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Ich bin dann mal weg.

NEW BUSINESS - NR. 5, MAI 2024
Urlaub und Arbeit verbinden – der neue Name für diesen Trend: ­Work­ation. © Adobe Stock/Alex

Arbeiten, wo andere Urlaub machen! Workation, Auslandspraktikum oder gleich ein paar Jahre in die Ferne ziehen – die Möglichkeiten für einen Auslandseinsatz sind groß.

Egal, für welches Modell Sie sich entscheiden: Wir wünschen gute Reise.

Das wichtigste Hab und Gut ist längst von der Spedition abgeholt, das Auto ist verkauft, die Wohnung untervermietet und die Lieblingspflanze bei der Verwandtschaft geparkt. Mittlerweile sind auch die letzten Koffer gepackt. Jetzt geht es zum Flughafen mit einem One-Way-Ticket in der Hand – zumindest vorläufig. Für die einen das pure Schreckgespenst, für die anderen geht ein Traum in Erfüllung. Denn es klingt in vielen Fällen nach einer guten Chance auf Abwechslung: Die Firma schickt einen zum Arbeiten ins Ausland, man bekommt einen Gratis-Ortswechsel und behält dabei seinen Job, kehrt anschließend wieder an seinen alten Arbeitsplatz zurück.

Allerdings ist das ein Traum, der gut durchdacht und vor allem vorbereitet sein muss. Damit die Zeit im Ausland nicht durch Bürokratie getrübt wird, gilt es, einige Punkte zu beachten, rät das Jobportal Monster. Wer also von seinem Betrieb zum Arbeiten ins Ausland geschickt wird, muss rasch klären, welche Kosten die Firma übernimmt – und wofür man selbst zuständig ist.

Außerdem sollte man dafür sorgen, dass rechtzeitig geklärt ist, welches Land für Steuern und Versicherungen zuständig ist: Das Heimatland, in dem auch der Betrieb ansässig ist? Oder das „Ausland“, in das man geschickt wird? Wird diese Frage nicht vorab beantwortet, kann es passieren, dass beide Staaten ihren Anteil am Einkommen beanspruchen oder, dass im Ernstfall kein Land für den „Auslandsmitarbeiter“ zuständig sein will. Das könnte sich vor allem bei Kranken- und Unfallversicherung zu einem gröberen Problem auswachsen.

Gemeinsam ins Ausland
Neben rechtlichen und steuerlichen Fragen bedeutet eine Entsendung ins Ausland aber auch, dass Partner:innen ihre Arbeit aufgeben oder ihr berufliches Fortkommen unterbrechen müssen. Daher haben Dual Career Couples in den letzten Jahren stark zugenommen. Um Verluste zu kompensieren, bieten Arbeitgeber:innen sogenannte Expatriate Partner Placements, kurz EPP, an. Diese Programme sind mittlerweile ein zentraler Baustein des Employer Brandings geworden, wie man beim Wirtschaftsprüfer BDO Österreich weiß.

EPP sind stark an Karriereberatungsprogramme angelehnt und modulartig aufgebaut, um auf gegebene Budgets sowie Wünsche des:der mitreisenden Partner:in eingehen zu können. Ziel der Expat-Partner-Beratung ist es, sich bestmöglich am Arbeitsmarkt des Gastlandes zu platzieren und basierend auf einem ressourcenorientierten Programm eine neue, erfüllende Herausforderung zu finden. Diese muss nicht immer ein anderer Job sein – manchmal kristallisiert sich auch eine spannende Möglichkeit der Weiterbildung im Zuge einer Analysephase heraus.

Expat-Partner-Placement-Programme sind nicht nur ein wertvolles Angebot für (werdende) Expats und ihre Partner:innen, sondern auch von enormer Wirksamkeit für Unternehmen: Zum einen erleichtert und beschleunigt das Angebot eines solchen Programms die Entscheidungsfindung und erhöht die Chancen einer Zustimmung der Betroffenen. Zum anderen steigern EPP die Zufriedenheit von Dual Career Couples stark und sichern somit eine nachhaltige Beschäftigung. 

