Need for hybrid

NEW BUSINESS Guides - BILDUNGS- & KARRIERE-GUIDE 2022
Der Wunsch nach hybridem Arbeiten ist hoch wie nie. © Adobe Stock/TarikVision

Flexibilität ist Trumpf, auch im Job. Mitarbeiter:innen wollen es sich aussuchen können, wo sie arbeiten – sonst wechseln sie statt des Arbeitsorts gleich den ­Arbeitgeber ...

... In Zeiten von Fachkräftemangel und dem „War for Talents“ sind Firmen gut beraten, sich darüber Gedanken zu machen.

Lange Zeit verstand man unter „Flexibilität im Job“ vor allem die Bereitschaft der Mitarbeiter, auch mal Überstunden zu leisten oder bei Bedarf kurzfristig einzuspringen. Das hat sich gewandelt. Schon vor Corona waren Remote Work, Homeoffice und mobiles Arbeiten ein viel diskutiertes Thema. Aber seit die ganze Welt, soweit möglich, ihre eigenen Erfahrungen mit dem „Außendienst“ gemacht hat, befinden sich die Diskussionen auf einer ganz neuen Ebene. Gefragt ist nicht Entweder-oder, sondern Sowohl-als-auch. Das Zauberwort lautet Hybrid Work, also ein flexibles Arbeitsmodell, das es erlaubt, an unterschiedlichen Orten zu arbeiten, zum Beispiel im Büro, zu Hause oder unterwegs.

Davon haben alle etwas
Eine Ende des vergangenen Jahres von Marketagent im Auftrag von Cisco durchgeführte ­Studie hat untersucht, wie und wo die Österreicher:innen künftig gern arbeiten wollen. Wenig überraschend: Sie hätten gern mehr Flexibilität und Mitspracherecht. „Über Homeoffice wurde seit Start der Covid-19-Pandemie vielfach diskutiert – aber das Konzept von Hybrid Work geht weit darüber hinaus. Es ist ein Modell, das jedes Teammitglied in das Zentrum der Gestaltung des Arbeitsalltags stellt und damit Engagement, Integration und Wohlbefinden fördert. Davon haben alle etwas“, so Hans Greiner, Geschäftsführer von Cisco Österreich. „Die Zukunft des Arbeitens kann damit flexibler, nachhaltiger und lebenswerter für alle gestaltet werden.“

43 Prozent der Befragten wünschen sich, dass mehr Arbeitgeber in Österreich Hybrid Work dauerhaft in ihren Betrieb einführen. An die Praktikabilität des Modells glauben Männer und Frauen gleichermaßen. Auch die junge Genera­tion ist von Hybrid Work überzeugt:

Bei der Jobauswahl wäre es rund jeder und jedem dritten 14- bis 39-Jährigen künftig wichtig, dass es die Option auf Hybrid Work beziehungsweise flexible Arbeitseinteilung gibt. Bezüglich ihrer Arbeitsweise sind sich die Befragten einig: Die Effi­zienz an verschiedenen Arbeitsorten hängt letztlich stark von der Tätigkeit ab, die sie ausführen. Ein fle­xi­bles Arbeitsmodell geht darauf optimal ein.

Für drei Viertel der Österreicher:innen sind die Chancen, die Hybrid Work eröffnet, ausschlaggebend, denn sie sehen die Möglichkeit, für Arbeitgeber tätig zu sein, die weiter entfernt sind, als größten Vorteil. Rund 70 Prozent freuen sich außerdem, wenn sie nach ihrem eigenen Rhythmus arbeiten und gesparte Zeit für persönliche Interessen nutzen können.

Außerdem schätzen Österreicher:innen die finanzielle Ersparnis: 74,4 Prozent wollen weniger Geld für Fahrtkosten ausgeben und dafür, auswärts essen zu gehen. Ebenfalls fast drei Viertel der Befragten sehen die Flexibilität als Vorteil, weil sie weniger Krankheitserregern ausgesetzt sind. Natürlich wird auch die Flexibilität in der Wahl der Arbeitsgarde­robe von einer großen Mehrheit geschätzt.

Keine Zusage ohne Homeoffice
In der rot-weiß-roten Jobrealität ist Hybrid Work allerdings noch nicht flächendeckend angekommen, wie eine im Mai veröffentlichte Online­­befragung des Jobportals karriere.at festgestellt hat. Schon beim Homeoffice hapert es oft. Nur eine knappe Mehrheit von 51 Prozent der rund tausend befragten Arbeitnehmer:innen darf von zu Hause aus arbeiten, immerhin rund jede und jeder Vierte hat die Möglichkeit, ortsunabhängig seine Aufgaben zu erledigen.

