Wärmebehandlungslösungen wie Industrieöfen, Induktionshärteanlagen und Industriegas-Brenneranlagen, ist die – ebenfalls Mödlinger – AICHELIN GmbH in eine traditionsreiche Unternehmensgruppe eingebettet, deren Wurzeln bis ins Jahr 1868 zurückgehen. Mit einem Umsatz von 200 Millionen Euro und 1.100 Mitarbeitern zählt die AICHELIN-Gruppe heute zu den weltweit Top-3-Unternehmen im Bereich der Wärmebehandlung – eine Erfolgsgeschichte, die im vergangenen Jahr einen neuen Höhepunkt erreichte: 2018 feierte man im Hause AICHELIN nicht nur das 150-jährige Bestehen des Unternehmens, sondern auch das 10-jährige Jubiläum einer vorbildlichen Führungspersönlichkeit.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Als Thomas Dopler im Jahr 2008 von der voestalpine zu AICHELIN wechselte, wurde aufgrund des Unternehmenswachstums eine Trennung der operativen und Gruppenführungsaufgaben vorgenommen. Eine beeindruckende Entwicklung angesichts der Finanzkrise, die in dieser Zeit die Weltwirtschaft prägte. Seit 2014 ist Thomas Dopler alleiniger Geschäftsführer der AICHELIN GmbH und damit für 110 Mitarbeiter verantwortlich. Ein Karrieresprung, den er selbst als großes Glück bezeichnet: „Selbst die beste Karriereplanung führt nicht zum garantierten Erfolg“, erzählt er uns im Interview. „Hier gehört neben einigen wichtigen Eigenschaften auch etwas Glück dazu, zum richtigen Moment am richtigen Ort zu sein, natürlich umgeben von den richtigen Menschen. Nichtsdestotrotz denke ich, besteht unser (Berufs-)Leben aus lebenslangem Lernen.“

Innovation mit Tradition
An seinem Beruf schätzt Thomas Dopler vor allem den interessanten und vielfältigen Alltag zwischen Mitarbeitern, Kunden und technischen Herausforderungen, die der Verkauf von tonnenschweren Industrieanlagen mit 30 bis 40 Jahren Lebensdauer mit sich bringt. Sein lebendiger Innovationsgeist ist in diesem reichhaltigen Aufgabenspektrum tagtäglich gefordert. „Man glaubt es kaum, aber auch im traditionellen Industrieofenbau gibt es laufend Weiterentwicklungen“, so Dopler. „Obwohl die metallurgischen Prozesse seit Langem erprobt und bewährt sind und nur marginale Veränderungen erfahren, kommt mit der Digitalisierung und Automatisierung ein gewaltiger Umbruch mit vielen Chancen auf uns zu. Beispiel Industrie 4.0: Wir statten unsere Industrieöfen heute mit immer mehr Sensoren aus, um sie besser zu beobachten, überwachen und damit besser verstehen zu können – immer mit dem Ziel, dass wir Ofenausfälle vermeiden oder bis zum nächsten geplanten Wartungseinsatz aufschieben können. Somit erhöhen wir die Verfügbarkeit der Anlagen und unterstützen damit den Kunden bei der störungsfreien Verwendung der Anlage. Unter dem Projektnamen #jakob (Referenz an unseren Firmengründer Jakob Aichelin) haben wir so etwa eine eigene Instandhaltungsplattform entwickelt, mit der wir unsere Öfen noch bedienungsfreundlicher machen. Dies in einem kompetitiven Umfeld und unter permanentem Streben nach Verbesserung. Das gefällt mir!“

Am Puls der Zeit
Informationen ­werden im Sekundentakt geteilt, Produkte aus aller Welt finden sich in kürzester Zeit in unseren Postkästen ein und politische Debatten ziehen immer weitere Kreise. Die wirtschaftlichen Entwicklungen der heutigen Zeit gehen auch an AICHELIN nicht spurlos vorüber. „Die Anforderungen einer globalisierten Wirtschaft erfordern die Fähigkeit, sich permanent an neue Gegebenheiten, Kunden, Anforderungen, technologische Weiterentwicklungen anzupassen. Wir als Firma, ich als Einzelner, und jeder unserer Mitarbeiter müssen sich weiter entwickeln, um damit Schritt zu halten.“ Dafür müssen sich laut Thomas Dopler auch alle Unternehmen innerhalb der Gruppe internationaler positionieren: „Dies beginnt bei unseren Mitarbeitern und Fachkräften, die inzwischen aus allen Ländern Europas kommen. Jungen Mitarbeitern kommen wir dadurch entgegen, dass wir nicht nur richtig spannende Jobs und Karrieremöglichkeiten bieten, sondern auch attraktive Work-Life-Balance-Zeiten und Social Benefits. Daher gibt es bei uns Teilzeit ebenso wie Homeoffice, Bildungskarenz und Papamonat. Die Möglichkeiten zur Weiterbildung können intern ebenso wie extern genutzt werden, wir unterstützen unsere Fachkräfte, weil wir sie langfristig brauchen.“

