Besucher-Rekord mit 380 Teilnehmer:innen beim 8. VÖSI SOFTWARE DAY. © VÖSI/APA Fotoservice/Jana Madzigon
Rund 380 Teilnehmer:innen waren am 29. Jänner beim 8. VÖSI Software Day in der Wirtschaftskammer Österreich mit dabei.
"Road to 2030 – Nachhaltigkeit, Resilienz und KI als Treiber in eine Software-basierte Zukunft" war das Thema des 8. Software Day des VÖSI (Verband Österreichischer Software Innovationen). Rund 40 Sprecherinnen und Sprecher haben ihre inhaltlichen Impulse zu den drei Top-Themen der Branche gegeben.
Das Flagship-Event der heimischen Software-Branche wurde durch Gastgeber Alfred Harl, Obmann des Fachverbands UBIT, und VÖSI-Präsidentin Doris Lippert eröffnet. Lippert ist seit Dezember 2024 die erste Frau an der Spitze des VÖSI und Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich. Harl lobte in seiner Eröffnungsrede das "Erfolgsprojekt WOMENinICT" im VÖSI und verwies auf das große Potenzial der Frauen für die Branche, "auf das wir nicht verzichten dürfen". Gleichzeitig sei es ganz entscheidend, Bildung, Schulen, Universitäten und Innovation zu fördern.
Doris Lippert ergänzte: "Technologie ist der Wegbereiter in Richtung 2030. Innovationen bestärken uns auf diesem Weg. Da sind wir gut in der österreichischen Software Industrie. Da müssen wir fortsetzen und die Veränderung gemeinsam vorantreiben. Die ICT Industrie ist ein stark expandierender Sektor und bereits einer der größten Arbeitgeber in diesem Land. Unsere Branche und trägt wesentlich zum wirtschaftlichen Erfolg Österreichs bei." Das sei allerdings in der Politik zu wenig beachtet, kritisierte Lippert und stellte folgende VÖSI-Forderung: "Wir brauchen und fordern ein Digitalisierungsministerium – das Thema Digitalisierung darf keinesfalls vernachlässigt werden." Themen wie Nachhaltigkeit, Resilienz und künstliche Intelligenz spielen heute und auch im Hinblick auf die nächsten Jahre eine große Rolle und waren der "rote Faden" des Software Day.
Highlights beim Software Day
Microsoft Österreich General Manager Hermann Erlach gab einen Einblick, wie künstliche Intelligenz (KI) in Österreich heute und morgen in der Praxis eingesetzt werden kann und welche Veränderungen sich dadurch ergeben. Durch den Einsatz von KI könne die Wertschöpfung in Österreich um rund 18 Prozent gesteigert werden, zitierte er eine aktuelle Economica-Studie.
Christian Huter, Leiter für Innovation beim ÖAMTC, beleuchtete, wie die Mobilität in den nächsten Jahren zunehmend von IT und Software geprägt sein wird, etwa durch die zunehmende die Digitalisierung in Fahrzeugen, die Vernetzung in der Mobilität, die Förderung emissionsfreier Verkehrstechnologien, die Entwicklung von Smart Mobility oder Shared-Car-Konzepten.
Weitere hochkarätige Sprecher waren Eva Eggeling (Direktorin, Fraunhofer Austria), Christoph Heichinger (Head of Sales, ACP Cubido Digital Solutions), Felix Wegner (Solutions Architect, AWS), Monika Herbstrith-Lappe (CEO Impuls & Wirkung) sowie Noel Lorenz aus Berlin (CEO, Mindverse), Franz Hillebrand (ehem. CIO SIGNA, jetzt CEO Tesofy) sowie Saskya Lippert (Product Manager Business Innovation) und Manuel Moser (Director Digital Innovation & Software Engineering, beide CANCOM).
Fach-Panel-Gespräche mit hochkarätiger Besetzung
Der Software Day bot darüber hinaus auch drei Fach-Panel-Gespräche mit hochkarätiger Besetzung. Den Auftakt machte das Panel zum Thema "Roadmap 2030 – no success without software". Gleich vier IT-Leader sprachen über aktuelle Projekte und IT-Trends in ihrem Bereich und ihrer Branche: Karin Wegscheider, (CIO ÖBB Personenverkehr), Astrid Zöchling (CIO im ORF), Elisabeth Müller (Head of IT Infrastructure bei der Mayr Melnhof Gruppe) sowie Alexander Hochmeier (CIO beim Flugzeugteile-Produzenten FACC), moderiert von Michael Dvorak, Herausgeber von CIDO Guide und it&tbusiness. Resilienz ist in Zeiten von Krisen und erhöhten Cyber-Angriffen für alle ein großes Thema oder wie es Astrid Zöchling vom ORF ausdrückte: "Der Anspruch ist, dass der ORF auch im schlimmsten Katastrophenfall weiter senden kann und in Betrieb bleibt – da unterstützt Software natürlich sehr dabei." Resilienz bedeutet aber auch, "dem Fachkräftemangel zu begegnen. Wir schauen, dass wir unsere Experten selbst ausbilden, die auch aus anderen Bereichen kommen. Wir haben aktuell rund 50 Prozent Quereinsteiger und Umsteiger, wichtig ist das Prozesswissen, dass sie mitbringen." Karin Wegscheider betonte: "Wir brauchen Resilienz auf der einen und Flexibilität auf der anderen Seite – aber letztlich geht es um Stabilität im Eisenbahn-Betrieb und da ist Software ein ganz wesentlicher Faktor." Beim Thema KI gaben sich die IT-Leiter pragmatisch. Man müsse nicht alles gleich sofort mitmachen. Weitaus besser sei es, sich zu fragen, wo kann ich KI wirklich sinnvoll einsetzen?