Geteilte Arbeitsplätze in Form von Shared Desks gibt es bei zwölf Prozent der Befragten. Andere Formen hybriden Arbeitens, wie Kreativ- oder Kollaborations­zonen, sind mit sieben Prozent gering vertreten. Ganze 43 Prozent sagen hingegen, dass ihnen aktuell gar keine Form des flexiblen Arbeitens gewährt wird.

Diese Zahlen stehen jedoch in Diskrepanz zu den Erwartungen der Arbeitnehmer:innen an Arbeit­ge­ber:innen. So würden sogar 47 Prozent der Befragten einen Job ablehnen, wenn dort kein Homeoffice angeboten wird. Für beinahe die Hälfte der Befragten (49 %) stellen geteilte Arbeitsplätze kein Hindernis dar, wenn es um einen neuen Arbeitsplatz geht.

„Das flexible Arbeiten wird in der modernen Arbeitswelt immer mehr zu einem Standardangebot. Für Arbeitnehmer:innen bedeutet es in erster Linie Flexibilität und kann auch positive Auswirkungen auf die Work-Life-Balance haben. 63 Prozent der von uns Befragten haben gute oder sehr gute Erfahrungen damit. Aus diesem Grund sind ihre Erwartungen an Arbeitgeber:innen in diesem Bereich entsprechend hoch“, kommentiert Georg Konjovic, CEO von karriere.at.

So zeigen internationale Studien wie der Microsoft Work Trend Index Report aus dem letzten Jahr, dass immer mehr Beschäftigte sowohl hybride Arbeitsweisen beibehalten als auch mehr Face-to-Face-Zeit mit ihren Teamkolleg:innen verbringen wollen.

Doch davon ist die österreichische Arbeitswelt relativ weit entfernt. Von Arbeit­geber:in­nenseite bleibt Homeoffice immer noch die ­häufigste Form des flexiblen Arbeitens: 62 Prozent der 185 befragten Unternehmens­vertre­ter:in­nen bieten es in ihrem Betrieb an. Andere Formen der hybriden Zusammen­arbeit stecken in Österreich immer noch in den Kinderschuhen: Nur elf Prozent der Unternehmen setzen auf geteilte Arbeitsplätze, 18 Prozent von ihnen erlauben mobiles Arbeiten, während zwölf Prozent Kreativ- und Kollaborationszonen bieten.

„Arbeitneh­mer:innen zeigen mehr Bereitschaft zum flexiblen Arbeiten als Unternehmen. Unsere Erfahrungen aus den letzten zwei Jahren zeigen, dass der Ausbau dieser Arbeits­formen nur dann wirksam ist, wenn gleichzeitig auch gezielte Maßnahmen seitens der Arbeitgeber:innen zur Förderung des Teamzusammenhalts gesetzt werden. Hier sehen wir, dass mittlerweile immer mehr von ihnen diese Problematik erkennen“, sagt Konjovic. Demnach setzen bereits 53 Prozent der befragten Unternehmen auf Maßnahmen zur Stärkung des Teamgefühls, 43 Prozent von ihnen investieren in Technologien und ­Ausstattung, die das ortsunabhängige Arbeiten fördern.

Flexibilität macht sich bezahlt
Cisco Österreich beispielsweise entwickelt bewusst keine klassische „Return to Office“-Strategie: Weltweit können Teams selbst entscheiden, wo und wie sie zusammenarbeiten, es gibt keine starren Regelungen. „Aus unserer Sicht ist die vielfach erwähnte ‚Rückkehr zur Normalität‘ bei Weitem nicht ausreichend. Was vor der Pandemie normal war, ist jetzt einfach nicht mehr gut genug. Arbeitsweisen müssen für Arbeitnehmer:innen geschaffen werden und nicht deren Anpassung an ein starres Modell erfordern. Damit Hybrid Work gelingt, sind Organisationen in Österreich gefragt, inklusive Arbeitsräume zu schaffen, Strukturen und Prozesse anzupassen und die entsprechende Technologie zur Verfügung zu stellen. Eine vertrauensvolle Unternehmenskultur ist die Basis dafür“, erklärt Cisco-Chef Hans Greiner. „Das hilft übrigens nicht nur den Mitarbeitenden: Im ‚War for Talents‘ macht sich eine hohe Flexibilität auch bezahlt. Mit Hybrid Work kann ein österrei­chisches Unternehmen zudem weiter entfernt Talente akquirieren – nicht nur in der eigenen Nachbarschaft.“ (RNF)