COACHING-ZONE
Was haben wir in der Pandemie gelernt? Lernen
müssen? Was war – trotz allem – gut und nützlich?
Und: Was wollen/sollten wir wieder loswerden?
Back 2 Business. Back 2 Normal?
V or ziemlich genau einem Jahr war der erste
42 NEW BUSINESS | JUNI 2021
Lockdown vorüber. Wir sprachen damals
nicht vom „ersten“ Lockdown, weil wir
dachten, es wäre DER Lockdown gewesen,
und – als hätten wir einander beschwören wollen – wir
sagten: Einen zweiten Lockdown kann es einfach nicht
geben – das halten die Menschen nicht aus und die
Wirtschaft schon gar nicht. Mittlerweile wissen wir es
besser …
Wir wissen nicht nur, dass es auch mehrere Lockdowns
geben kann,
sondern auch, dass es
mehrere verschiedene
Impfstoffe gibt, deren
PR-Konzepte unterschiedlich
gut funktionieren.
Und dass
es auch neue Vokabel
gibt, die wir vor zwei
Jahren nicht einmal
erahnen konnten. Ich
sage nur „Impfneid“.
(An der Wellenlinie,
die mein Rechtschreibprogramm
unter dieses Wort macht, erkenne ich: Es ist
wirklich ein neues Wort.) Wenn wir nun – schrittweise
und wohldosiert – wieder in die früheren Arbeitsstätten
zurückkehren, wird sich vieles geändert haben.
Nach wie vor sollten wir einander nicht die Hände
schütteln. Nach wie vor ist Abstandhalten gescheit.
Und Maskentragen – dort, wo sich viele Menschen im
selben Raum aufhalten.
Zugleich werden nun wieder Tugenden möglich, die
wir schon vor dem Lockdown vernachlässigt haben:
Wenn uns etwas unklar ist, was der andere Mensch
sagt oder tut, sollten wir aufstehen und zu ihm hingehen
und fragen: „Wie hast Du das gemeint?“ Das ist übrigens
speziell bei Videokonferenzen, ohne die es wohl
nie wieder gehen wird, ganz besonders wichtig. Denn
nach wie vor gilt, dass die volle Wirkung der Kommunikation
nur bei 3D-Situationen entstehen kann.
Ein Bildschirm erlaubt uns nur das xierte Schauen
in eine Kamera und zeigt uns nicht das Zappeln der
Füße unter dem Tisch oder das Nesteln der Finger
unterhalb des Bildschirmrands. Wir sollten nicht vergessen,
dass Remote
Work eben nicht heimliches
Rasenmähen
und „of zielles“ Faulenzen
bedeutet, sondern
in Wirklichkeit
die Gefahr der Selbstausbeutung
nach sich
zieht, weil man eben
doch noch nach den
Spätnachrichten zum
Rechner geht, um das
nachzuarbeiten, was
wegen Homeschooling
und WLAN-Knappheit tagsüber nicht möglich war.
Die Führungskräfte wären gut beraten, die intensiver
getakteten Kommunikations-Slots mit den Teams
beizubehalten. Und die Teams sollten nicht vergessen,
wie schön es sein kann, beisammen zu sitzen und unbekümmert
ein Thema zu bearbeiten.
Und wir alle sollten niemals vergessen, was wir all
den P egekräften zu verdanken haben, die die Kranken
bis zum Umfallen durch die schwersten Zeiten begleitet
haben.
www.drsonnberger.com
DR. HANNES SONNBERGER, DR. SONNBERGER BUSINESS COACHING
Hannes Sonnberger war viele Jahre in führenden Positionen in Werbeagenturen tätig. Seit 2005 arbeitet er als
zertifi zierter Business-Coach mit den Schwerpunkten Führung, Konfl iktmanagement, Burnout-Prophylaxe und
Teamarbeit. Aktuell erschienen: „Tool Box – das beinahe ultimative Universal-Handbuch für Führungskräfte“.
Foto: Simon Klein • Illustration: pch.vector/Freepik