Mit vereinten Kräften in die Zukunft
Im Interview mit Thomas Dopler wird eines schnell klar: Mit einem Alphatier haben wir es hier keineswegs zu tun: „Wir verstehen unseren Führungsstil sehr kooperativ und teamorientiert“, bestätigt er unseren Eindruck. „Einsame Entscheidungen an der Spitze sind selten von Nutzen. Es wird immer wichtiger, das ganze Team in Entscheidungen miteinzubinden. Nur wenn jeder Mitarbeiter versteht, in welche Richtung es geht, und mit an einem Strang zieht, kann sich Erfolg einstellen.“
Und diese Richtung scheint zu stimmen: Kunden auf der ganzen Welt, von kleinen Lohnhärtereien mit fünf bis zehn Mitarbeitern je Standort bis zu Großkonzernen wie Daimler, Bosch oder Magna vertrauen auf die zuverlässigen Leistungen des Mödlinger Traditionsunternehmens, das zuletzt einen Umsatz von rund 40 Millionen Euro erwirtschaften konnte. Mit dem zukunftsorientierten Lösungsangebot dürfte diese erfolgreiche Entwicklung noch lange nicht zu Ende sein: „Im Augenblick widme ich einen wichtigen Teil meiner Kraft und Aufmerksamkeit dem neuen AICHELIN-Instandhaltungsassistenten #jakob. Persönlich denke ich, dass ich bei AICHELIN eine sehr gute Homebase habe, die ich nur für Kundenbesuche und natürlich gelegentlich für Urlaubsausflüge verlasse.“ (BO)


ZUR PERSON
Dr. Dipl.-Ing. Thomas Dopler
Der promovierte Diplomingenieur Thomas Dopler begann seine berufliche Karriere als Leiter der Entwicklungsarbeit für Strangpressprofile aus hochfesten Alu-Legierungen bei Pechiney Aviatube in der französischen Gemeinde Montreuil-Juigné.­ Im Jahr 2002 wechselte er zur voest­alpine, wo er unterschiedliche ­Funktionen (u. a. Konzern-Projektleiter „phs-ultraform“ für pressgehärtete Bau­teile und Direktor Business Development Division Automotive Frankreich in Paris) im Bereich Stahl, Automotive, Profile, Venture Capital sowie F&E ausübte. 2008 führte Thomas Doplers Karriereweg in die ­AICHELIN GmbH, in welcher er seit 2014 die alleinige Geschäftsführung verantwortet.


ELF FRAGEN AN THOMAS DOPLER

Was wollten Sie als Kind werden?
Tennisprofi. Meine Karriere hat sich allerdings in Wirklichkeit auf einige lokale Turniersiege beschränkt und wurde dann mit dem Höhepunkt einer heroischen Niederlage bei den internationalen Studentenmeisterschaften im damals noch echten Ostblock gegen einen echt guten Gegner ihrem verdienten Ende zugeführt.

Was bedeutet Glück für Sie?
Nach einer erfolgreichen Woche mit meinen Mitarbeitern in der Firma das Wochenende im Kreise meiner ­Familie mit Frau und zwei Kindern (11 und 13 Jahre) zu genießen.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
„Die Geschichte der Bienen“ von Maja Lunde. Die Darstellung einer durch Forschung zum Thema Bienenstock beseelten Vergangenheit, einer mit dem Bienensterben verbundenen Gegenwart und einer bienenlosen Zukunft (in der Menschen die Funktion der Bestäubung von den Bienen übernehmen müssen) hat mich fasziniert.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Norbert Zimmermann, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Berndorf-Gruppe. Im Rahmen von unterschiedlichsten Veranstaltungen, an denen er uns Junge an seinen Erfahrungen teilhaben ließ und auch im Rahmen der Gespräche, die ich mit ihm persönlich führen konnte, war immer etwas sehr Nützliches dabei.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Ich würde gerne in die Vergangenheit reisen und einen Tag mit Jakob Aichelin tauschen, dem Firmengründer von Aichelin. Dabei möchte ich den Ursprung der Ofentechnologie live miterleben und das Leben jener Zeit, als Heinrich Schliemann seine erste Reise nach Griechenland antrat oder auch Johannes Brahms seine „Ungarischen Tänze“ schrieb. Aber auch speziell, um an den Erfindungen der damaligen Zeit teilhaben zu können und die Industrialisierung Europas mitzuerleben.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
„Vorne ist immer Platz“ – gemäß einem Buch von meinem Mentor Dr. Peter Schwab, Konzernvorstand voest­alpine. Er beschreibt in diesem Buch, dass „gut sein zu wenig ist“ und Innovation eine wesentliche Voraussetzung für Wettbewerbsfähigkeit ist und bleibt.

Was ist das Verrückteste, das Sie je in ihrem Leben getan haben?
Mit Freunden unter dem Eiffelturm ein Blues- und Rockkonzert gegeben zu haben.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Bei der Lektüre des Buches: „Die Känguru-Apokryphen“ von Marc-Uwe Kling. Ein kommunistisches Känguru, mit dem man gemeinsam Nirvana hören kann und mit dem man Schnapspralinen teilen kann, DAS wäre ein Haustier.

Gibt es etwas, was Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Ich warte darauf, dass mein Sohn groß genug wird und dass sich die Drohnentechnologie (Stichwort „autonome Steuerung“) so weiterentwickelt hat, dass wir gemeinsam eine dieser Drohnen selbst gefahrlos und unfallfrei durch die Luft steuern können!

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Unter anderem meine Tochter, die der größte Morgenmuffel ist, den ich kenne. Sie jeden Tag zum Aufstehen und dann auf den Weg zur Schule zu bringen, ist hohe Motivationskunst!

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und warum?
Ein Känguru (siehe oben), wegen der guten Musik. ;-)