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Jackie Zhang, CEO von Huawei Technologies Austria © Huawei/Sebastian Reich

Jackie Zhang, CEO von Huawei Technologies Austria, im Interview über die Auswirkungen von Corona, Homeoffice und Maßnahmen zum Schutz und zur Unterstützung von Mitarbeitern und Kunden.

Seit Oktober 2019 hat Huawei Technologies Austria mit Jackie Zhang einen neuen CEO. Der gebürtige Chinese bringt mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Telekommunikationsbranche sowie umfangreiches Know-how im Bereich Vertrieb und Marketing mit, zuletzt als Direktor der Carrier Network Business Group von Huawei in Polen.
Einen gemütlichen Einstand hatte er nicht gerade: Schon wenige Monate nach seinem Amtsantritt fand sich Zhang in einer außergewöhnlichen Situation wieder, als das ganze Land – wie auch der Rest der Welt – plötzlich in den Ausnahmezustand versetzt wurde. NEW BUSINESS hat den Familienvater in seinem erst zweiten Interview in Österreich unter anderem gefragt, wie er im Namen von Huawei mit Homeoffice, Lockdown & Co. hierzulande umgegangen ist, wie das Unternehmen seine Mitarbeiter und Kunden in dieser Zeit unterstützt hat, aber auch, welche Auswirkungen die Krise für ihn persönlich hatte und hat.

Wie hat Huawei in Österreich auf die Corona-Krise und die von der Regierung getroffenen Maßnahmen reagiert?
Zunächst einmal freue ich mich auf ein möglichst baldiges Ende der Epidemie, und hoffe die Patienten können sich erholen. Das Virus erinnert uns erneut daran, dass wir in einer Welt leben, in der unsere Schicksale miteinander verbunden sind. Angesichts der gemeinsamen Herausforderungen sollten wir vereint zusammenarbeiten. Das Virus kennt keine nationalen Grenzen und unterscheidet nicht zwischen Rasse, Hautfarbe und Wohlstand. Meiner Meinung nach hat die österreichische Regierung sehr schnell reagiert und mit den konsequenten, aber notwendigen Maßnahmen viele Leben gerettet. Ich habe mit vielen Kunden und Partnern gesprochen und sie sind alle sehr zufrieden damit, wie sie mit der Situation umgeht.

Haben Sie Ihre Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt?
Selbstverständlich. Wir haben alle Vorschriften der österreichischen Regierung sehr genau befolgt und unsere Mitarbeiter im März sofort ins Homeoffice geschickt.

Wie ist Huawei vor der Krise mit Homeoffice umgegangen? War es eine große Umstellung für das Unternehmen?
Vor der Corona-Krise hatten wir natürlich auch schon Regelungen für Homeoffice, aber nicht für alle Mitarbeiter. Man musste sich dafür anmelden. Das Maximum waren ein bis zwei Tage pro Woche. Als dann die Krise begann und die österreichische Regierung ihre Homeoffice-Empfehlung ausgegeben hat, haben wir sofort alle Mitarbeiter zur Arbeit nach Hause geschickt.

Welche Vorkehrungen haben Sie, außer Homeoffice, noch getroffen?
Seit Beginn der Epidemie hat Huawei eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, wie z.B. die Verteilung anti-epidemischer Mittel, wie Desinfektionsmittel, auf dem Campus, einen täglichen Online-Gesundheits-Check für die Mitarbeiter – natürlich sind diese Daten geschützt und in Österreich gespeichert – und die Beschaffung von Masken, Schutzanzügen, Handschuhen und Schutzbrillen, um die Sicherheit der Mitarbeiter zu gewährleisten.
Schon seit der Gründung gehört es zur Strategie von Huawei, dass die Gesundheit unserer Mitarbeiter an erster Stelle steht – erst dann kommt die Arbeit. Das befolgen wir strikt. Wir hatten in Österreich keinen einzigen Fall unter den Mitarbeitern. Ich kann also mit Stolz sagen, dass alle Mitarbeiter von Huawei Austria sehr gesund sind, von zu Hause arbeiten und weiterhin für unsere Kunden und Partner da sind.
Huawei konnte auch medizinische Hilfsgüter wie Masken an Dutzende von Ländern spenden. In Österreich haben wir 150.000 Masken, 70.000 Handschuhe und 3.000 Schutzbrillen gespendet.