Arbeiten, wo andere Urlaub machen
Man muss aber nicht immer gleich aufs Ganze gehen, wenn das Ausland lockt. Seit Remote Work in unseren Alltag Einzug gehalten hat, erfreut sich eine besondere Form der Telearbeit immer größerer Beliebtheit: die Workation. Statt schnödem Homeoffice am Küchentisch, arbeitet man an den schönsten Urlaubsdestinationen. Wer kennt sie nicht, die Bilder von Laptops vor der malerischen Kulisse eines Strandes oder eines Bergpanoramas? PwC Deutschland hat dazu letztes Jahr die Studie

„Workation zwischen Wunsch und Wirklichkeit“ veröffentlicht, für die die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft 1.000 Berufstätige in einer repräsentativen Umfrage zu ihren Erfahrungen, zu dem Angebot ihrer Arbeitgeber, zu ihren Wünschen und zur Wichtigkeit von Workation bei der Jobauswahl befragt hat. Ortsunabhängig und auch grenzüberschreitend zu arbeiten, macht es möglich, Verwandte und Freunde im Ausland zu besuchen – so die Antwort von 72 Prozent der Befragten, die vor allem für Unternehmen mit internationalen Belegschaften interessant ist.

Die Kombination aus Work und Vacation an einem Ort trägt für 81 Prozent der Teilnehmer:innen zu einer besseren Work-Life-Balance bei. Zusätzlich gaben 79 Prozent an, dass ein Workation-Angebot ihre Zufriedenheit im Job erhöht. Für 76 Prozent stand außerdem fest: Sie steigern dadurch ihre eigene Produktivität. Besonders attraktiv ist Workation, wenn es um die „Winterflucht“ geht. Rund 82 Prozent würden einen Aufenthalt im sonnigen Süden den kalten Wintermonaten in Deutschland vorziehen. 

Damit Workation ein positives Arbeits- und Urlaubserlebnis wird, sollten man sich auch hier im Vorfeld mit den arbeits-, sozialversicherungs- und steuerrechtlichen Aspekten vertraut machen. Denn aus arbeitsrechtlicher Perspektive stellt Workation eine Form der Telearbeit dar. Und die muss, wie auch Homeoffice-Tätigkeiten, explizit mit dem:der Arbeitgeber:in vereinbart werden. Wer jetzt also vom Strand aus arbeiten will, muss neben dem österreichischen Arbeitsrecht auch das nationale Recht des jeweiligen Staates beachten, in dem der neue Schreibtisch steht.

Working Holiday
Arbeiten und Urlaub machen, das können jetzt junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren aus Österreich und den USA. Seit Februar gilt ein Programm für berufliche Entwicklung und Kulturaustausch, das sogenannte Working Holiday Programm, kurz WHP. Dieses Austauschprogramm soll das gegenseitige Verständnis fördern, indem es jungen österreichischen und US-Staatsangehörigen die Möglichkeit bietet, Kultur, Alltagsleben und Arbeitswelt im jeweils anderen Land näher kennenzulernen.

Während des bis zu 12-monatigen Aufenthaltes dürfen die Teilnehmer:innen einer bezahlten Arbeit nachgehen, für die keine zusätzliche Arbeitsbewilligung erforderlich ist, und die Bildungseinrichtungen im Partnerland nutzen. Als Besonderheit der Vereinbarung wird österreichischen Studierenden und Absolventen eine Teilnahme am Austauschprogramm für Praktikant:innen sowie Trainees angeboten. Am Beginn und am Ende des Aufenthalts können sie für jeweils einen Monat die USA bereisen. Auch Lehrlingen steht das Programm offen.

