Liegt Erfolg nur an der „Unternehmerpersönlichkeit“ oder zählen auch andere Faktoren? © Cecilie S W/peopleimages.com - Adobe Stock

Elon Musk, Jeff Bezos oder Bill Gates gelten mit ihren Unternehmen und ihren Vermögen als Vorbilder für erfolgreiche Unternehmer:innen – und als Rolemodel für Unternehmerpersönlichkeiten.

Was haben Unternehmer:innen wie Elon Musk oder Jeff Bezos und die anderen Mitglieder der Forbes-Liste der reichsten Menschen an sich, dass sie Vermögen in dreistelliger Milliardenhöhe zusammentragen? Welche Eigenschaften sorgen dafür, dass Warren Buffet heute noch als Ikone der Geldanlage betrachtet wird? Eine häufige Antwort auf die Fragen nach den Geheimnissen hinter dem Erfolg solcher Unternehmer:innen lautet: Es ist ihre Unternehmerpersönlichkeit. Inzwischen hat die Ökonomische Psychologie jedoch eine andere Perspektive auf das Thema „Unternehmerpersönlichkeit“ eingenommen.

Typische Eigenschaften erfolgreicher Unternehmer:innen
Die psychologischen Ansätze, um die „Unternehmerpersönlichkeit“ zu erklären, drehen sich insbesondere um Aspekte wie die Leistungsmotivation, das Machtmotiv oder Unabhängigkeit geht. Die Faktoren finden sich nach wie vor in verschiedenen Ausprägungen in Ratgebern und werden mit diversen persönlichen Eigenschaften von erfolgreichen Unternehmer:innen in Verbindung gebracht.

Typische Zuschreibungen an eine Unternehmerpersönlichkeit, die es zu wirtschaftlichem Erfolg schaffen kann, sind beispielsweise:

Belastbarkeit: Unabhängig davon, ob es um Gründer:innen oder gestandene Unternehmer:innen geht, zählt eine hohe Belastbarkeit zu den grundlegenden persönlichen Voraussetzungen. Das betrifft verschiedene Bereiche, etwa die große Verantwortung für Unternehmen und Mitarbeiter:innen, hoher Arbeitsaufwand, Termindruck oder auch die Angst vor dem Scheitern.

Kreativität: Weltverändernde Ideen sind vielen Fällen der Grundstein für einen internationalen Erfolg. Produkte, Designs oder Dienstleistungen – wenn sie sich aus der Masse des Wettbewerbs hervorheben, ebnen sie den Weg für erfolgreiche Unternehmer:innen: Bill Gates etwa hat mit Microsoft den Umgang mit Software revolutioniert, ähnliche wie es Steve Jobs mit technischen Produkten getan hat.

Die Voraussetzung ist allerdings, innovative Ideen entwickeln zu können und gleichzeitig den Mut aufzubringen, diese weiterzuführen. „Out-of-the-Box“-Denken und die Fähigkeit, immer wieder neue Denk- und Lösungsansätze zu entfalten, gilt als maßgeblicher Faktor für unternehmerischen Erfolg. Aus diesem Grund werden viele erfolgreiche Unternehmer:innen als Visionäre gehandelt – weil sie mit ihren Ideen weiter sehen als die meisten anderen Menschen.

 Durchsetzungsfähig, tough, mit klarer Vision: Diese Attribute werden „Unternehmerpersönlichkeiten“ zugeschrieben. © Jacob Lund/Adobe Stock


Risikobereitschaft:
Ein Unternehmen von Grund auf aufzubauen oder eine Marke völlig neu zu erfinden und auszurichten erfordert nicht nur ein hohes Maß an Resilienz und Kreativität. Es braucht außerdem die Bereitschaft, die damit verbundenen Risiken einzugehen. Schließlich gibt es für Neugründungen keine Erfolgsgarantie und gleiches gilt für Marken-Relaunches oder strategische Neuausrichtungen von Konzernen.