Wie haben Sie Ihre Mitarbeiter im Homeoffice unterstützt?
Alle unsere Mitarbeiter erhalten High-End-Laptops, damit sie ihre Arbeit zu Hause fortsetzen können, und wir nutzen verschiedene IT-Tools wie WeLink, eSpace und noch einige mehr, um alle Mitarbeiter einfach und zu 100 Prozent sicher miteinander zu verbinden. Wenn Probleme auftauchen, steht unser IT-Helpdesk 24 Stunden am Tag an 7 Tagen die Woche zur Verfügung. Wenn wir doch Mitarbeiter zu unseren Kunden schicken müssen, dann statten wir sie mit schützenden Masken, Handschuhen, Anzügen und Brillen aus unserem Vorrat aus.
Wir haben auch eine sehr große Anzahl von Instant-Nudelsuppen und Snacks für unsere Mitarbeiter gekauft, für den Fall, dass sie für eine Weile im Büro arbeiten wollen, da vor Mitte Mai keine Restaurants oder Kantinen zur Verfügung standen.

Wird dieser Helpdesk von Huawei selbst betrieben?
Ja. Er ist in Rumänien ansässig, damit alle Daten auf Servern in Europa bleiben.

Ist das derselbe Helpdesk wie für Ihre Kunden?
Ja.

Was waren die größten Hindernisse beim Wechsel vom Büro zum Homeoffice?
Ich würde es vielleicht nicht Hindernisse nennen, aber obwohl wir mit allen Kolleginnen und Kollegen über Mobiltelefone oder Fernkonferenz-Tools kommunizieren können, ist es immer noch nicht dasselbe, wie ein persönliches Gespräch. Das Team-Feeling ist ein anderes. Wir sind menschliche Wesen in einer Gemeinschaft die zusammenarbeitet. Dieses Feeling stellt sich auf diesem Weg nicht so leicht ein. Ich sehe es nicht wirklich als Hindernis, es ist mehr eine Sache der Wahrnehmung. Ich denke, wenn sich die Augmented Reality- und Virtual Reality-Technologien weiterentwickeln, werden solche Dinge der Vergangenheit angehören.

Es gibt einen neuen Ausdruck, der dazu passt: Zoom-Fatigue. Er beschreibt die Erschöpfung, die durch die langanhaltende Konzentration bei Videokonferenzen ausgelöst wird.
(lacht) Als ich von daheim gearbeitet habe war es nicht selten der Fall, dass auf dem Smartphone ein Meeting lief und auf dem Laptop ein anderes. Mehrere Meetings auf einmal. Wenn man dann auch noch wie ich zwei Kinder daheim hat, die beschäftigt werden wollen, ist das nicht einfach.

Darf ich fragen, wie alt die Kinder sind?
Es sind fünf Jahre alte Zwillinge, ein Mädchen und ein Junge.

Wie hat sich die Corona-Krise auf Ihr Geschäft in Österreich ausgewirkt?
Es ist noch schwierig, die exakten Auswirkungen auf Huawei oder Huawei Technologies Austria im Jahr 2020 abzuschätzen. Die Epidemie wird aber auf jeden Fall die gesamte Wirtschaft beeinflussen. Ich kann nur sagen, dass unsere Einnahmen in Österreich im ersten Quartal leicht gestiegen sind, und wir sind sehr zuversichtlich, dass sich dieser Trend fortsetzen wird.
Aus den weltweiten Betriebsergebnissen des ersten Quartals geht hervor, dass die verschiedenen Geschäftsbereiche des Unternehmens normal funktionieren und dass die Betriebsergebnisse insgesamt den Erwartungen entsprechen. Im ersten Quartal 2020 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 25,69 Mrd. US-Dollar, was einem leichten Anstieg von 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr und einer Nettogewinnmarge von 7,3 Prozent entspricht. In den letzten 10 bis 15 Jahren war Huawei allerdings ein quartalsweises Wachstum von rund 20 Prozent gewohnt. Aber trotz des außergewöhnlichen Drucks ist das Ergebnis sehr stabil und wir verzeichnen sogar ein leichtes Wachstum.
Gegenwärtig liegt der Schwerpunkt aber noch auf der raschen Wiederherstellung der Produktion, um die Kontinuität der zukünftigen Versorgung unserer Kunden und Partner zu gewährleisten – und natürlich auf dem Schutz unserer Mitarbeiter. Denn die Krise ist noch nicht ausgestanden.

