Akustik und Schallschutz leisten einen wesentlichen Beitrag zur störungsfreien Raumatmosphäre. © Fotostudio Franz Pflügl
Höchste Raumqualität für Spitzenforschung am Institute of Science and Technology
Entsprechend den hohen Anforderungen an die inhaltliche Qualität des Institute of Science and Technology (IST) soll auch die Architektur ihren Nutzern einen perfekten Rahmen und eine hochwertige Arbeitsumgebung bieten.
Wissenschaftsminister Heinz Faßmann und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner gaben mit der Leistungsvereinbarung 2018 bis 2020 im vergangenen Jänner ein klares Commitment für die weitere Unterstützung des Institute of Science and Technology (IST Austria) in Klosterneuburg ab.
„Das IST Austria ist ein Leuchtturmprojekt für Exzellenz, das dazu beiträgt, Österreich auf der internationalen Forschungslandkarte sichtbar zu machen. Vor zehn Jahren hat das IST seine Arbeit aufgenommen und konnte seitdem bereits beachtliche Erfolge erzielen. Heute geben wir den Anpfiff für die zweite Halbzeit, also die nächsten zehn Jahre, im Aufbauprozess. Wie in der 15a-Vereinbarung festgehalten, werden dafür insgesamt 1,35 Milliarden Euro, davon 988 Millionen vom Bund, zur Verfügung gestellt. Wir forcieren den Ausbau der Forschungsinfrastruktur und verdoppeln die Anzahl der Forschenden. Damit stärken wir den Forschungs- und Innovationsstandort Österreich nachhaltig und unterstützen den Weg des IST Austria zur Weltspitze“, so Faßmann.
Die Leistungsvereinbarung für den Zeitraum 2018 bis 2020 ist abgeschlossen und wird jetzt auf den Websites des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung sowie des IST Austria veröffentlicht. Für die nächsten drei Jahre stehen dem IST Austria 219 Millionen Euro zur Verfügung. „Mit dem Abschluss der neuen Leistungsvereinbarung wird ein neuer Meilenstein in der Entwicklung der Spitzenforschung in Niederösterreich gesetzt. Denn Forschungseinrichtungen wie das IST Austria stärken den Standort, machen unser Land attraktiv für Betriebsansiedelungen und sind ein Nährboden für hoch qualifizierte Arbeitsplätze. Zurzeit sind 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 60 Nationen am Institut tätig. Bis zum Jahr 2026 will das IST Austria über 1.000 Mitarbeiter beschäftigen“, betont Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, die sowohl dem Bundesministerium als auch dem IST Austria für die ausgezeichnete Zusammenarbeit ein großes Dankeschön aussprach.
Hauseigener Designer für räumliche Qualität
Als eine der jüngsten Forschungseinrichtungen des Landes kann das IST Austria in seiner noch jungen Geschichte auf zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen verweisen. Das hochwertige Arbeitsumfeld am Campus Klosterneuburg trägt wesentlich zum Wohlbefinden der Mitarbeiter bei und fördert damit auch preisverdächtige Spitzenleistungen.
Mit Christoph Fürst verfügt das IST Austria über einen eigenen Designer, der damit beauftragt wurde, die baulichen und räumlichen Qualitäten der Campusgebäude zu evaluieren und Verbesserungsvorschläge zu entwickeln. Dazu nahm Fürst jeden Baukörper genau unter die Lupe, organisierte Umfragen und führte unzählige Interviews mit den Mitarbeitern vor Ort, um herauszufinden, wo der Schuh drückt. Eine der ersten kürzlich umgesetzten Maßnahmen betrifft die Umgestaltung des Foyers im Neubau des Lab Building East. Durch den Einsatz von Ecophon-Deckensegeln konnte nicht nur die Akustik der viergeschoßigen Halle deutlich verbessert werden, auch gestalterisch zeigt sich das Foyer von nun an in einem gänzlich neuen Erscheinungsbild.
Neues Zentrum für Forschung
Den Anstoß für die Errichtung eines neuen Instituts für naturwissenschaftliche Grundlagenforschung und Postgraduiertenausbildung gab der wohl bekannteste österreichische Quantenphysiker Anton Zeilinger im Zuge der Alpbacher Technologiegespräche im Jahr 2002. Das war die ideelle Geburtsstunde des IST Austria. Gegründet von der österreichischen Bundesregierung und dem Land Niederösterreich nahm das Institut im Juni 2009 vor den Toren der Bundeshauptstadt im niederösterreichischen Klosterneuburg seinen Forschungsbetrieb auf. Seit seiner Eröffnung wächst das Institut auf dem Areal der ehemaligen Nervenheil- und Pflegeanstalt Maria Gugging kontinuierlich und soll bis zum Jahr 2026 insgesamt über 90 unterschiedliche Forschungsgruppen beherbergen.
Lab Building East
Das Lab Building East mit circa 7.000 Quadratmetern ist eines der jüngeren Gebäude auf dem Campus und der Arbeitsplatz für Forschungsgruppen aus dem Bereich Neurowissenschaft. Es wurde als eines der ersten Erweiterungsobjekte für den wachsenden Raumbedarf des Forschungszentrums errichtet. Das viergeschoßige Foyer sollte den Forschenden und Mitarbeitenden als halböffentliche Begegnungszone dienen, wurde aufgrund seiner schlechten raumklimatischen und akustischen Bedingungen aber kaum als solche genutzt.