Abgesehen davon müssen Unternehmer:innen sich immer mit den Risiken ihrer Branche oder den allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen befassen. Wer Erfolg haben will, darf sich davon allerdings nicht einschüchtern lassen. Denn Veränderung gehört auf allen Unternehmensebenen zu den größten Herausforderungen, die der PwC 27th Annual Global CEO Survey zeigt.

Durchsetzungsvermögen: Eigene Ideen und große Motivation führen trotzdem nicht zum Erfolg, wenn das Durchsetzungsvermögen fehlt. Die Vorstellungen und Ziele müssen schließlich nicht nur häufig gegen Widerstände, sondern vor allem im täglichen Kontakt mit Mitarbeiter:innen, Kunden:innen, Geschäftspartner:innen, Zulieferern, Banken und zahlreichen anderen Personen und Institutionen vertreten werden.

Überzeugungskraft zeichnet deshalb erfolgreiche Unternehmer:innen aus, weil sie ihre Vision vom Produkt, Angebot oder dem zukünftigen Weg des Unternehmens durchsetzen können.

Die Geschichte vom „Selfmade-Man“
Hinter dieser Vorstellung der Unternehmerpersönlichkeit steckt viel von dem Topos des „Selfmade-Man“, weil es dafür auch oft genug Überschneidungen mit den Biografien der betreffenden Personen gibt. Dazu zählen beispielsweise die bescheidenen Anfänge in einer Garage, aus der mächtige Global Player entstanden.

Steve Jobs hat unter solchen Voraussetzungen die ersten Exemplare seiner Apple-Computer zusammengebaut, gemeinsam mit Adoptivschwester Patricia und seinem Freund Steve Wozniak. Die Firmengründung 1976 legte dann den Grundstein für eine der wertvollsten Marken der Welt.

Keine 20 Jahre später, wenn auch an anderer Stelle, wiederholte Jeff Bezos diese Geschichte und gründete 1994 Amazon – ebenfalls in einer Garage. Bereits drei Jahre später geht der Online-Marktplatz an die Börse, nach Schätzungen wächst das Vermögen von Bezos täglich um fast eine Milliarde Dollar. Inzwischen greift der heute 60-jährige Multimilliardär nach den Sternen.

Persönliche Voraussetzungen und unternehmerischer Erfolg gelten wegen solch prominenter Beispiele nach wie vor als eng miteinander verbunden. Dabei ist nicht nur der Unternehmenserfolg auf die Persönlichkeit zurückzuführen, sondern ebenso das private Vermögen. Wie die Forbes-Liste zeigt, wird der Erfolg von Unternehmer:innen nicht zuletzt an ihrem privaten Vermögen gemessen.

Erfolgreiche Unternehmer:innen verdienen ihr Vermögen nicht nur
Die Geheimnisse erfolgreicher Unternehmer:innen beschränken sich allerdings nicht nur darauf, wie sie zu diesem Vermögen kommen. Ein wesentlicher Faktor ist außerdem die Frage: Wie behalten diese Menschen ihr Vermögen?

Die Eigenschaften einer Unternehmerpersönlichkeit könnten auch in diesem Kontext Antworten liefern, zumal die Kandidat:innen der Forbes-Liste der reichsten Menschen passende Beispiele liefern. Beispiele im Übrigen, die nicht nur für mehrfache Milliardäre mit internationalen Großkonzernen relevant sind:

Elon Musk gilt nach wie vor als Unternehmer, der das Risiko nicht scheut und frühere Erfolge dazu nutzt, um neue Ziele anzustreben. So hat er etwa den Verkauf des Bezahldienstes PayPal genutzt, um SpaceX, Tesla Motors oder SolarCity auf den Weg zu bringen.