„Gerade Lehrlinge in Unternehmen mit Auslandsstandorten werden von Working Holiday profitieren, weil damit Lehrlingsrotationen erleichtert werden. Aber auch für Lehrlinge generell fällt damit der Startschuss, um die entsprechenden Weichen für Auslandsaufenthalte in den USA zu stellen. Working Holiday verschafft jungen Menschen die Gelegenheit, in jeder Hinsicht über den eigenen Tellerrand zu blicken, Auslandserfahrungen auf der ganzen Linie zu sammeln. Wir können schon ein bisschen stolz sein, dass es Österreich als einziges EU-Land geschafft hat, eine solche Vereinbarung mit den USA abzuschließen“, ergänzt Staatssekretärin Claudia Plakolm. Österreich hat bislang mit Argentinien, Australien, Chile, Hongkong, Israel, Japan, Kanada, Neuseeland, Südkorea, Taiwan und den USA Working-Holiday-Vereinbarungen getroffen.

Praktikum im Ausland
Rund fünfzehn Wochen dauert das Berufspraktikum für Wirtschaftsstudierende der FH Burgenland. Dieses verbringen sie im Ausland bei Unternehmen wie Škoda in Budapest, Audi in Györ, der Österreichwerbung in Warschau oder Leitner&Leitner in Zagreb. „Das Berufspraktikum hat bei uns einen großen Stellenwert“, erklärt Tonka Semmler-Matošic´ , Studiengangsleiterin des Bachelorstudiengangs Internationale Wirtschaftsbeziehungen der FH Burgenland.

„Im fünften Semester arbeiten unsere Studierenden vier Monate in einem Unternehmen, wo sie ihre betriebswirtschaftlichen Kenntnisse in die Praxis umsetzen.“ Die interkulturellen Erfahrungen, die das Arbeiten im Ausland mit sich bringt, bedeuten dabei einen extra Benefit für die Studierenden. Neben dem Gewinn an persönlicher Reife kehren die Studierenden mit Skills nach Hause zurück, die am internationalen Arbeitsmarkt gebraucht werden. Studentin Jasmin Wallner verbrachte ihr Praktikum im Österreichischen AußenwirtschaftsCenter der WKO in der schwedischen Hauptstadt Stockholm. „Wir haben im Jahreslauf regelmäßig Praktikant:innen bei uns“, erzählt Joachim Völkle von der WKO.

„Die WKO bietet österreichischen Studierenden während ihres Wirtschafts- oder Rechtswissenschaftsstudiums die Möglichkeit zum Volontariatseinsatz an einem AußenwirtschaftsCenter. Damit können Auslandserfahrungen ebenso wie generelle Berufserfahrungen gesammelt werden.“ Student Konstantin Schnabel war bei Škoda in Tschechien beschäftigt: „Ich war im After Sales und im Product Marketing Department tätig. Es bereitet mir Freude, mich selbst herauszufordern und als Mensch zu wachsen. Daher war der Schritt eines Auslandspraktikums eine gute Möglichkeit, mich in einem neuen Umfeld zurechtzufinden. Ich habe mein Wissen aus der Theorie in die Praxis umsetzen können und habe viele neue internationale Freundschaften geschlossen.“

Auslandserfahrung ist wieder attraktiver
Eine berufliche Auslandserfahrung ist vor allem für jüngere Menschen eine attraktive Karriereoption. Das ist eines der Ergebnisse einer Arbeitsmarktstudie, der deutschen Königsteiner-Gruppe, für die 1.021 Beschäftigte befragt wurden. Demnach sagen mehr als ein Viertel der Beschäftigten zwischen 18 und 29 Jahren, dass der Reiz, im Ausland zu arbeiten, nach der Pandemie bei ihnen größer geworden sei.

Zum Vergleich: Über alle Altersklassen hinweg geben 19 Prozent aller Beschäftigten an, dass sich ihre internationalen Jobambitionen nach Corona verstärkt hätten. Die meisten jüngeren Menschen sehen den Job im Ausland aber vor allem als eine zeitliche begrenzte Berufserfahrung an. So liegt der Anteil derjenigen, die einen internationalen Job bis zu maximal einem halben Jahr anstreben, in der jüngeren Generation bei 47 Prozent. Eine solche zeitliche Einschränkung setzen im Vergleich 36 Prozent der älteren Befragten. Insgesamt können sich 59 Prozent der 18- bis 29-Jährigen vorstellen, im Ausland zu arbeiten, zwei Prozent mehr als über alle Teilnehmenden hinweg.