Im Zuge der Neugestaltung wurde das Foyer mit einer dichten Bepflanzung in eine Art Indoordschungel verwandelt. Dabei übernehmen die Pflanzen nicht nur gestalterische Funktionen, sondern verbessern gleichzeitig auch das Raumklima. Vor allem aber schützen sie vor Zugluft, die im Winter eine Nutzung fast unmöglich machte. Zwei große Schiebetüren sorgten beim Betreten oder Verlassen des Gebäudes dafür, dass in der kalten Jahreszeit ein frischer Wind durchs Gebäude fegte und die Warmluft mit sich davontrug. Durch die Positionierung extrem resistenter, immergrüner Pflanzen in den beiden Eingangsbereichen wird jetzt der Kaltlufteinfall verhindert und der Windkanaleffekt unterbrochen. Für die Aufenthaltsqualität im Foyer und in den Büros in den Obergeschoßen ebenso von Bedeutung ist die Optimierung der Raumakustik. „Das Foyer erstreckt sich über vier Geschoße, und in jedem Geschoß führen jeweils vier Gänge zu den Einzel- und Kleinraumbüros. Aufgrund des Kommunikations- und Bewegungsflusses stehen die Gangtüren immer offen. Genauso wie die Türen zu den Büros, denn einerseits brauchen die Forscher zwar Ruhe zum konzentrierten Arbeiten, andererseits wollen sie aber natürlich auch am Leben außerhalb ihres Büros teilhaben“, erklärt Fürst.
Vor dem Umbau drangen alle Geräusche aus dem Foyer ungehindert in die Gänge und bis ins hinterste Büro. Abhilfe schafft nun die Akustik(kunst)installation, die Christoph Fürst entworfen hat. Im rechten Winkel wurden dafür über 50 Ecophon-Deckensegel Solo Square bzw. Solo Rectangle in den Luftraum gehängt. Stehend oder liegend im exakt rechten Winkel zueinander brechen bzw. absorbieren sie den Schall dort, wo er entsteht – direkt im Foyer –, und schaffen damit eine deutlich verbesserte Raumakustik.
Privatsphäre im öffentlichen Raum
Neben dem akustischen Effekt konnte durch den Einsatz der Deckensegel auch die räumliche Qualität wesentlich verbessert werden. „Dieser Bereich war immer als Ort der Begegnung gedacht, in dem sich die Mitarbeiter unterhalten oder diskutieren können, sich dabei aber nicht beobachtet fühlen sollten. Durch die Installation der Ecophon-Deckensegel wurden auch die Blickachsen unterbrochen. Man sieht nur noch Ausschnitte, und so konnten wir in dem großen öffentlichen Raum tatsächlich Privatsphäre schaffen“, so Fürst weiter.
Frei schwebend
Baulich erwies sich die Installation der Deckensegel als große Herausforderung. Das Atrium ist mit einem Glasdach versehen, das keine Möglichkeit zum Abhängen der Deckensegel bot. Deshalb wurde im obersten Geschoß ein Stahlnetz gespannt, von dem die nur 1,2 Millimeter starken Stahlseile der Deckensegel abgehängt sind. Durch die Aufhängung der Platten hängt das Stahlnetz in der Mitte durch, deshalb musste die Aufhängung für jede Platte auf Basis der errechneten Durchhängung des Netzes exakt berechnet werden. Das ausführende Unternehmen erhielt einen exakten Plan, in welcher Reihenfolge die Platten montiert und in welchem Winkel diese (schief) aufgehängt werden mussten, damit sie dann mit der Montage des letzten Segels wieder exakt waagrecht und in Reih und Glied hängen. „Ein gewaltiger Berechnungseinsatz, den wir ohne Computereinsatz kaum bewältigt hätten. Letztendlich haben aber alle Berechnungen gepasst, sodass die Platten wirklich auf den Millimeter genau alle parallel und im rechten Winkel zueinander im Raum schweben“, berichtet Fürst mit einer gewissen Erleichterung. (BO)
INFO-BOX
Ecophon & Saint-Gobain
Saint-Gobain Ecophon Österreich ist eine Business-Unit der Saint-Gobain Ecophon AG in Hyllinge, Schweden. Das Unternehmen steht zu 100 Prozent im Besitz der Saint-Gobain-Gruppe. Saint-Gobain gehört zu den 100 größten Industrieunternehmen weltweit. Führend auf den Märkten des Wohnens und Arbeitens entwickelt, produziert und vertreibt Saint-Gobain innovative Baustoffe sowie Hochleistungsmaterialien. Die Unternehmensgruppe bietet nachhaltige Lösungen für die Herausforderungen Wachstum, Energiesparen und Umweltschutz an. 170.000 Mitarbeiter in 66 Ländern erwirtschafteten 2015 einen Umsatz von 39,6 Milliarden Euro.
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