Investitionsspritze für den Standort.

NEW BUSINESS - NR. 7, SEPTEMBER 2017
Die Pharmaindustrie repräsentiert eine der zukunftsträchtigsten Branchen des Landes. © Pixabay

MSD Animal Health, Boehringer Ingelheim, Sigmapharm und Merck: Die pharmazeutische Industrie bekräftigt mit neuen Niederlassungen ihr Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort.

Anfang August gab MSD Animal Health, die Tiergesundheitssparte des US-Pharmakonzerns Merck, bekannt, seine Produktion in Österreich zu erweitern. Der Konzern übernimmt den ehemaligen Baxter-Standort in Krems an der Donau. Der Standort wurde im Vorjahr von der Baxter-Nachfolgefirma Shire geschlossen. MSD will in den kommenden Jahren rund 220 Mio. Dollar (185 Mio. Euro) in den Ausbau investieren und bis zu 400 neue Arbeitsplätze schaffen. In Krems sollen vor allem Impfstoffe produziert werden. „Mit der Akquisition stellen wir uns für ein starkes langfristiges Wachstum auf“, sagt Joseph Morrissey, Vizepräsident von MSD Animal Health. „Die pharmazeutische Industrie glaubt an den Standort Österreich. Dies wird mit der Ansiedelung von MSD Animal Health im niederösterreichischen Krems abermals bewiesen“, gratuliert Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber zur Standortwahl. Allein in diesem Jahr setzte die heimische Industrie zahlreiche Impulse für den Wirtschafts- und Forschungsstandort Österreich. „Die heimischen Unternehmen stiften mit ihren Investitionen für Jahrzehnte wirtschaftlichen Nutzen, der nachhaltig und maßgeblich zur Wertschöpfung Österreichs beiträgt“, so Huber weiter.

Beitrag zur Gesamtwirtschaft
Die Effekte der pharmazeutischen Industrie für Österreichs Gesamtwirtschaft sind beachtlich: So schafft die Industrie einen Beitrag von 2,8 Prozent des gesamten BIP, mit 18.000 direkt und 63.000 indirekt Beschäftigten macht die Branche zudem 1,7 Prozent der Gesamtbeschäftigung aus.
Damit die pharmazeutische Industrie weiterhin einen wesentlichen Beitrag zur Gesamtwirtschaft sowie zur Gesundheitsversorgung leisten kann, müssen entsprechende gesetzliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen geschaffen werden. „Die vergangenen Investitionen der Unternehmen sind alles andere als selbstverständlich. Ein industriefeindliches Umfeld, aber auch die im März erfolgten Eingriffe im ASVG erschweren die Standortstärkung Österreichs“, mahnt Huber. „Zudem strafen sie eine Industrie, die zum gesellschaftlichen sowie medizinischen Fortschritt massiv beiträgt.“
Für Pharmig-Präsident Martin Munte muss das Bewusstsein für den Standort im gesamten System weiter geschärft werden: „Es kann nicht oft genug betont werden: Politik, Industrie, Krankenkassen – wir sind der Standort Österreich. Investitionen sollten zunehmend aus förderlichen Rahmenbedingungen resultieren und nicht ausschließlich dem außergewöhnlichen Engagement der pharmazeutischen Industrie zu verdanken sein.“ (MW)

INFO-BOX
Die aktuellen Ansiedelungsprojekte der Pharmabranche: 

• Boehringer Ingelheim in Wien
Boehringer Ingelheim errichtet eine neue biopharmazeutische Produktionsanlage in Wien Meidling und schafft damit rund 500 neue Arbeitsplätze. Für das Projekt wurde eine Summe von fast 700 Mio. Euro (inklusive infrastruktureller Maßnahmen) bereitgestellt. Das ist die größte Einzelinvestition in der Geschichte des Unternehmens und die größte Firmeninvestition in Wien seit der Errichtung des General-Motors-Werks in Aspern 1979. In der neuen Anlage, die 2021 in Betrieb geht, werden künftig biopharmazeutische Arzneimittel mithilfe von Zellkulturen hergestellt.

• Sigmapharm: Von Wien ins Burgenland
Eine Betriebsansiedlung mit großem Zukunftspotenzial durfte die Gemeinde Hornstein im Burgenland verzeichnen. Der renommierte Arzneimittelhersteller Sigmapharm verlegt seinen Standort von Wien nach Hornstein. Die Ansiedlung von Sigmapharm markierte den Startschuss zur Erweiterung des Industriegebietes und soll weitere Unternehmen in die aufstrebende Marktgemeinde locken. Das international erfolgreiche Unternehmen ist spezialisiert auf die Herstellung flüssiger Arzneimittel und Medizinprodukte. Am neuen Standort ist die aseptische Herstellung von Nasensprays, Augentropfen oder Rachensprays vorgesehen. Ende 2015 war Baubeginn, insgesamt sollen bei Sigmapharm in den nächsten Jahren bis zu 100 Arbeitsplätze geschaffen werden. Mitte 2018 soll der Probebetrieb starten.

 Merck eröffnete neues Werksgebäude in Spittal
Merck, ein führendes Wissenschafts- und Technologieunternehmen, hat im Juni die umfassende Erweiterung des Produktionsstandorts Spittal an der Drau in Kärnten/Österreich gefeiert. Das Unternehmen eröffnete einen 4.500 m² umfassenden Neubau mit Produktions-, Büro- und Technikflächen. Die Werkserweiterung ermöglicht es dem größten Industriearbeitgeber im Bezirk Spittal a. d. Drau, das Produktionsvolumen ab 2017 von 2,2 auf drei Milliarden Tabletten pro Jahr zu steigern. Das 7,5 Millionen Euro teure Bauprojekt wurde seit 2015 umgesetzt und ist ein wichtiger Schritt für ein nachhaltiges Standortwachstum. 2017 noch soll ein neues Labor für Produktentwicklung entstehen, um die Innovationsführerschaft im Bereich Tabletten und Salben noch weiter ausbauen zu können