Waren Sie zu Entlassungen gezwungen?
Nein, ganz im Gegenteil. Wir haben in Zeiten wie diesen niemanden gehen lassen – nicht einmal in Kurzarbeit – und den Markt weiter nach qualifiziertem Personal abgesucht. Während der Pandemie haben wir sogar insgesamt 14 neue Mitarbeiter in Österreich eingestellt. Die sehr solide Entwicklung unserer Einnahmen in Österreich und unsere langfristigen Pläne für diesen Markt erlauben uns, dies auch weiterhin zu tun.

Wie haben Sie Ihre Kunden in dieser Situation unterstützt?
Während der Krise ist der Voice Traffic bei den Netzbetreibern um rund 30 % gestiegen, der Daten-Traffic ist sogar um 40 % in die Höhe geschossen. Das hat die österreichischen Netze stark belastet. Wir haben gemeinsam mit den Betreibern dafür gesorgt, dass sie trotz des rasanten Wachstums des Internetverkehrs stabil und sicher funktionieren. Unter der Prämisse, die Sicherheit unserer Mitarbeiter zu gewährleisten, tragen wir also dazu bei, den Betrieb der österreichischen Kommunikationsnetze sicherzustellen. Unsere Mitarbeiter waren zum Beispiel in der Lage, unsere Kunden und Partner aus dem Homeoffice zu unterstützen. Wenn sich die Probleme nur vor Ort lösen ließen, haben wir unsere Mitarbeiter mit den schon erwähnten Maßnahmen geschützt. Durch die fortgeschrittenen, digitalen Remote Delivery-Möglichkeiten unserer Produkte können wir außerdem die Konfiguration, Erweiterung sowie das Testing und die Inbetriebnahme online durchführen. Diese Möglichkeiten bietet derzeit nur Huawei, speziell in dieser Periode waren sie von großem Vorteil. Wir konnten zum Beispiel mit unserem Partner Liwest dank unserer sehr fortschrittlichen Technologie und mittels Remote Delivery in nur zwei Monaten – von März an – das erste Stand-Alone-5G-Core-Netzwerk Österreichs aufbauen.

Die Hardware war also vor Ort und die Umstellung wurde remote durchgeführt?
Ja, mittels Remote Configuration, Remote Testing und Remote Commissioning. Wir hatten auch ein chinesisches Team, um uns mit seiner Expertise beim technischen Support zu unterstützen.

Wie haben Sie die „Rückkehr zur Normalität“ organisiert, jetzt, wo die Mitarbeiter wieder ins Büro kommen?
Wir haben unser Belegschaft in zwei Gruppen aufgeteilt, so dass jeder Mitarbeiter genügend Platz hat, um sich selbst und andere in seiner Umgebung zu schützen. Eine Gruppe ist im Büro, die andere Gruppe arbeitet zu Hause. Jeder Mitarbeiter muss die Desinfektionsmittel benutzen, die am Eingang zur Verfügung stehen, und er muss immer seine Maske tragen. Wir werden so lange damit fortfahren, bis wir hundertprozentig sicher sind, dass keine Gefahr besteht, alle zurück ins Büro zu bringen.

Glauben Sie, dass österreichische Unternehmen nach der Krise mehr Homeoffice zulassen werden und wie sieht es mit Ihrem eigenen Unternehmen aus?
Es ist sehr wahrscheinlich, dass österreichische Unternehmen nach der Krise mehr Homeoffice zulassen werden. Ich habe mit vielen Partnern und Kunden gesprochen, die vor der Krise befürchtet haben, Homeoffice würde die Effizienz verringern. Aber während Corona haben sie gemerkt, dass diese Befürchtungen unbegründet waren. Außerdem können sie durch mehr Homeoffice sogar ihre Betriebskosten senken.
Wir selbst werden definitiv die Reisetätigkeit reduzieren und stattdessen mehr Remote-Konferenzen abhalten.