Warren Buffett, CEO von Berkshire Hathaway und bekannt als das „Orakel von Omaha“, ist mit seinen inzwischen 94 Jahren das beste Beispiel für unternehmerische Ausdauer. Anders als viele Investoren setzt Buffett weniger auf Risiko und mehr auf Kontinuität. Statt riskanter Anlagen füllt er stattdessen die Reserven von Berkshire Hathaway. Trotzdem ist der legendäre Investor auch für Überraschungen bekannt, wie zum Beispiel mit dem Verkauf von Apple-Aktien im August 2024.

Unternehmerischer Erfolg und persönliches Vermögen sind an viele Faktoren geknüpft – nicht nur an individuelle Eigenschaften. © alfa27/Adobe Stock


Dass Unternehmer:innen wie Musk, Buffett und viele andere nicht nur unternehmerisch erfolgreich sind, sondern auch privat über ein großes Vermögen verfügen, hat ebenfalls verschiedene Gründe. Ein wichtiger dürfte sein, dass die Vermögensverwaltung schlussendlich nicht allein auf persönlichen Eigenschaften beruht. Über Jahrzehnte hinweg ein Vermögen aufzubauen, zu erhalten und bestenfalls noch zu vergrößern, ist in der Regel der Zusammenarbeit mit fachkundigen Experten geschuldet, die über fundiertes Know-how und die Instrumente verfügen, um finanzielle Risiken und Möglichkeiten bestmöglich abzuschätzen.

Daneben gibt es andere Beispiele, wie sich Vermögen aus unternehmerischen Erfolgen langfristig erhalten lässt. Bill Gates etwa zählt zu den Multimilliardären, die mit ihrem Geld Stiftungen gründen oder unterstützen. Auch hierbei handelt es sich um eine Art, das Geld sprichwörtlich „für sich arbeiten zu lassen“ – nur, dass es genau genommen für andere arbeitet und anderen Menschen zugutekommt.

Hinter dem Erfolg steckt mehr als die Unternehmerpersönlichkeit
Die Anekdoten rund um die reichsten Menschen der Welt scheinen in vielen Fällen sehr das „From Rags to Riches“-Motiv der US-amerikanischen Wirtschaft zu untermauern. Damit bestätigen sie auf den ersten Blick zugleich das Bild der zielstrebigen Unternehmerpersönlichkeit, die sich den Erfolg selbst erarbeitet hat. Dennoch richten neuere Forschungsansätze der Ökonomischen Psychologie den Fokus weniger auf individuelle Eigenschaften als auf das Zusammenwirken vieler Faktoren.

Unterstützung und Mitarbeit von Freunden und Familien etwa zählen zu den sogenannten Kontextfaktoren. Im Fall von Jeff Bezos waren es die Eltern, die den damals 30-jährigen bei der Gründung als erste Investoren unterstützten. So groß der persönliche Verdienst und das persönliche Vermögen solcher Unternehmer:innen sein mögen: Sie sind letztlich auch auf gemeinschaftliche Anstrengungen und äußere Faktoren zurückzuführen.

Beispiele hierfür lassen sich unter den 25 jüngsten Milliardäre der Forbes-Liste finden. Denn nicht wenige der Milliardäre unter 30 Jahren haben ihr Vermögen nicht durch eigene geschäftliche Tätigkeiten erworben, sondern geerbt.

Das Centre for Policy Studies in London etwa hat in einer Studie außerdem analysiert, dass die Chancen, mit einer Geschäftsidee zum Milliardär zu werden, je nach Land stark variieren. Bezogen auf die Einwohnerzahl ist die Dichte an „Super Entrepreneurs“ mit milliardenschweren Geschäftsideen in Hong Kong im internationalen Vergleich am höchsten. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen Israel und die USA. Österreich belegt nach der Londoner Studie Platz 22. Hinter den Erfolgsgeheimnissen der Top-Unternehmer:innen steht also immer eine Vermengung verschiedener Faktoren – unter denen die Unternehmerpersönlichkeit nur einer ist. (Autor: Steffen Diermüller)