Im Panel-Gespräch zum Thema "Cyber Security und Software Development" diskutierten Otto Brechelmacher (AIT Austrian Institute of Technology), Manfred Pascher (MP2 IT Solutions), Natalia Petrova-Korudzhiyski (msg Plaut) und Daniel Siegl (Syntevo und LieberLieber Sofware), moderiert von Martin Szelgard vom Report Verlag. Brechelmacher brachte die Thematik gut auf den Punkt: "Es geht darum, in einem System möglichst früh, Cyber-Bedrohungen zu erkennen, das heißt Security by Design ist ganz wichtig." Empfehlung der Panel-Sprecher: Software Testing ist im gesamten Software Entwicklungsprozess wichtig. Entscheidend ist darauf zu achten, welche Auswirkungen ein Fehler im System hat. Daher sei es so wichtig, sich die Auswirkungen vor Augen zu führen: Geht es nur um Reputation oder kommen dabei Menschen zu Schaden?
Im Panel "Digital Twins, Simulation & Extended Reality” sprachen Markus Murtinger (AIT Austrian Institute of Technology), Oberst Manfred Mörtl (Bundesministerium für Landesverteidigung) sowie XR-Forscherin Katharina Krösl (TU Wien), moderiert von Rudolf Felser (New Business Verlag) über die vielfältigen Möglichkeiten dieser Technologien, die sich gerade rasant entwickeln. Vorteile wie Kosten- und Ressourceneinsparungen machen XR und Simulation etwas im militärischen Bereich für Training und Ausbildung, aber auch für Instandhaltung und Wartung bis hin zu Produktionsplanung zu interessanten, zukunftsweisenden Lösungen. Katharina Krösl brachte einen weiteren Aspekt mit ein. Sie beschäftigt sich in der Forschung und mit ihrem Startup XR Eye damit, wie Sehbehinderungen in VR und AR simuliert werden können.
Jubiläum: Fünf Jahre WOMENinICT
Ein besonderes Highlight war das "Geburtstagsfest" von WOMENinICT. Die VÖSI Special Interest Group (SIG) WOMENinICT feierte am Software Day ihr 5-jähriges Jubiläum. WOMENinICT will mehr Mädchen und Frauen für die ICT-Branche begeistern und macht Frauen mehr sichtbar. Ziel ist es, Chancengerechtigkeit und Diversität in der Branche zu verbessern.
Im Februar 2020 hatte Christine Wahlmüller-Schiller vom AIT Austrian Institute of Technology das Netzwerk initiiert und mit einem Kick-off bei IBM begründet. Bis heute sind alle sechs Gründerinnen mit an Bord. VÖSI-Präsidentin Lippert überreichte an WOMENinICT-Leiterin Christine Wahlmüller-Schiller und die Gründerinnen Gerlinde Macho (MP2 IT Solutions), Brigitte Rafael (Avanade), Orsolya Nemeth (ÖBB), Salome Wagner (Novel Marketing) und Bettina Hainschink (Conect) Pokale. Für jede WOMENinICT Botschafterin gab es zudem eine Urkunde für das Engagement. Anschließend wurde das Jubiläum mit einer großen WOMENinICT-Geburtstagstore gefeiert.
Der Erfolg des Netzwerks ist beeindruckend: Mittlerweile sind über 150 WOMENinICT-Botschafterinnen auf allen Karriere-Levels aktiv und engagieren sich im WOMENinICT Mentoring-Programm Grace, im Bildungsbereich und bei Schulveranstaltungen, als Sprecherinnen auf Fachkonferenzen sowie als Rolemodels bei Berufsorientierungs-Events. Einmal pro Monat findet ein WOMENinICT-Frühstückssalon statt, zu dem alle Botschafterinnen eingeladen sind, wobei inhaltlicher Austausch und Netzwerken optimal kombiniert werden. WOMENinICT wurde dafür vom Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft 2024 mit dem equlitA-Award ausgezeichnet.
Impact.ai siegt bei der VÖSI Startup Challenge
Höhepunkt des Nachmittags war die VÖSI Startup Challenge. Daran waren sechs heimische AI Startups beteiligt: Textshine, Totoy, Impact.ai, Mytalents.ai, Globezero und Leftshift One. Eine hochkarätige Jury unter Leitung von Florian Slezak von Microsoft kürte das Linzer Startup Impact.ai zum Sieger der Startup Challenge. Impact.ai hat eine AI Produkt- und Management-Plattform entwickelt, die es KI-Teams erleichtern soll, ihre KI-Lösung zu analysieren und zu verbessern – für besseren Impact bei den Usern. Den Publikumspreis gewann Totoy (KI basierte Übersetzung von offiziellen Dokumenten z.B. Behördenbriefen und Erklärung in einfacher Sprache).
Neben dem Vortragsprogramm wurde auch heuer wieder ein Ausstellungsbereich angeboten. Zu den Partnern des Software Day zählten neben dem Fachverband UBIT die ACP Gruppe, CANCOM, AWS, A1 Digital, AIT Austrian Institute of Technology, ETC Enterprise Training Center, Expleo, InfraSoft, Microsoft, MP2 IT Solutions sowie Sparx Systems. Auch die fünf VÖSI Special Interest Groups Accessibility in ICT, Datenschutz, Enterprise Architecture Management (EAM), Safety & Security und WOMENinICT waren beim VÖSI Stand vor Ort.
Der Termin für das kommende Jahr steht bereits fest: am 19. Jänner 2026 findet der 9. VÖSI Software Day in der Wirtschaftskammer Österreich statt. (red.)
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