Markus Brunnthaler, Eigentümer und Geschäftsführer Miraplast, im Porträt.

NEW BUSINESS - NR. 6, JUNI 2024
»Klassisches Erfolgsrezept habe ich keines. Um dahin zu kommen, wo ich jetzt bin, braucht es einfach Begeisterung, Risikobereitschaft, unglaublich viel Ausdauer, Probieren, Scheitern und daraus Lernen – und nicht zuletzt gute Beziehungen mit Menschen.« © Anton Wildberger

Kunststoff ist zwar sein Leben, aber nichts an ihm wirkt künstlich. Miraplast-Chef Brunnthaler ist sympathisch und „echt“: Echt gut in Form.

Markus Brunnthaler, 1974 in Wien geboren und in Neulengbach aufgewachsen, gehört zur Firma Miraplast wie der Deckel zur Frischhaltedose. Da passt einfach alles zusammen. Das ­Unternehmen, dessen Eigentümer und Geschäftsführer er heute in dritter Generation ist, hat genau zehn Jahre mehr „auf dem Buckel“ als sein Chef.

Gegründet wurde der österreichische Pionier in der Kunststoffverarbeitung 1964 in Wien von seinem Großonkel, später übernahm sein Vater Gerhard Brunnthaler dessen Anteile. 1970 erfolgte dann aus Platzgründen der Umzug ins niederösterreichische Würmla.

Schon früh war Markus Brunnthaler eng mit dem Unternehmen verbunden. „Ich war ­bereits als Kind mit meinem Vater im Betrieb und habe sehr früh gesehen, was er so macht. All die Maschinen und Produkte, die da rauskamen, haben mich unglaublich fasziniert“, erzählt er. Da wundert es nicht, dass er sich für die HTL, genauer das TGM in Wien, entschied, wo er die Abteilung Kunststofftechnik besuchte.

Im Anschluss studierte er Betriebswirtschaft an der WU Wien und in San Diego. Während der Sommerferien arbeitete er im Betrieb und auch während des Studiums war er mit seinem Vater unterwegs, als dieser das Miraplast-Werk in Ungarn aufbaute. Trotzdem war sein Karriereweg keine „g’mahde Wies’n“, wie man sagt: „In der damaligen Eigentümerstruktur war man sich nicht einig, wie der Generationswechsel vonstattengehen soll, da war der Einstieg in die Firma schwierig.“

Aber nachdem die Partner seines Vaters aus dem Unternehmen ausschieden, ergriff Brunnthaler 2005 seine Chance: „Ich habe im Alter von 30 Jahren 50 Prozent des Unternehmens gekauft, war von einem Tag auf den anderen Mehrheitseigentümer und Geschäftsführer – und hatte einen großen Berg Schulden. Das hatte einen großen Einfluss auf mein Leben. Aber schließlich habe ich mich während meiner ganzen Ausbildung darauf vorbereitet.“ 

Und dann ging’s los!
„Ja und dann ging’s los!“, schildert er weiter. „Wir haben uns erfolgreich durch die Wirtschaftskrise ‚gewurschtelt‘, ­haben den Standort in Ungarn großzügig erweitert, verkaufen seit 2019 mit Erfolg auf Amazon und die Covid-Pandemie haben wir auch gut durchgestanden. Aktuell stecken wir – wie die meisten – in sehr herausfordernden Zeiten, da Energiekosten , Lohnkosten etc. stark steigen, der Absatz aber schwächelt.“ Doch davon lässt sich ein Brunnthaler nicht unterkriegen. Im Gegenteil.

Ganz „nebenbei“ engagiert er sich auch in der Interessensvertretung für die Branche der gewerblichen Kunststoffverarbeiter, ist dort stellvertretender Bundesinnungsmeister. „Meine Kollegen und ich dürfen also Gesetze begutachten, Berufsausbildungen entwickeln und Lohnabschlüsse verhandeln. Das ist ebenso ein unglaublich interessantes Gebiet!“ Er sieht das als Ehre, ist sich seiner Verantwortung aber wohl bewusst. Ebenso wie in seiner Position als Aufsichtsratsmitglied einer lokalen Bank.

Faszination und Herausforderung
In der Breite seiner Tätigkeit liegt für ihn die Faszination. „Ich versuche, den Kontakt zu unserer Kerntechnologie und den Produkten zu behalten. So sind die Tage sehr bunt und reichen von Con­trolling-Aufgaben über Mitarbeitergespräche bis hin zu Produktentwicklungsterminen mit Kunden.“ In dieser Vielfalt steckt aber auch eine Herausforderung. Besonders im Hinblick auf die steigende Komplexität der Themen und die zunehmende Geschwindigkeit, mit der man heute konfrontiert ist. „Ich werde oft das Gefühl nicht mehr los, etwas übersehen zu haben“, sagt er ganz offen. 

Alleine muss er sich diesen Herausforderungen zum Glück nicht stellen. Vater Gerhard ist auch heute, im Alter von mehr als 75 Jahren, noch im Unternehmen tätig „und kommt jeden Tag mit unglaublicher Energie ins Büro“, so Markus Brunnthaler mit Bewunderung. Auch einen langjährigen Freund, mit dem er in den vergangenen drei Dekaden viel erlebt hat, zählt er zu seinen wichtigsten Wegbegleitern.