Einen konkreten Plan in dieser Hinsicht verfolgen immerhin noch 26 Prozent von ihnen, acht Prozent mehr als die Gesamtheit der Befragten. Über die Hälfte der Beschäftigten dieser Altersgruppe finden Arbeitgeber, die berufliche Auslandserfahrung anbieten, attraktiver als andere. Wenn es um die angestrebte Länge eines solchen Auslandsaufenthaltes geht, bevorzugen sieben Prozent der jüngeren Menschen eine Periode von bis zu einem Monat. 21 Prozent würden gern zwischen einem Monat und drei Monaten im Ausland arbeiten. 19 Prozent würden einen Zeitraum zwischen vier und sechs Monaten bevorzugen. Für immer können sich indes nur vier Prozent der jüngeren Befragten vorstellen, außerhalb Deutschlands zu arbeiten und Auslandserfahrung zu sammeln. 

„Während der Pandemie mussten vor allem jüngere Menschen auf internationale Begegnungen verzichten. Unsere Daten zeigen: Dieses Defizit wollen viele Beschäftigte dieser Altersgruppe nun offenbar ausgleichen. Arbeitgeber, die ihnen diese Option etwa durch internationale Standorte bieten, haben im aktuellen Wettstreit um die besten Talente gute Argumente auf ihrer Seite. Entsprechend sollten sie dies in Stellenanzeigen oder auf Karrierewebsites zum Thema machen“, sagt Nils Wagener, Geschäftsführer der Königsteiner-Gruppe, zu den Ergebnissen der Studie.

Am liebsten möchten die 18- bis 29-Jährigen im englischsprachigen Ausland arbeiten. Mehr als ein Drittel von ihnen können sich sehr gut vorstellen, in den USA zu arbeiten. 28 Prozent halten Großbritannien für eine Option, die sie sich sehr gut vorstellen können. Frankreich ist dagegen derzeit „nur“ für 17 Prozent der 18- bis 29-Jährigen ein attraktives Ziel. Ein Grund dafür sind die Sprachkenntnisse dieser Altersgruppe. So schätzen 81 Prozent ihre Englischkenntnisse als sehr gut oder gut ein, während das gerade einmal 21 Prozent der Befragten für ihr Französisch so einschätzen. (BS)


INFO-BOX
Beratung für Expats in Wien
2023 wurde Wien erneut von der internationalen Beratungsagentur Mercer als Stadt mit der weltweit höchsten Lebensqualität eingestuft. Damit steht Wien seit 2009 durchgehend an der Spitze dieses Rankings. Damit sich Expatriates vom ersten Tag zu Hause fühlen, finden Interessierte mit dem Expat Center ­Vienna der Wirtschaftsagentur Wien eine Anlaufstelle und kostenlose Beratung in mehreren Sprachen. Ein internationales Team unterstützt individuell bei allen Fragen des täglichen Lebens rund um die ersten Schritte in Wien – von A wie Aufenthaltsgenehmigung bis W wie Wohnungssuche. Alles, was Expats zu ihrem beruflichen und privaten Start in Wien wissen müssen, finden sie im Expat-Guide der Wirtschaftsagentur Wien. Der handliche Wien-Ratgeber wurde speziell für internationale Fach- und Führungskräfte entwickelt. Die Themen reichen von Kinderbetreuung über Wohnungs­suche bis zu Steuerfragen. Der kompakte­ ­Wien-Ratgeber liefert detaillierte Standort- und Kontaktinformationen zu den wichtigsten Anlaufstellen, Ämtern und Behörden. Auch Möglichkeiten zur ­Freizeitgestaltung oder kulturelle Veranstaltungen sind verzeichnet.

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