Huawei betreibt in Wien auch ein eigenes Forschungs- und Entwicklungs-Zentrum. Wie geht die Arbeit voran?
Wir haben das Zentrum letztes Jahr gegründet, dafür ein 400 Quadratmeter großes Büro gemietet. Es liegt gleich hinter der UNO-City im Saturn-Tower (Anmerkung: die Österreich-Zentrale von Huawei liegt ebenfalls unweit der UNO-City im IZD-Tower in Wien 22). Huawei unterhält Forschungs- und Entwicklungskooperationen mit etwa zehn österreichischen Forschungseinrichtungen – wegen NDAs kann ich die Namen leider nicht offenlegen. In Zukunft werden wir die Zusammenarbeit mit lokalen Universitäten und Forschungseinrichtungen noch forcieren. Schon in diesem Jahr werden wir das F&E-Team voraussichtlich auf etwa zehn Personen erweitern.
Diese Einrichtung ist das F&E-Zentrum für Mittel- und Osteuropa von Huawei und wird seinen Bereich weiter ausbauen. Gegenwärtig konzentriert es sich hauptsächlich auf die Erforschung magnetischer Materialien, die sowohl in unseren Smartphones – zum Beispiel in den Lautsprechern – als auch in 5G-Equipment von Huawei eingesetzt werden sollen.

Warum haben Sie Österreich als Standort dafür gewählt?
Es gibt hier Forscher, die auf dieses Material spezialisiert sind. Österreich ist eines der besten Länder dafür. Wir unterstützen unsere Partner in diesem Bereich, aber wir werden nicht die Patente oder die Intellectual Property beanspruchen. Wir wollen nur das Recht haben, die Ergebnisse der Forschungen zu verwenden – selbstverständlich gegen entsprechende Zahlungen. Das ist ein Sharing-Modell. Wir kennen den Outcome der Forschungen in den kommenden Jahren noch nicht, aber wir haben den Willen zu investieren. Diese Zusammenarbeit mit Universitäten und Forschungseinrichtung läuft eigentlich schon seit 2015, aber seit 2019 gibt es auch das F&E-Zentrum.
Wir sehen Österreich nicht nur als Markt, sondern leisten auch unseren Beitrag. Wir sind Teil dieser Gesellschaft. Letztes Jahr haben wir zum Beispiel 14,5 Mio. Euro Steuern gezahlt. Unser Investment und Procurement in Österreich liegt bei rund 191 Mio. Euro in den letzten 5 Jahren.

Wie haben Sie persönlich die Krise und den Lockdown erlebt? Wie haben Sie Kontakt zu Ihrer Familie zuhause gehalten?
Ich bin ein bisschen ein Workaholic (lacht). Ich arbeite 6 Tage die Woche, 10 Stunden pro Tag. Das lässt wenig Zeit, um mit den Kindern zu spielen oder für Gespräche mit meiner Frau und der Familie. Aber im Homeoffice blieb mehr Zeit für solche Dinge. Das war schön – natürlich manchmal auch ein wenig laut. Die Familie ist dadurch noch enger zusammengerückt. Ich hatte dadurch auch mehr Zeit, um mit meiner Familie und meinen Eltern in China zu reden. Wir stehen jetzt regelmäßiger in Kontakt als früher.
Die Krise hat außerdem die Geschwindigkeit des Lebens etwas verlangsamt. Davor bin ich ständig hierhin und dorthin gelaufen, habe Kunden getroffen, mit Partnern gesprochen und hatte interne Meetings. Alles war fast schon zu schnell. Ich habe das Gefühl, jetzt mehr Zeit zum Denken zu haben.
Nicht zuletzt habe ich durch die Krise die Zerbrechlichkeit des Lebens gespürt. Viele Menschen haben wegen COVID-19 ihr Leben verloren. Ich habe das Gefühl, dass ich meine Familie, Freunde und Kollegen jetzt noch mehr als zuvor schätze. (RNF)

Zur Person:
Jackie Zhang, heute CEO von Huawei Technologies Austria, startete seine Karriere nach Abschluss seines Studiums an der Anhui University of Finance and Economics in der Abteilung Internationaler Vertrieb bei Huawei. 2004 wurde der gebürtige Chinese von Huawei nach Sri Lanka entsandt, wo er unter anderem Director of Maldives Market und als Key Account Director für Sri Lanka Telecom zuständig war. Von 2014 bis 2017 war Zhang stellvertretender General Manager von Huawei Vietnam, bevor er für den Konzern nach Europa wechselte: Der Telekommunikations-Experte war zuletzt als Direktor der Carrier Network Business Group in Polen tätig.
www.huawei.com