Und natürlich sind da auch seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auf die er zählen kann. Brunnthaler pflegt einen sehr kooperativen Führungsstil und schätzt die Meinung und Ideen seiner Mitarbeiter:innen. „So treffen wir viele Entscheidungen gemeinsam im Team“, sagt er und ergänzt mit einem Lächeln: „Es gibt aber auch genug Entscheidungen, mit denen ich alleine bin, bei denen meine Mitarbeiter mir freundlich auf die Schulter klopfen und meinen: Das ist jetzt deine Sache.“

Ein guter Arbeitgeber zu sein, sieht er als eine seiner vordringlichsten Aufgaben. Gemeinsam damit, als Team gute Arbeit für die Kunden zu leisten und ein verlässlicher Partner zu sein. Und das nicht nur heute und morgen, sondern mit dem unternehmerischen Blick in die Zukunft gerichtet. Denn er ist mit voller Überzeugung Unternehmer, selbst bei Turbulenzen.

„In Zeiten wie diesen segeln viele von uns hart am Wind. Ich denke, dass uns die weltpolitische Lage, die Nachhaltigkeitsthemen und die neue Welt der Arbeit in Zukunft sehr beschäftigen werden und unsere Geschäftsmodelle allesamt am Prüfstand stehen.“ 

Nicht nur die Produkte von Miraplast sind echt gut in Form, sondern auch der Firmenchef. Im Winter hält er sich mit Skifahren und im Sommer auf dem Wasser fit. Außerdem schwingt der Jazz-Fan gerne das Tanzbein. Und er schwingt sich in die Lüfte: Seinen Kindheitstraum, die Fliegerei, hat er sich vor rund 15 Jahren erfüllt. Vielleicht behält er auch deswegen immer den Überblick. (RNF)


12 FRAGEN AN MARKUS BRUNNTHALER

Was wollten Sie als Kind werden?
Pilot oder Meteorologe. Fliegen hat mich schon als Kind fasziniert, vor ca. 15 Jahren habe ich diesen Traum verwirklicht! Der Meteorologe ist eine lustige Geschichte: Mir ist als Kind aufgefallen, dass das Wetter oft nicht so geworden ist wie vorhergesagt. Da dachte ich mir, das wäre ein toller Job! Ich könnte im Fernsehen auftreten und sogar, wenn meine Prognose nicht stimmt, bekomme ich Geld dafür. 

Was bedeutet Glück für Sie?
Gesund zu sein, in der Früh mit Elan aufzustehen, weil ich eine Aufgabe habe, einen größeren Zweck unterstützen kann. Und gut eingebettet zu sein – in der ­Familie, mit Freunden.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Ich lese meistens mehrere Bücher parallel. James Nestor „Breath“, Gabor Maté „The Myth of Normal“ und ­Andreas Pittler „Tinnef“ war die letzte Runde.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
So jemand wie Leonardo Da Vinci oder Gottfried Leibniz! Universalgenies, die in vielen Wissensgebieten ausgesprochen gut und produktiv waren, finde ich interessant. Ich möchte nicht tief in einem Spezialthema versinken und vom Rest der Welt keine Ahnung haben. 

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Ein Lebensmotto nicht, aber ein Jahresmotto. Das hängt davon ab, in welchem größeren Kontext ich mich in einem Jahr befinde. Manchmal kann ich es erst im Nachhinein benennen. Letztes Jahr war es „Ecken und Kanten zeigen“, weil ich zur falschen Zeit zu nett war.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Ich habe früh gelernt, dass ich nicht tauschen möchte! Ein Leben, das nach außen hin toll und aufregend wirkt, ist vielleicht doch nur eine Fassade. Ich bleibe also ich.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Dass Dinge nicht eingetreten sind, die mir prophezeit wurden. Und ich erinnere mich gut an den Kauf des Unternehmens Miraplast. Das war der größte Deal, den ich je gemacht habe. Und dann an den Moment, als ich diesen Kauf abbezahlt hatte. Da ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Ich kann mich auch an den ersten Flug als Pilot erinnern – unglaublich.

Was ist das Verrückteste, das Sie je getan haben?
Das halte ich für sehr relativ. Aber mit einer Kunstflugmaschine ein Spezialtraining zu machen und kopfüber aus dem Himmel zu fallen, fällt wohl in diese Kategorie.

Worüber haben Sie zuletzt ­gelacht?
Über mich selbst.

Gibt es etwas, das Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Mehr Risiko nehmen und mich freuen, wenn es aufgeht bzw. überrascht sein, was alles geht. Mir ist aber meine Verantwortung bewusst. Das macht etwas feige.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Ich kann Konsumenten Produkte geben. Kann für Kunden arbeiten, an Dingen, die sie nicht können. Ich kann Menschen Arbeit geben. Ich kann jeden Tag mit Menschen zusammenarbeiten. Und letzten Endes kann ich meine Ideen umsetzten. 

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann?
Ich bin im Jahr des Tigers geboren! Also ein Tiger. Der ist kraftvoll und sehr elegant. Sonst am ehesten ein Adler. Er fliegt wie ein Gott.


ZUR PERSON
Kunststoff im Blut
Mag. Markus Brunnthaler, Jahrgang 1974, absolvierte die Abteilung Kunststofftechnik am Technologischen Gewerbemuseum (TGM) in Wien und studierte Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien sowie der State University in San Diego. 2012 wurde ihm der Ernst-Schmitz-Preis verliehen, der von der Gesellschaft zur Förderung der Kunststofftechnik (GFKT) an junge Kunststofftechniker:innen vergeben wird. Seit 2005 ist er Eigentümer und Geschäftsführer der ­Firma Miraplast, die unter den Marken MiraHome und ­MiraTech sowohl den ­Bedarf der End­konsumenten an Küchen- und Haushaltsprodukten aus Kunststoff deckt, als auch Unternehmenskunden mit der Entwicklung von Kunststoff-Spritzgießteilen, dem Bau von Spritzgießwerkzeugen sowie der Serien­produktion unterstützt.